CSU-Streit in Niederbayern:Immer dieses Deggendorf!

Für die stolzen Straubinger ist schwer zu ertragen, dass sie im Vergleich zur kleineren Nachbarstadt Deggendorf regelmäßig den Kürzeren ziehen. Weil ausgerechnet dort nun eine Autobahndirektion entsteht, wittern einige in der CSU Verrat.

Von Wolfgang Wittl

Nur wenige Städte in Bayern rühmen sich einer so reichen Geschichte wie Straubing: Seit Tausenden Jahren siedeln die Menschen im fruchtbaren Gäuboden, die Römer waren da, die Wittelsbacher festigten hier ihre Herrschaft, die bedauernswerte Agnes Bernauer fand ihr Schicksal. Straubing ist also wer - nur für den Fall, dass jemand das vergessen haben könnte. Etwa in München. Oder in Deggendorf.

Deggendorf ist in Straubing das Reizwort schlechthin. Schlimm genug, dass man mit der kleineren Nachbarstadt konkurrieren muss. Schlimmer ist nur, dabei regelmäßig den Kürzeren zu ziehen. Das Dilemma begann, als die begehrte Hochschule vor gut 20 Jahren nicht ins siegessichere Straubing, sondern nach Deggendorf kam - und es fand mit der Behördenverlagerung seine jüngste Fortsetzung. Dass das wirtschaftlich gesunde Straubing übergangen wurde, war gerade noch zu verschmerzen. Bis man erfuhr, dass ausgerechnet das prosperierende Deggendorf mit einer Autobahndirektion und 160 Stellen beglückt wurde.

Immer dieses Deggendorf. Von der viel beschworenen Einheit der niederbayerischen CSU jedenfalls war in Straubing nichts mehr zu hören. Zu den Rädelsführern des Verrats wurden die Kabinettsmitglieder aus dem Bayerischen Wald auserkoren. Selbst dem ewig charmanten Oberbürgermeister Markus Pannermayr rutschte das Lächeln aus dem Gesicht, als er sich öffentlich Landwirtschaftsminister Helmut Brunner vorknöpfte. Man sei es leid, ständig abgespeist zu werden. Und Josef Zellmeier, der CSU-Fraktionsgeschäftsführer im Landtag, tobte: Das werde Folgen haben.

Siehe da: Als OB Pannermayr sich auch noch bei Heimatminister Markus Söder beschwerte, wurde tags darauf flugs der Start für ein zig Millionen teures Beratungszentrum genehmigt. Jener Söder ist übrigens auch Festredner beim diesjährigen Gäubodenfest - allerdings nur Ersatz, wenn man so will.

Er springt für SPD-Chef Sigmar Gabriel ein, der abgesagt hat. Vielleicht hätte sich Straubing einiges ersparen können, wenn man Söder zuerst gefragt hätte. Kleiner Tipp für den Minister: Die Tradition verlangt, dass der Redner ein politisches Geschenk mitzubringen hat. Nur Deggendorf sollte darin nicht vorkommen.

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