Parteitag der Münchner CSU:Drei Nachfragen, alle Stimmen

Josef Schmid.

Fraktionschef ist er schon, Bürgermeister will er noch werden: Josef Schmid am Montag im Münchner Rathaus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Parteitag wie ein Familienfest: Die CSU fackelt am Abend nicht lange und winkt die Vereinbarung mit der SPD durch. Nach drei Jahrzehnten will sie endlich wieder einen Bürgermeister stellen.

Von Melanie Staudinger

Eine kurze Rede vom Bezirksvorsitzenden Ludwig Spaenle, eine etwas längere von Fraktionschef Josef Schmid und ganze drei Nachfragen aus dem Publikum: Nach nur eineinhalb Stunden hat die Münchner CSU die Koalitionsvereinbarung mit der SPD einstimmig verabschiedet. Mit größerem Gegenwind hatten die CSU-Oberen ohnehin nicht gerechnet. Und vielleicht ist es auch von Vorteil gewesen, dass die Christsozialen nicht alle Mitglieder zu einem Parteitag laden mussten (dafür hätte schlicht die Zeit laut Parteistatut nicht ausgereicht), sondern lediglich ihre Mandats- und Funktionsträger. Und dennoch wirkte Spaenle angesichts der kurzen Zeit ein wenig überrascht: "Wie immer waren wir schneller. Nun warten wir auf die Sozialdemokratie."

Zuvor hatten Spaenle und Schmid für ein Bündnis mit der SPD geworben, für ihren 20 Punkte umfassenden Plan, was beide Parteien politisch vorhaben bis 2020. "Ich sehe mich nicht in totaler Jubel- und Feierstimmung", sagte Schmid. Er habe gelernt, eine gewisse emotionale Reserviertheit beizubehalten und Entscheidungen erst einmal abzuwarten. Vor allem die, die die SPD-Basis am gleichen Abend zu treffen hatte.

"Mit den Grünen war keine tragfähige Lösung zu entwickeln."

Schmid warb selbstbewusst für die Kompromisse, die seine Verhandlungsdelegation erzielt hatte. Der Weiterbau der U 5 nach Pasing, die Verlängerung der U 4 nach Englschalking, die Schulbauoffensive und die Tatsache, dass Referentenposten künftig nach fachlicher Qualifikation besetzt werden sollen - das kam an bei den Christsozialen. Schmid sprach von seiner Enttäuschung, nicht OB geworden zu sein - und bekam dafür Applaus.

Auch sonst glich die CSU-Veranstaltung eher einem großen Familienfest. Kurz vor Beginn um 19 Uhr waren die meisten Plätze noch unbesetzt. Die Mitglieder trudelten erst langsam ein und mit ihnen der Bezirksvorstand. Spaenle, sein Stellvertreter Georg Eisenreich und Schmid begrüßten jeden Gast mit Handschlag.

Es wurde gelacht bei der CSU, gefeixt und teilweise wurden entsetzt die Köpfe geschüttelt. Immer dann nämlich, wenn das Gespräch auf die Grünen kam. "Am meisten hat mich geärgert, dass uns die Grünen als die Ewiggestrigen hingestellt haben", sagte Stadtrat Marian Offman. Schmid nahm das Wort "skurril" in den Mund, wenn er von der Verhandlungstaktik der Ökopartei sprach. Und Spaenle sagte: "Mit den Grünen war keine tragfähige Lösung zu entwickeln."

Mit der SPD hingegen habe man, so erklärte die CSU-Spitze, eine vertrauensvolle Basis gefunden. Die Mitglieder nahmen das so hin. Die Option, nach mehr als 20 Jahren endlich wieder einen Bürgermeister in München zu stellen, die rot-grüne Koalition zum Scheitern gebracht zu haben, ist offenbar zu verlockend, als dass irgendjemand im Hofbräukeller eine Revolution anzetteln wollte.

Die anwesenden CSU-Politiker votierten einstimmig für das Rathausbündnis und dafür, dass Schmid als Bürgermeister kandidiert. Der verabschiedete sich um 21 Uhr zu seiner Frau, die ihren Geburtstag feierte. Beruhigt war er allerdings nicht ganz, denn das Meinungsbild der SPD stand zu diesem Zeitpunkt noch aus.

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