CSU-Abgeordnete Dagmar Wöhrl in der Kritik:Sri Lanka statt Bundestag

Dagmar Wöhrl, CSU

CSU-Abgeordnete Dagmar Wöhrl.

(Foto: dpa/dpaweb)

Urlaub für den guten Zweck: Dagmar Wöhrl rechtfertigt eine Reise nach Sri Lanka. Die CSU-Abgeordnete hatte sich aber zur gleichen Zeit im Bundestag krank gemeldet - und fehlte deshalb bei einer wichtigen Abstimmung. Es ist nicht ihr erster Patzer.

Uwe Ritzer, Nürnberg

Die Absage fiel ebenso knapp aus wie unmissverständlich. "Aufgrund einer akuten gesundheitlichen Einschränkung" könne sie am selben und am darauffolgenden Tag nicht an den namentlichen Abstimmungen im Bundestag teilnehmen, entschuldigte sich die CSU-Abgeordnete Dagmar Wöhrl, 58, am 13. Dezember 2012 schriftlich bei Parlamentspräsident Norbert Lammert (CDU). Nicht einmal die bloße Anwesenheit im Plenum sei ihr möglich.

Was nach ernsthafter Erkrankung klang, erhält im Nachgang einen faden Beigeschmack. Denn während die anderen Abgeordneten immerhin über die Entsendung deutscher Soldaten samt Patriot-Flugabwehrraketen in die Türkei berieten, startete die angeblich so malade Dagmar Wöhrl zeitgleich in einen Luxusurlaub.

Die CSU-Politikerin war am 14. Dezember 2012 morgens auf einen Zubringerflug von Nürnberg nach Frankfurt am Main gebucht, von wo es mit Sri-Lankan-Airlines-Flug UL 554 planmäßig um 14.20 Uhr direkt nach Colombo weitergehen sollte, in die Hauptstadt Sri Lankas. Von dort aus flog Wöhrl einige Tage später nach Thailand weiter, zuerst in die Hauptstadt Bangkok, dann in den Badeort Phuket.

Bis zum 6. Januar dauerte der Trip, der nun die Frage aufwirft, wie ernst es die Abgeordnete Wöhrl mit ihren parlamentarischen Pflichten nimmt. Und ob sie den Bundestagspräsidenten über die Gründe für ihre Abwesenheit korrekt informiert hat.

Sie habe sich ordnungsgemäß abgemeldet, antwortete Wöhrl auf eine Anfrage der Süddeutschen Zeitung. In ihrem Vierzeiler an den Bundestagspräsidenten ist jedoch nur von Krankheit die Rede und nicht von einer Urlaubsreise. Abgeordnete, so steht es in der Geschäftsordnung des Bundestages, sind grundsätzlich zur Teilnahme an den Sitzungen verpflichtet. Urlaub erteilt ihnen ausschließlich der Parlamentspräsident. So steht es im Paragrafen 14.

Urlaub für den guten Zweck

Laut Dagmar Wöhrl, dann hatte ihr weihnachtliche Asien-Auszeit gewissermaßen auch einen sozialen Hintergrund. "Meine Reise nach Sri Lanka war seit November geplant, da ich dort seit Jahren Projekte mit meiner gemeinnützigen Stiftung, der Emanuel Wöhrl Stiftung, privat unterstütze", sagt sie. Diese nach ihrem 2001 verstorbenen Sohn benannte Stiftung fördert Einrichtungen für Kinder. Unter anderem auch eine Mädchenrealschule und ein Babyhospital auf Sri Lanka.

Doch in der schriftlichen Reiseplanung Wöhrls finden sich nach SZ-Informationen keine Hinweise auf Besuche dieser oder anderer sozialer Einrichtungen. Es war überhaupt eine Reise mit vielen Ortswechseln. Wie hielt das nur die malade Gesundheit der Abgeordneten aus?

Nicht das erste Fettnäpfchen

Schließlich war es das Knie, das Dagmar Wöhrl, die Teilnahme an der Patriot-Abstimmung unmöglich machte. Seit Monaten plage sie sich mit "massiven Problemen aufgrund eines Betriebsunfalls" herum. Gar "mit Rollstuhl und Krücken" habe sie an besagtem 14. Dezember in den Ferienflieger steigen müssen. Noch am Abend zuvor habe sie sich von ihrem Arzt in Nürnberg untersuchen lassen.

Ihre Abreise habe sie so lange wie möglich hinausgezögert, um nur ja nicht im Parlament zu fehlen. "Ich bin überzeugt, dass die verpassten Abstimmungen meine fast 20-jährige Arbeit im Deutschen Bundestag nicht beeinträchtigen", schreibt Wöhrl und entschuldigt sich vorsorglich: "Falls ich hierdurch allerdings jemanden verletzt oder enttäuscht haben sollte, tut mir dies aufrichtig leid."

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass die frühere Schönheitskönigin in Fettnäpfchen tritt. Als 2009 Tausende Quelle-Beschäftigte in Nürnberg um ihre Arbeitsplätze kämpften, trat Wöhrl - damals Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium - nicht nennenswert in Erscheinung. Vielmehr beklagte die Frau von Flugunternehmer Hans-Rudolf Wöhrl eine Katzenflut im Nürnberger Tierheim.

Auch bei Auslandsreisen lief einiges schief. So 2012 in einem armen Dorf in Myanmar, als Wöhrl - inzwischen Chefin des Entwicklungsausschusses im Bundestag - ein Täschchen für zwei Dollar mit einem 100-Dollar-Schein bezahlen wollte. Und sich wunderte, warum die Dorffrauen nicht wechseln konnten.

Der Spiegel berichtete damals auch von einer VIP-Shopping-Tour und Mäkelei über Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi: Dass die für ihr Alter so gut aussehe sei kein Wunder, soll Wöhrl gesagt haben. Schließlich habe sie in 15 Jahren Hausarrest stressfrei leben können.

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