CSU: Damen-Lounge-Party:"Früher musste eine Frau, die etwas werden wollte, ...

... ein Mann sein": Nach der Atomwende versucht sich die CSU nun auch an der feministische Wende. Bei einer After-Work-Party für Frauen arbeitet sich die Partei aufs Prosecco-Deck vor.

A. Ramelsberger

Das letzte Mal, dass CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt den Zusammenprall mit einer Dame zu überstehen hatte, ist erst eine Woche her. Auf dem Nockherberg drückte ihn Kabarettistin Luise Kinseher besonders hart ans weiche Herz und schimpfte ihn einen "aufgeblasenen Doagaff". Dieses Verdikt lässt sich nicht ins Hochdeutsche übersetzen, höchstens umschreiben: als "breitschädelig, aber nichts dahinter".

CSU-Vorstandsklausur in Kreuth

Die CSU - ein Männerverein? Generalsekretär Alexander Dobrindt will das ändern.

(Foto: SEYBOLDTPRESS)

Ein empfindsamer Mann wie der CSU-Generalsekretär kann mit solch weiblichem Unverständnis nur schwer leben. Er hat sofort die Konsequenzen gezogen und will vom Gegenteil überzeugen. Über 600 Frauen hat Dobrindt am Montagabend in den BMW-Pavillon am Münchner Lenbachplatz zu einer After-Work-Party eingeladen, die den schönen Namen "Lounge in der City" trug.

Die CSU, die sonst lautstark die Leberkäs-Etage beschwört, will sich auf das Champagner-Deck vorarbeiten, oder zumindest zum Prosecco. Es gab Sprizz, Musik und Kabarett - in Form des CSU-Chefs Horst Seehofer, dargestellt vom Kabarettisten Wolfgang Krebs. Sein Schlüsselsatz: "Früher musste eine Frau, wenn sie etwas werden wollte, ein Mann sein." Was heißt hier früher, raunten die Frauen.

Nach der Atomwende will die CSU in diesem Jahr offenbar auch gleich noch die feministische Wende schaffen. Der Generalsekretär holte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner an seine Seite, Frauen-Union-Vorsitzende Angelika Niebler, Justizministerin Beate Merk und dann auch noch die neue Chefin der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt. Die Gerda sei "die Chefin von den ganzen Männern da" im Bundestag, stellte Dobrindt sie vor. "Die sind nicht alle so einfach wie ich. Stehen die jetzt alle stramm?"

Apart die Frage, denn Dobrindt wollte genau den Job haben, den Hasselfeldt nun hat - er aber konnte sich nicht durchsetzen. Hasselfeldt ging gar nicht auf die Frage ein, sondern machte sofort auf den blinden Fleck in Dobrindts Weltbild aufmerksam. "Was heißt hier Männer? Wir haben auch fünf Frauen in der Landesgruppe." Der CSU-General versuchte mit Feminismus-Rhetorik zu besänftigen: "Eine Frau, die so gut sein will wie ein Mann, hat keinen Ehrgeiz."Dabei hatte er im Vorstand seinen CSU-Kollegen noch erzählt, die Lounge-Party sei so etwas wie ein Frauenfrühstück, ganz harmlos.

Wie es an der Basis aussieht in der neuen Frauenpartei CSU erzählt Stephanie Frank, 29, und lange Mitarbeiterin von Gerda Hasselfeldt: "Wenn ich im Ortsverband den Mund aufmache und mitdiskutieren will, fragen mich die alten Herren, ob ich von der Presse bin. Die sind nicht gewohnt, dass eine Frau redet."

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