CSU-Chef Horst Seehofer:"Der Sturz Stoibers war ein Fehler"

Nach dem Sturz von Edmund Stoiber ging es mit der CSU bergab: Fünf Jahre später bezeichnet Parteichef Seehofer die Entmachtung als falsch. Es sei eine Illusion, dass der Austausch von Personen die Probleme löse.

Robert Roßmann und Mike Szymanski, Wildbad Kreuth

Zum fünften Jahrestag der Entmachtung Edmund Stoibers in Kreuth hat CSU-Chef Horst Seehofer den Sturz des früheren Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten als "Fehler" bezeichnet. Es sei falsch gewesen, "eine erfolgreiche Persönlichkeit auszuwechseln", sagte Seehofer im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Samstagsausgabe). Personalrochaden seien keine Garantie für Erfolg. Dies erlebe zurzeit auch die FDP. Die Erschütterungen, die nach solchen Wechseln entstünden, seien gewaltig. "Die Wogen zu glätten, kostet unheimlich Kraft."

Seehofers Rentenkritik verärgert Koalitionspartner

CSU-Chef Horst Seehofer: "Unser Erfolg war der Feind dauerhaften Erfolges."

(Foto: dpa)

Seehofer sagte, Parteien kämen bei sinkenden Umfragewerten oft zu "dem kurzsichtigen Schluss, die Person an der Spitze auszuwechseln". Die eigentlichen Ursachen auszuleuchten, dazu fehle in Krisensituationen oft die Kraft. Hätte die CSU die Analysen, die sie erst nach der Wahlniederlage 2008 angestellt habe, bereits 2007 angestellt, hätte sich die Partei "einiges ersparen können".

Bei der Landtagswahl 2008 hatte die CSU mehr als 17 Prozentpunkte und die absolute Mehrheit verloren. Seehofer sagte, in der CSU habe es vor 2008 "zu wenig inhaltliche und personelle Erneuerung gegeben". Das habe man "nach der Zwei-Drittel-Mehrheit von 2003 zu wenig wahrgenommen".

Eine Idee gefährde sich immer im Moment ihres größten Erfolgs, weil sie nötige Veränderung unterdrücke, sagte der CSU-Vorsitzende. "Unser Erfolg war der Feind dauerhaften Erfolges." Er, Seehofer, habe deshalb nach der verlorenen Wahl "die Erneuerung der CSU nachholen müssen".

Seehofer warnt vor "Kumpanei" mit Journalisten

Angesichts der Debatte um das Verhältnis von Bundespräsident Christian Wulff zu Bild-Chefredakteur Kai Diekmann empfiehlt Seehofer Politikern ein "distanziertes Verhältnis" zu den Medien. Seehofer sagte weiter in dem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, er "habe in 30 Jahren eine Menge an Wellenbewegungen im Zusammenwirken mit den Medien erlebt". Er möchte "keine Kumpanei". Das sei "manchmal schwierig, weil das auch Freundschaften verbietet. Aber es ist notwendig. Eine natürliche innere Distanz ist gut."

Seehofer hatte vor allem nach dem Bekanntwerden seiner Affäre und seines außerehelichen Kindes im Fokus der Berichterstattung von Boulevard-Medien gestanden. Der CSU-Chef sagte, dabei habe ihm "als Minister, als Parteichef und als Privatmann" sein "eigener Krisenbewältigungsmechanismus" geholfen.

Seinem Koalitionspartner FDP erteilte Seehofer in dem Interview Ratschläge für den Weg aus der Krise. Die CSU wolle "eine stärkere FDP", sagte Seehofer. Die Liberalen müssten dafür aber einen "modernen Liberalismus in dieser globalisierten Welt und vielfältigen Gesellschaft beschreiben". Im letzten Jahrzehnt habe sich viel verändert. "Es ist nicht mehr alles so, wie es in den Zeiten von Hans-Dietrich Genscher war".

Politik lebe immer von zwei Komponenten: "Das eine ist die programmatische Ausrichtung - da hat die FDP selber erkannt, dass die Reduzierung auf eine Steuersenkungspartei zu wenig ist. Und das andere sind authentische Persönlichkeiten." Für die bayerische FDP ist Seehofer zuversichtlich. Diese sei "in der Regierungsarbeit stabil". Er "traue ihr zu, sich aus dem Bereich unter fünf Prozent zu befreien."

Das volllständige Interview lesen Sie in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung.

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