CSU:Sechs magere Jahre

Drei Wahlniederlagen, personelle Kapriolen und ein Bankdebakel: In der einst so stolzen CSU reiht sich Desaster an Desaster. Und der Ton wird rauer - auch gegen Parteichef Seehofer. Eine Chronologie in Bildern

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Hundemode, CSU, dpa

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Es sind schwere Zeiten für die CSU, die heute zu ihrer Klausurtagung der Landesgruppe in Wildbad Kreuth zusammenkommt.

In der einst so stolzen Partei reiht sich Desaster an Desaster - und die Parteioberen müssen sich zähneknirschend heftige Kritik aus den eigenen Reihen gefallen lassen.

"Ihr lauft ja nur mit eingekniffenem Schwanz rum", haben Parteimitglieder im oberpfälzischen Markt Rieden zum Beispiel einem Kabinettsmitglied gesagt, das sie besuchen kam. Aus der kraftstrotzenden Partei ist ein geschlagener Hund geworden. Einer, der vor Angst jault und die Kanzlerin ankläfft.

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Markus Rinderspacher, Horst Seehofer, SPD, CSU. dpa

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Auch die Opposition hackt auf der CSU herum - was an sich nun nichts Neues ist. Doch der Ton, in dem der neue SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher über die Regierungspartei schimpft, ist ungewöhnlich scharf: "Politische Nullen", "Taugenichtse" und "Totalversager".

Allerdings kam es noch härter:

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Hans Magnus Enzensberger, CSU, dpa

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Anstatt über die CSU zu poltern, trösten manche Gegner sie inzwischen. Nach dem desaströsen Ergebnis in der Bundestagswahl etwa ging der Literat Hans Magnus Enzensberger mit Peter Gauweiler essen. Er solle nicht so deprimiert sein, sagte Enzensberger zu Gauweiler. Der war von den Socken: "Ich dachte erst, er will mich auf den Arm nehmen."

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Edmund Stoiber, Horst Seehofer, Theo Waigel, CSU, dpa

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Genauso ernst wie Enzensberger hat allerdings auch der Ehrenvorsitzende Theo Waigel (rechts im Bild) seine Worte gemeint, als er kurz vor Weihnachten in einer Kabinettssitzung sagte, die Krise wegen der BayernLB sei "die schwerste der CSU, die wir je zu bewältigen hatten".

Es könnte auch Seehofers (Mitte) ganz persönliche Krise werden, denn kurz vor der Klausur in Wildbad Kreuth werfen ihm Parteianhänger der Bild zufolge "Heuchelei" vor, weil er gegen Beckstein und andere ermitteln lasse und mögliche eigene Fehler verschweige.

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Franz Josef Strauß, CSU, AP

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Inzwischen weiß die CSU-Führung nicht einmal mehr, welchen Sündenbock sie feuern könnte. Wer Rang und Namen hatte, ist schon weg: Stoiber, Faltlhauser, Huber.

Viele hoffen nun auf Karl-Theodor zu Guttenberg. Doch der muss erst einmal den Untersuchungsausschuss überstehen.

Ob das gelingt, ist fraglich. Denn offenbar hat die CSU wörtlich genommen, was einst Franz-Josef Strauß sagte: "Manche Dinge muss man auch zu Ende faulen lassen."

Faul jedenfalls ist in der Partei schon lange etwas. Eine Chronologie des Niedergangs von Kassian Stroh:

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Edmund Stoiber, CSU, Europawahl, dpa

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13. Juni 2004:

57,4 Prozent bei der Europawahl, Stoiber ist weiter obenauf. Beim Jubeln übersieht die CSU aber, dass sie in absoluten Zahlen massiv Wähler verliert. Das Prozentergebnis ist nur wegen der geringen Wahlbeteiligung so hoch.

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Edmund Stoiber, CSU, Reuters

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18. September 2005:

49,2 Prozent stehen am Ende als Ergebnis der Bundestagswahl, von nun an heißt es nur noch: 40+X. Es wird Kritik an Stoibers Führungsstil laut. Tröstlich nur: Die CSU kann in einer großen Koalition wieder in Berlin mitregieren.

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Edmund Stoiber, CSU, ddp

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1. November 2005:

Während der Koalitionsverhandlungen bastelt Stoiber für sich ein Super-Bundeswirtschaftsministerium zusammen, in München beginnt der Nachfolgekampf zwischen Erwin Huber und Günther Beckstein. Er reißt tiefe Gräben, die heute noch zu spüren sind.

Am 1. November schwenkt Stoiber urplötzlich um, bleibt doch an der Isar. Die Partei ist schockiert, in den folgenden Tagen bricht sich der ganze Unmut über Stoiber Bahn.

Wirtschaftsminister wird übrigens Michael Glos, der aber im Amt nie eine glückliche Figur abgibt. Der Anfang vom Ende der Wirtschaftskompetenz der CSU, heißt es heute.

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Edmund Stoiber, CSU, Oktoberfest 2006, ddp

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Das lange Jahr 2006:

Mit Demutsgesten versucht Stoiber, Vertrauen wiederzugewinnen. Er stabilisiert sich etwas und spricht Ende 2006 davon, nun beginne die letzte Etappe seines politischen Lebens, er wolle sein Haus gut bestellen.

