CSU:Rüffel für Haderthauer

Entsetzen in der CSU: Wegen ihrer Äußerung über CSU-Idol Strauß erhält Sozialministerin Haderthauer Kritik aus der Parteizentrale - und erntet Spott von der Opposition.

Ausgerechnet eine frühere CSU-Generalsekretärin rüttelt am CSU-Denkmal von Franz Josef Strauß: Die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer sprach dem langjährigen CSU-Chef in einem Interview die Vorbildfunktion ab. Die Opposition reagierte am Freitag mit Spott, in der CSU-Zentrale herrschte Entsetzen.

CSU: Sozialministerin Christine Haderthauer: Rüffel aus der Parteizentrale.

Sozialministerin Christine Haderthauer: Rüffel aus der Parteizentrale.

(Foto: Foto: Getty Images)

Haderthauer sagte dem Regionalradiosender Radio IN in Ingolstadt, Strauß sei "superinteressant und imponierend und faszinierend" gewesen, als Vorbild empfinde sie ihn aber nicht. "Da gab's ja dann doch viele Dinge, die ich jetzt vielleicht anderen nicht zur Nachahmung empfehlen würde", argumentierte die Ministerin - und lachte vielsagend.

Auf die Frage nach Vorbildpolitikern fiel Haderthauer auch kein anderer Parteifreund ein: Sie nannte mit dem früheren Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem Ex-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zwei CDU-Politiker und hob mit Hildegard Hamm-Brücher gar eine FDP-Frau besonders hervor: "Die fand ich immer stark."

Die bayerische FDP-Generalsekretärin Miriam Gruß reagierte begeistert. "Ich finde es großartig, dass eine CSU-Ministerin die Liberale Hildegard Hamm-Brücher als Vorbild bezeichnet", sagte Gruß und rief Haderthauer dazu auf, der FDP-Politikerin auch nachzueifern.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, Harald Güller, betonte: "Dass Strauß keine Vorbildfunktion hat, sagt die SPD schon lange." Haderthauer müsse dies nun auch "ihrem Ministerpräsidenten" Horst Seehofer (CSU) klar machen, "der auf einem neuen Retrotrip, sprich Personenkult ist".

Und Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause spottete: "Es geschehen ungeheuerliche Dinge in der CSU, für einen überzeugten CSUler muss sich so etwas wie Gotteslästerung anhören." Ihr sei beim Lesen von Haderthauers Aussage spontan eingefallen: "Man kann nur beten: Heiliger Franz Josef, bitte für sie, dass sie wieder auf den rechten Weg zurückfinden möge."

Alles andere als amüsiert zeigte man sich in der CSU-Zentrale. Generalsekretär Alexander Dobrindt rüffelte seine Vor-Vorgängerin umgehend. "Bei manchen Politikern würde man sich durchaus wünschen, dass sie sich Strauß mehr zum Vorbild nehmen", sagte Dobrindt. Strauß sei der "Architekt des modernen Bayern" und habe "unendlich viel" für das Land getan.

Umweltminister Markus Söder, ebenfalls ein Ex-CSU-Generalsekretär, stellte im Münchner Merkur klar: "Für mich und jeden echten CSUler ist Strauß das große Vorbild." Und Ex-CSU-Chef Erwin Huber betonte: "Strauß hat die CSU geprägt wie kein anderer und war vorbildlich für eine ganze Politikergeneration." Seine "Überzeugungstreue und sein Weitblick" seien auch für heutige Politiker unverändert ein Beispiel.

Die Chefin der Frauen-Union, Emilia Müller, bemühte sich, die Wogen zu glätten: "Das hat die Christine sicher so nicht gemeint", sagte sie dem Blatt. "Für einen echten Bayern ist FJS eine politische Persönlichkeit, die Bayern zu seiner Blüte verholfen hat."

Haderthauer ruderte denn auch etwas zurück. "Durch die Zusammenstellung von Ausschnitten eines Radiogesprächs ist ein unzutreffender Eindruck entstanden", sagte sie. Deshalb liege ihr viel daran, klarzustellen, dass Strauß "Einzigartiges geleistet hat für Bayern und die CSU und Deutschland als Wegbereiter der deutschen Einheit". Die Bewunderung für seine "charismatische Kraft und sein Intellekt" seien für sie persönlich auch der Grund gewesen, 1984 mit 21 Jahren in die CSU einzutreten.

Die Familie der CSU-Ikone zeigte sich demonstrativ unbeeindruckt von der Diskussion. "Das sehe ich gelassen", sagte Sohn Franz Georg Strauß. Für ihn sei es "überhaupt keine Frage", dass sein Vater ein Vorbild sei. Mit Blick auf Haderthauer fügte er hinzu: "Sie kann ja versuchen, es besser zu machen als Strauß. Ich wünsche ihr viel Glück und Erfolg dabei."

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