CSU:"Lassen Sie die Tassen im Schrank, Herr Medizinalrat!"

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Die Zeiten, in denen Politiker sagten, was sie meinten, sind vorbei. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Das sagte Horst Seehofer, als es um seinen Gesundheitszustand ging. Doch der Ministerpräsident ist nicht der einzige bayerische Politiker, bei dem man sich manchmal fragt, was er eigentlich meint.

Von Sebastian Beck

Am Montag hat Ministerpräsident Horst Seehofer dem Berichterstatter der SZ nach Fragen zu seiner Gesundheit den Rat gegeben: "Lassen Sie die Tassen im Schrank, Herr Medizinalrat!" Nun ist es so, dass sich Journalisten schon mal Gedanken darüber machen, was Politiker meinen, wenn sie was sagen. Innenminister Joachim Herrmann beispielsweise sagt oft sehr wenig, meint damit aber sehr viel.

Bei Edmund Stoiber und Markus Söder ist es eher umgekehrt. Ihr Parteifreund Alexander Dobrindt hat vor einen einigen Jahren diesen Ausspruch getan, an dem sich Germanisten seither abarbeiten: "Diejenigen, die gestern gegen Kernenergie, heute gegen Stuttgart 21 demonstriert, agitiert haben, die müssen sich dann auch nicht wundern, wenn sie übermorgen irgendwann ein Minarett im Garten stehen haben."

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Es stimmt ja, wenn man von einer Demo zurückkommt und im Garten auf einmal ein Minarett steht, dann kann man sich schon mal die Frage stellen: Liegt das am neuen Blutdrucksenker oder habe ich in der Mittelstufe zu viel gekifft? Aber was der weise Dobrindt damit wirklich gemeint hat, bleibt so geheimnisvoll wie der buddhistische Koan: Ein Mönch fragte Joshu: "Hat ein Hund Buddha-Natur oder nicht?" Joshu antwortete: "Mu."

Um aber auf Seehofer zurückzukommen, er hat sehr wahrscheinlich nicht seinen eigenen Schrank, sondern den des SZ-Berichterstatters gemeint. Den Spruch hat er zuletzt nachweislich im September benutzt, und zwar im Zusammenhang mit der Kritik an der Erdverkabelung von Stromleitungen. "Wir müssen schon noch die Tassen im Schrank lassen", sagte Seehofer. Aha, dann ist ja alles klar.

Schade, dass Wirtschaftsminister Otto Wiesheu schon so lange im Ruhestand ist. Er war mehr der Clint-Eastwood-Typ und hat immer genau das gesagt, was er gemeint hat. Als die Oberlandbahn einst mit einer Pannenserie auf sich aufmerksam machte, da soll er einem arroganten Manager aus Hamburg in einer Besprechung gedroht haben: "Wenn der Zug bis November ned fahrt, dann hau i eana oane auf d'Nuss, dass' pfeift." Der Manager hat wahrscheinlich nicht verstanden, was Wiesheu gesagt hat, aber durchaus kapiert, was er gemeint hat. Dem Vernehmen nach antwortete der Mann darauf weder mit Mu noch Mäh.

© SZ vom 03.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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