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Edmund Stoiber, CSU, Abgang, ddp

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18. Januar 2007:

Waigel spricht von der "größten Krise seit 1948": Die Spitzelvorwürfe von Gabi Pauli lösen in der CSU eine Lawine aus, am 18. Januar gibt Stoiber auf. Seine Schlussetappe war nur kurz. Nun will Beckstein Ministerpräsident werden, Huber CSU-Chef. Doch das will auch Horst Seehofer, der seine Kandidatur zum Erstaunen vieler Parteifreunde partout nicht aufgeben will.

Es folgen acht quälend lange Wahlkampfmonate. Stoiber, noch bis September im Amt, gönnt seinen Nachfolgern keinen noch so kleinen Erfolg, diktiert ihnen vielmehr ein milliardenteures Zukunftsprogramm als Vermächtnis.

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Günther Beckstein, CSU, Oktober 2008, dpa

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29. September/9. Oktober 2008:

Seehofer verliert beim Parteitag, Huber und Beckstein kommen ins Amt, aber nicht recht in Tritt. Parteifreunde mosern bald über zu wenig Schlagkraft in Berlin, in München müssen sich die beiden mit Stoibers Hinterlassenschaften auseinandersetzen - etwa mit dem umstrittenen Prestigeprojekt Transrapid, das Beckstein aus Kostengründen stoppt.

Weitere Reformen werden korrigiert. Am Horizont tauchen zudem die Bilanzprobleme der Landesbank auf; als Finanzminister muss sich Huber des Vorwurfs erwehren, er verschweige die wahre Lage der Bank.

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Günther Beckstein, CSU, ddp

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2. März 2008:

Bei der Kommunalwahl erlebt die CSU eine Pleite: mit 40,0 Prozent das schlechteste Ergebnis seit fast 50 Jahren. Es gibt kein X mehr hinter der 40. Hektisch wird das strenge Rauchverbot als Ursache ausgemacht; hin und her diskutiert die CSU, ob es gelockert werden soll. Es bleibt dann doch.

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Erwin Huber, CSU, ddp

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28. September 2008:

Die CSU verliert ihre absolute Mehrheit im Landtag (43,4 Prozent). Beckstein und Huber (Bild) werden gestürzt, Seehofer übernimmt mit tatkräftiger Hilfe Stoibers beide Ämter. Da er sich für alternativlos hält, erlaubt es sich Seehofer, Parteifreunde reihenweise vor den Kopf zu stoßen. Die Landtagsneulinge von der FDP, die über Nacht mitregieren dürfen, hofiert er anfangs. Das Rauchverbot wird gelockert.

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Bayerische Landesbank, BayernLB, CSU, Seyboldtpress

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November 2008:

Die Landesbank ist wegen riskanter Geschäfte am Ende. Nur mit zehn Milliarden aus der Staatskasse überlebt sie. Die Wirtschaftskompetenz der CSU mehren solche Vorgänge nicht.

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Michael Glos, CSU, ddp

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7. Februar 2009:

Entnervt von Seehofer schmeißt Glos hin. Sein Nachfolger wird Karl-Theodor zu Guttenberg. Er avanciert auf Grund seines geschliffenen Auftretens zum Liebling der Basis, die in ihm den künftigen Parteichef sieht.

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Horst Seehofer, CSU, ddp

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7. Juni 2009:

"Die CSU ist wieder da", jubelt Seehofer nach der Europawahl. Als Ergebnis steht da: 48,1 Prozent. Beim Jubeln übersieht die CSU aber, dass sie weiter Wähler verliert. Nicht einmal mehr zwei Millionen Bayern haben sie angekreuzt. Seehofer bedient weiter Klientelinteressen: zum Beispiel von Bauern, Beamten, Gastronomen.

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Horst Seehofer, CSU, Seyboldtpress

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Sommer 2009:

Im Wahlkampf attackiert Seehofer die FDP als Partei der sozialen Kälte, Bayerns Liberale stellt er als Nieten dar. Offiziell ist die FDP Wunsch-Koalitionspartner der CSU.

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Horst Seehofer, CSU, Lebkuchenherz, dpa

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27. September 2009:

Bei der Bundestagswahl triumphiert die FDP, Seehofer muss 42,5 Prozent erklären. Nur 1949 war die CSU noch schlechter. Schwarz-Gelb kann in Berlin aber regieren, Seehofer bleibt mangels Alternative im Amt - und weil in der CSU ein jährlicher Führungswechsel als wenig erfolgsträchtig erachtet wird.

Guttenberg wird Verteidigungsminister und gerät wegen des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr bald ins Kreuzfeuer.

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Volksbegehren zum Nichtraucherschutz, dpa

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Dezember 2009:

Erst bricht ein Volksbegehren gegen das laxe Rauchverbot alle Rekorde. Dann steht die Hypo Alpe Adria, erst 2007 von der Landesbank gekauft, vor dem Aus. Bayern muss 825 Millionen Euro hinlegen, um den Laden wieder loszuwerden. Gekostet hat das ganze Abenteuer am Ende 3,7 Milliarden Euro.

Die Politiker, die 2007 den Kauf gebilligt haben, geraten in die Kritik, auch Finanzminister Georg Fahrenschon. Der Vorwurf an ihn: Er verschleiere die Aufklärung des dubiosen Milliardendeals.

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Horst Seehofer, CSU, dpa

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Mitte Januar 2010:

Die BR-Sendung "Kontrovers" veröffentlicht ihre aktuelle Umfrage zur politischen Stimmung in Bayern - die CSU sitzt gerade in Kreuth beisammen. Schon jetzt rechnen in der Partei die meisten damit, dass auf dem Papier ein 30+X-Ergebnis stehen wird. Doch sie haben Glück und landen bei 41 Prozent.

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© sueddeutsche.de
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