Manchmal ist ein kurzer Brief besser als ein sehr langes Interview. Nach der Lektüre des vorerst letzten Interviews von Karl-Theodor zu Guttenberg wusste man nicht so recht, was der Mann aus seinem annus horribilis gelernt hat - es sei denn, wie man sich trotzdem gut verkauft.
Karl-Theodor zu Guttenberg wird nicht in die Politik zurückkehren.
(Foto: REUTERS)Nun aber hat er einen Brief geschrieben, und das offenbar, weil er, vielleicht erst seit dem Interview, doch etwas gelernt hat. "Zeit und Abstand" seien nötig; Fehler und Schuld gelte es aufzuarbeiten. Deswegen will er nicht nur 2013 nicht in die Politik zurückkehren, sondern "auf lange Sicht" auch nicht mehr öffentlich in Deutschland auftreten.
Guttenberg hat, mehr noch als Christian Wulff, die Menschen in Deutschland polarisiert. Sein Sturz war so dramatisch, weil er für viele im sogenannten bürgerlichen Lager eine Zukunftshoffnung zu verkörpern schien, die ausgerechnet durch einen flagranten Verstoß gegen bürgerliche Werte - Ehrlichkeit, Sorgfalt, mehr sein als scheinen - zunichtegemacht wurde. Unter Professoren und Bildungsbürgern war das Entsetzen über Guttenberg am größten.
Natürlich bedeutet dies nicht lebenslange Verdammnis oder Buße. Gefehlt haben etliche, auch solche, die heute noch oder wieder Spitzenpositionen bekleiden bei Schwarz, Rot oder Grün. Auch Guttenberg ist rehabilitierbar, was aber in erster Linie davon abhängt, ob er es selbst ehrlich annimmt, dass er sich rehabilitieren muss und eben kein Opfer von Verfolgern und bösen Umständen war. Der Wortlaut des Briefes legt nahe, dass bei Guttenberg dieser Prozess nun wirklich begonnen hat. Er wird lange Zeit beanspruchen. Aber schon das Sprichwort weiß: Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.