CSU:Das Blitz-Comeback der Christine H.

Als Generalsekretärin galt Christine Haderthauer als eine der Hauptschuldigen am CSU-Wahldebakel. Kaum gestürzt, kehrt sie zurück: als Sozialministerin.

B. Kruse und B. Oswald

Es war ihr zweiter und letzter Parteitag als Generalsekretärin. Erst vor einer Woche eröffnete Christine Haderthauer den Sonderparteitag in München, auf dem die Delegierten Seehofer zu ihrem Chef wählten. Ruhig war ihre Stimme, als sie ans Renderpult trat, um die Begrüßungsworte zu sprechen. Besonnen hat sie gewirkt, nicht jedoch wehmütig, nach nur einem Jahr im Amt wieder den Hut nehmen zu müssen.

Christine Haderthauer csu dpa

Aufstieg ins Kabinett, trotz eines verlorenen Wahlkampfes: die bisherige CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer

(Foto: Foto: dpa)

An diesem Tag hat wohl kaum einer in der CSU damit gerechnet, dass die 45-Jährige schon wenige Tage später als Ministerin an Seehofers Kabinettstisch Platz nehmen wird. Zu frisch waren noch die Wunden des 43-Prozent-Wahldebakels vom 28. September.

Dass sie als Generalsekretärin stürzen würde, war wenige Tage nach der Wahl klar, als Erwin Huber als CSU-Chef zurücktrat. Christine Haderthauer galt als eine der Hauptschuldigen am Verlust der absoluten Mehrheit. Man warf ihr einen altbackenen, inhaltsleeren Wahlkampf vor. Dass sie in den Präsidiumssitzungen all diese Vorwürfe zurückwies, wurde als weiterer Beleg für die mangelnde Fähigkeit zur Selbstkritik gesehen, die Haderthauer nachgesagt wird.

Schon als Erwin Huber sie vor Jahresfrist als Generalsekretärin nominierte, war ein Raunen durch die Reihen der Fraktion gegangen. Haderthauer war erst zu Beginn der Legislaturperiode in den Landtag eingezogen - und bis zu ihrer Ernennung galt sie eher als Hinterbänklerin denn als Nachwuchstalent aus der ersten Reihe.

Wenig glücklich war der Start, den Huber und Haderthauer hingelegt hatten. Vor allem seine Äußerung, er sei der General, sie die Sekretärin, hing ihr lange nach.

Jung, weiblich - Ministerin!

Während sie vor allem bei der Funktionsärsebene der CSU immer wieder aneckt, konnte sie an der Basis punkten. In der Parteizentrale hat man sie deswegen auch nach der verpatzten Wahl nicht ganz abgeschrieben. "Ich glaube schon, dass sie vorne mitspielt", hieß es in Kreisen.

Nun ist es so gekommen: Der neue bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat Haderthauer zu seiner Sozialministerin gemacht.

Eigentlich hatte Seehofer überlegt, Monika Hohlmeier zurück an den Kabinettstisch zu holen. Doch als selbst die Oberbayern den Ministerpräsidenten vor einem Comeback der Strauß-Tochter gewarnt hatten, hat er sich offenbar für eine Weiterbeschäftigung Haderthauers entschieden.

Für eine Ministerin Haderthauer spricht weniger langjährige Erfahrung in der Sozialpolitik als vielmehr ihr Alter und ihr Geschlecht. Als 45-jährige Frau passt Christine Haderthauer perfekt in Seehofers Kabinettspuzzle. Dass sie wie Seehofer aus Ingolstadt kommt und die siebte Oberbayerin in der neuen Regierung ist, spielte offenbar eine untergeordnete Rolle.

Nun, da Haderthauer tatsächlich zu Kabinettsehren kommt, hat sich einmal mehr bewahrheitet, dass der Posten des Generalsekretärs in der CSU ein sicheres Karrieresprungbrett ist: Haderthauers Vorgänger Markus Söder wird nach einem Intermezzo als Bundes- und Europaminister zum Umwelt- und Gesundheitsminister befördert. Bis auf Bernd Protzner, der 1995 bis 1998 Theo Waigels General war, hat es noch jeder Ex-Generalsekretär früher oder später ins Kabinett geschafft.

Insofern war es wahrscheinlich, dass aus Haderthauer eines Tages eine Ministerin oder Staatssekretärin werden würde. Dass es so schnell gehen würde, mit der Hypothek eines 17-Prozentpunkte-Verlustes bei der Landtagswahl, überrascht dann doch.

Christine Haderthauer bleibt also auf der Überholspur - auch, wenn kaum einer in der CSU damit gerechnet hätte. Außer vielleicht sie selbst.

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