CSU: Diskussion um Strauß:Eiertanz ums Denkmal

Sozialministerin Haderthauer rüttelt in einem Radio-Interview am Tabu, Kritik an Strauß zu üben - und startet eine Diskussion: Taugt der ehemalige Parteichef noch als Vorbild für die CSU?

Stefan Mayr

Wohin denn nun mit dem Denkmal Franz Josef Strauß? Edmund Stoiber hatte die Büste des CSU-Übervaters noch stolz im Ministerpräsidenten-Büro stehen.

CSU: Diskussion um Strauß: Der Übervater der CSU: Franz Josef Strauß gilt auch der heutigen Politikergeneration der Christsozialen noch als Vorbild.

Der Übervater der CSU: Franz Josef Strauß gilt auch der heutigen Politikergeneration der Christsozialen noch als Vorbild.

(Foto: Foto: AP)

Sein Nachfolger Günther Beckstein hingegen ließ den Gips-Kopf in den Keller verfrachten, was noch als innenarchitektonische Maßnahme durchgehen konnte. Doch jetzt kam Sozialministerin Christine Haderthauer, verpasste dem Denkmal einen herzhaften Hieb und stieß damit eine Diskussion an, die so unangebracht gar nicht ist.

Taugt der ehemalige Parteichef und Ministerpräsident noch als Vorbild für den Freistaat und die CSU? Die Antwort ist mittlerweile selbst in CSU-Kreisen umstritten, doch eine öffentliche Kontroverse darüber scheuen die Partei-Granden im Superangstwahljahr wie der Teufel das Weihwasser.

Haderthauer hatte am Donnerstag in einem Interview mit dem Ingolstädter Lokalsender Radio IN Franz Josef Strauß die Funktion als Vorbildpolitiker abgesprochen: "Da gab's ja dann doch viele Dinge, die ich jetzt vielleicht anderen nicht zur Nachahmung empfehlen würde." Diese Worte lösten in der CSU-Chefetage ein kräftiges Gewitter aus. Parteichef Horst Seehofer sei "empört" gewesen, heißt es aus Parteikreisen.

Eine entsprechende SMS sei bei Haderthauer zeitnah eingeschlagen. Generalsekretär Alexander Dobrindt, Fraktionschef Georg Schmid und Umweltminister Markus Söder betonten sogleich, dass FJS nach wie vor ihr Vorbild sei.

Seehofer selbst äußert sich öffentlich nicht zum Thema. Das ist verständlich, schließlich steht er vor einem Dilemma: Einerseits will er der CSU einen modernen und basisdemokratischen Anstrich geben, andererseits holte er nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten die FJS-Büste wieder aus der Kiste hervor und hält am Idol Franz Josef Strauß fest.

Ob das angesichts des selbstherrlichen Führungsstils und der zahlreichen Affären von FJS auf Dauer gelingen kann, wird selbst in der CSU bezweifelt. So äußert sich der ehemalige Kultusminister Thomas Goppel ungewöhnlich eindeutig: "Strauß war für uns immer Vorbild, aber nicht immer in die Richtung, ihn zu wiederholen."

Die offizielle Sprachregelung lautet ganz anders: "Strauß ist der Architekt des modernen Bayern", sagt Generalsekretär Dobrindt. "Dass es hier heute die besten Lebensbedingungen und die größten Zukunftschancen von ganz Deutschland gibt, hat maßgeblich mit seinen herausragenden Leistungen zu tun."

Christine Haderthauer hörte sich - offenbar nach Lektüre der Chef-SMS - noch am Freitag ähnlich an, sie ruderte kräftig zurück. "Franz-Josef Strauß hat Einzigartiges geleistet, für Bayern, die CSU und Deutschland." Womit das mit dem Denkmal vorerst geklärt zu sein scheint.

Eine andere Frage bleibt dagegen offen: In dem Interview nannte Haderthauer als eines ihrer Vorbilder ausgerechnet FDP-Frau Hildegard Hamm-Brücher, die Strauß einst als "Krampfhenne" bezeichnet hatte. Welchen Kosenamen sich Franz Josef Strauß wohl für Haderthauer ausgedacht hätte?

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