CSU-Generalsekretär Dobrindt:Blitzkarriere Nummer zwei

Horst Seehofer hält an seinem Verjüngungskurs fest: Auch der neue Generalsekretär Alexander Dobrindt ist unter 40, nur Insidern bekannt und steigt auf wie ein Komet.

Birgit Kruse und Bernd Oswald

Beim diesjährigen Neujahrsempfang zitierte Alexander Dobrindt noch launig Karl Valentin: "Früher war die Zukunft auch besser." Nun hat die Zukunft den weithin unbekannten Bundestagsabgeordneten aus Oberbayern eingeholt. Der 38-Jährige soll Nachfolger des CSU-Generalsekretärs Karl-Theodor zu Guttenberg werden, der wiederum das Bundeswirtschaftsministerium vom amtsmüden Michael Glos übernimmt.

CSU-Generalsekretär Dobrindt: CSU-Spitzenleute im Dreierpack: Karl-Theodor zu Guttenberg, künftiger Bundeswirtschaftsminister, Parteichef Horst Seehofer und der designierte Generalsekretär Alexander Dobrindt (von links nach rechts)

CSU-Spitzenleute im Dreierpack: Karl-Theodor zu Guttenberg, künftiger Bundeswirtschaftsminister, Parteichef Horst Seehofer und der designierte Generalsekretär Alexander Dobrindt (von links nach rechts)

(Foto: Foto: AP)

Damit legt Dobrindt eine ähnliche Blitzkarriere hin wie sein Vorgänger Guttenberg, der erst vor drei Monaten vom kaum bekannten Bundestagsabgeordneten zum CSU-Generalsekretär aufgestiegen war.

In jenen Oktober-Wochen, in denen CSU-Chef Horst Seehofer zum großen Personalrevirement ansetzte, war Dobrindt selbst vereinzelt als Generalsekretär oder als Verbraucherschutzminister gehandelt worden.

Damals kamen dann Guttenberg und Ilse Aigner zum Zug, doch Dobrindt gelang wenige Wochen später ein kleiner Karrieresprung. Mitte November setzte er sich in einer Kampfabstimmung um den Vorsitz der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der Unionsfraktion mit 20:16 Stimmen gegen die Würzburger Bundestagsabgeordnete Marion Seib durch. Die Unterfränkin zeterte damals "Talentschuppen versus Meisterklasse" und "alles muss von Oberbayern entschieden werden" und kündigte für 2009 ihren Rückzug an.

In der Tat hat das ohnehin schon als einflussreichster Bezirk geltende Oberbayern seit Seehofers Amtsantritt deutlich an Gewicht gewonnen: einerseits durch Parteichef und Ministerpräsident Seehofer selbst: Künftig kommt mit dem Peißenberger Dobrindt auch der Generalsekretär aus dem größten bayerischen Bezirk. Um die Franken in der CSU zu besänftigen, schafft Seehofer das Amt eines stellvertretenden Generalsekretärs, das die 30-jährige unterfränkische Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär bekleiden soll.

Lesen Sie auf Seite zwei, wie Dobrindt bei Horst Seehofer gepunktet hat und wer noch als CSU-Generalsekretär im Gespräch war.

Blitzkarriere Nummer zwei

Dobrindt hatte nach dem Landtagswahldebakel der CSU Pluspunkte bei Seehofer gesammelt, indem er sich dafür aussprach, Parteivorsitz und Ministerpräsidentenamt in einer Hand zu vereinen: "Die Spitzenämter der Partei müssen wieder zusammengeführt werden", sagte Dobrindt damals, "wenn wir jetzt den Turnaround nicht schaffen, wäre das ein weiterer Sargnagel für die CSU."

Gewünscht: Generalsekretär aus dem Bundestag

Auch der Europaabgeordnete Manfred Weber war für die Guttenberg-Nachfolge im Gespräch - ein Europaabgeorndeter als Generalsekretär, "das wäre eine ganz neue Dimension gewesen", sagt ein CSU-Mann. Auch wenn Seehofer und Weber aus CSU-Kreisen ein gutes Verhältnis attestiert wird - für Seehofer war offenbar das Argument, wieder einen Generalsekretär aus der Bundespolitik zu holen, entscheidend.

Dobrindt hat in den sechs Jahren, die er als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Weilheim im Bundestag sitzt, Seehofer kennnengelernt. In dieser Zeit habe Seehofer Vertrauen zu dem Nachwuchspolitiker aufgebaut, so die Vermutung eines CSU-Mannes. Selbstredend ist Vertrauen zum Parteichef eine besonders wichtige Voraussetzung für einen Generalsekretär.

In Berlin zählt Dobrindt zu den ehrgeizigen jungen CSU-Abgeordneten. Gerade unter den jungen Abgeordneten in der Landesgruppe sei er gut vernetzt, heißt es aus der Partei. "Er gehört zu denen, die nach vorne streben".

Während sich zu Guttenberg den Vorwurf gefallen lassen musste, die Parteibasis in Bayern nicht zu kennen, ist das bei Dobrinth anders. Der 38-Jährige ist schon mit 16 Jahren in die JU eingetreten, mit 20 stieß er zur CSU. Obwohl er seit sechs Jahren im Bundestag sitzt, gehört er noch immer dem Gemeinderat Peißenberg und dem Kreistag Weilheim-Schongau an. Auch im Bundestag kümmere er sich um Detailfragen aus seiner Heimatregion, sagt ein frührerer Weggefährte. Dobrindt hat sich also in seiner Heimat im bayerischen Oberland eine Machtbasis aufgebaut, die noch weiter wachsen könnte: Er ist auch als Kreisvorsitzender der CSU Weilheim-Schongau im Gespräch, Amtsinhaberin Renate Dodell tritt im April nicht mehr an.

Dobrindt wirtschaftsaffiner als Guttenberg

Über das Temperament Dobrindts heißt es in Parteikreisen, er komme bei den Leuten gut an, sei er doch sehr "kommunikativ". Weniger wohlgesonnene Parteifreunde bezeichnen Dobrindt als "geschwätzig", außerdem stehe er gerne mal im Mittelpunkt.

Bevor er in den Bundestag einzog, studierte Dobrindt in München Soziologie und schloss 1995 mit Diplom ab. Von 1996 bis 2001 war er kaufmännischer Leiter und 2001 bis 2005 Geschäftsführer einer Maschinenbau-Firma. Weiteren wirtschaftspolitischen Sachverstand erwarb er sich als wirtschaftspolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe (2005-2008). Außerdem gehört Dobrindt dem Vorstand des Parlamentskreises Mittelstand der Unions-Fraktion an. Fachlich gesehen wäre er für das Amt des Wirtschaftsministers vermutlich geeigneter als Karl-Theodor zu Guttenberg. Aber das wäre dann wohl doch als zu großer Karrieresprung angesehen worden.

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