CSU:Seehofer verliert auch in seinem CSU-Heimatverband an Rückhalt

Landtag Bayern

Innenminister Joachim Herrmann (Mitte) spielt als möglicher CSU-Chef eine Schlüsselrolle in den Planungen von Seehofer. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ist aus dem Rennen für höhere Ämter ausgeschieden.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • CSU-Chef Horst Seehofer verliert auch bei Landtagsabgeordneten seines oberbayerischen CSU-Heimatverbands an Rückhalt.
  • Bei einem Treffen von gut einem Dutzend oberbayerischen Parlamentariern wurde die Forderung nach einem "geordneten Übergang" noch vor der Landtagswahl 2018 erhoben.

Von Wolfgang Wittl

Ein gutes Steak hinzubekommen, klingt banal, ist aber alles andere als das. Es muss scharf angebraten werden, danach sollte es bei geringer Hitze garen - das verspricht höchsten Genuss. Im neuesten Magazin der CSU-Landtagsfraktion haben gleich mehrere Abgeordnete unter Demonstration eigener Kochfertigkeiten ihre Lieblingsgerichte vorgestellt: Dampfnudeln, Krautkrapfen, Schweinsbraten. Steaks waren nicht dabei, das Rezept lässt sich aber auch hervorragend beim eigenen Parteivorsitzenden anwenden. Erst scharf angehen, dann beständig auf kleiner Flamme grillen - so ergeht es Horst Seehofer seit der Bundestagswahl.

Der Unmut über das miserable Ergebnis hat sich nun auch in zwei Regionen entladen, in denen Seehofers Unterstützer verortet werden. Viereinhalb Stunden saßen 15 der 25 oberbayerischen Abgeordneten am Mittwoch im Landtag zusammen. Obwohl nach einer inhaltlichen Unterredung zunächst nur ein Termin gesucht wurde, um über die künftige personelle Aufstellung zu sprechen, entspann sich daraus eine zweistündige "Generaldebatte", wie es einer der Teilnehmer nannte - mit einer unangenehmen Klangfarbe für Oberbayerns CSU-Chefin Ilse Aigner.

Die stellvertretende Ministerpräsidentin wurde mitunter barsch aufgefordert, ein differenzierteres Bild von der Stimmung in Oberbayern zu zeichnen, als sie das bislang getan habe. Immer wieder fielen die Worte "geordneter Übergang" mit Blick auf das kommende Jahr. Die erste Frage sei, ob man mit Seehofer überhaupt noch die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl verteidigen könne. Und zweitens, falls nicht, wie man dann weiter vorzugehen habe. Es reiche jedenfalls nicht, planlos in den Parteitag zu gehen, sondern man müsse vorher alle Personalien klären.

Als Chefin des größten CSU-Bezirks wurde Aigner aus den eigenen Reihen nahegelegt, diesen Prozess mitzusteuern. Auch Oberbayern wie Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet, die nicht dem Lager von Seehofers Widerpart Markus Söder zuzurechnen sind, sollen sich so geäußert haben. "Einhellig" sei die Meinung gewesen, berichten Teilnehmer. Andererseits waren Seehofer-Fürsprecher wie Staatskanzleichef Marcel Huber zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr anwesend. "Ich hoffe", sagte einer der Abgeordneten über Aigner, "sie hat den Arbeitsauftrag verstanden." Dem dürfte so sein. Am Freitag war zu hören, Aigner werde Seehofer um ein umfassendes Gespräch noch vor dem Parteitag bitten - wahrscheinlich sogar in großer Runde mit allen Bezirksvorsitzenden.

Auch niederbayerische Abgeordnete trafen sich, sie stimmten sich für ein geplantes Gespräch mit Seehofer über Hochschulen und Verkehrsfragen ein. Sie berichteten aber ebenfalls von Wünschen der Mitglieder, es müsse sich etwas ändern. Über Konsequenzen sei allerdings nicht gesprochen worden - auch nicht über Forderungen der Basis in Niederbayern, dass ein Übergang zwangsläufig zu Söder führen müsse. Auch Innenminister Joachim Herrmann gilt als Kandidat für ein herausgehobenes Amt, etwa als Parteichef, der dann als gestärkter Bundesinnenminister über die Flüchtlings- und Sicherheitspolitik wache.

Nicht wenige in der CSU könnten sich so ein Szenario vorstellen. Jedoch bräuchte es dafür Herrmanns Bereitschaft, sich für den Parteivorsitz zu bewerben. Söders Freunde behaupten, dem Innenminister mangele es an Mut und Entschlossenheit. Herrmann lasse sich von Söders Drohung beeindrucken, er werde dann selbst für den CSU-Vorsitz kandidieren. "Den Herrmann würde Söder in einer Wahl nicht packen", sagt hingegen ein CSU-Mann, der keinem Lager zuzurechnen ist.

Seehofer würde dann wohl selbst noch einmal als Ministerpräsident antreten. Wie auch immer: Der Druck auf Seehofer, in den Personalfragen eine Antwort zu liefern, steigt. Nach der jüngsten Vorstandssitzung erklärte er: Es sei klar, dass er vor dem Parteitag mit allen sprechen werde, "die Verantwortung tragen und die es angeht". Durch die Verschiebung auf Mitte Dezember bleiben nun aber noch zwei Monate.

Die Partei erweckt nicht den Eindruck, als wolle sie so lange warten. Sollte Seehofer bereit sein, Söder die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl zu überlassen, dürfe er mit einem hervorragenden Ergebnis als Parteichef rechnen, sagen Söder-Freunde. Und im Umkehrschluss? Außerdem müsste Seehofer als Preis dann sein Amt als Regierungschef aufgeben. Ein Wechsel nach Berlin? Seehofer hat stets betont, er bleibe bis zum letzten Tag seiner Amtszeit Ministerpräsident - mindestens. Es köchelt weiter.

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