CSU: Koschyk und das Hunde-Video:Wahlkampf mit Wauwau

CSU-Politiker Hartmut Koschyk wirbt in einem Wahlwerbespot damit, er mache "nicht nur Hunde glücklich". Der Mann setzt auch im Netz neue Maßstäbe.

Michael König und Lilith Volkert

Wenn es um Nora geht, ist Hartmut Koschyk (CSU) kein Termin zu wichtig. Er geht dann sogar im Bundestag ans Telefon, zur Not auch während einer Parlamentssitzung. Nora ist wichtig für Koschyks Wahlkampf. Denn sie fühlt sich zurückgesetzt, weil der verheiratete Politiker keine Zeit mehr für sie hat. Das hat sie der Öffentlichkeit mitgeteilt.

Dem Parlamentarischen Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe ist diese Angelegenheit nicht peinlich. Im Gegenteil, er wirbt sogar damit. Nora ist sein Hund, genauer: ein Labrador-Retriever-Mischling. Und Nora kann sprechen - zumindest in dem Wahlkampf-Werbespot, den Koschyk in einem Kino in seinem Wahlkreis Bayreuth ausstrahlen lässt. Auch bei Youtube ist der Spot zu sehen. Mehr als 2000 Mal wurde er dort schon angeklickt. Tendenz: steigend, denn Noras Auftritt wird in diversen Blogs und bei Twitter diskutiert.

In dem Video ist zunächst nur ein Foto des cremefarbenen Tieres zu sehen. Aus dem Off erklingt Noras Hundestimme: "Uuuuh, hoffentlich ist die Wahl bald vorbei", heult sie. Dann wird auch Koschyk eingeblendet, der in einem Garten neben ihr sitzt. Nora hechelt und sagt: "Damit mein Herrchen auch mal wieder mehr Zeit für mich hat." Der Spot endet mit dem Slogan: "Am 27. September: Hartmut Koschyk. Macht nicht nur Hunde glücklich."

Nicht erst seit Koschyk, der im Kampf um den oberfränkischen Bezirksvorsitz eine Niederlage gegen Karl-Thodor zu Guttenberg einstecken musste, ist die CSU die Kläffer-Partei Deutschlands. Markus Söder schwärmt auf seiner Homepage von der Labrador-Dame Fanny, die "einfach zur Familie dazu gehört." Auch Justizministerin Beate Merk geht mit ihrem Vierbeiner Gassi.

Andere Politiker sind nicht als Hundebesitzer bekannt, identifizieren sich aber offenbar mit dem Tier: "Ich leide wie ein Hund", sagte Edmund Stoiber, nachdem er 2005 auf einen Ministerposten in Berlin verzichtet und seine Partei damit in Bedrängnis gebracht hatte. Sein Nachfolger als bayerischer Ministerpräsident, Günther Beckstein, bekannte in einem Interview: "Ich bin lieber ein harter Hund als ein Weichei." Als die CSU unter seiner Ägide bei der Landtagswahl 2008 drastisch an Stimmen verlor, wurde dafür auch die wohlwollende Haltung gegenüber einem Leinenzwang im Englischen Garten in München verantwortlich gemacht.

Seit den alten Germanen ist der Haushund als Begleiter des Menschen etabliert. Ihm werden Treue und ein hervorragender Instinkt bescheinigt - so etwas lässt ein Politiker gern auf sich projizieren. Koschyk sagt hingegen, er habe nur einen Spot drehen wollen, der "nicht so bierernst" sei. Das Ergebnis findet er "ganz toll".

Koschyk ist ein Internet-Aktivist besonderer Güte. der parlamentarische Geschäftsführer der CSU im Bundestag nennt seine Homepage kurz und bündig: "Koschyk: Das politische Online-Magazin". Seine Auftritte bei Ortsterminen, zum Beispiel im Wirtshaus mit Wirtshausmusikern, sind in der Videoreihe "Koschyk ganz nah dran" verewigt.

Im Internet gehen die Meinungen über die Hundenummer der CSU-Politikers auseinander. Beim Kurznachrichtendienst Twitter reichen sie von "Koschyk wäre ein gutes Maskottchen für Hundefutter" über "Lieber Gott, lass es ein Fake sein" bis "So etwas hätte ich nicht von ihm erwartet". Kaum jemand gratuliert dem Politiker dazu, mit wenig Aufwand viel Aufmerksamkeit erzeugt zu haben.

Dabei gibt es in Bayern sogar eine passende Redewendung: "A Hund is er scho'!"

Auch im SZ-Blog Schaltzentrale von Johannes Boie.

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