Coburg:Die goldenen Zeiten sind vorbei

Einst gehörte Coburg zu den finanzstärksten Städten in Bayern. Jetzt lehnt die Regierung von Oberfranken den Haushalt der Stadt ab.

Frederik Obermaier

Die oberfränkische Bezirksregierung hat den Haushalt der 40.000-Einwohner-Stadt Coburg gekippt. Der Finanzplan sei abgelehnt worden, weil die Kommune mehr ausgeben wollte, als sie einnimmt, meldete die Stadt am Dienstag. Die bisherige Haushaltsplanung hätte dazu führen können, dass bereits Ende 2012 die Rücklagen von rund 82 Millionen Euro nahezu aufgebraucht seien und Coburg pleite wäre. Das gleiche Schicksal ereilt jedes Jahr Dutzende Kommunen in Deutschland. Doch in Coburg ist es etwas Besonderes: Es ist die Nachricht vom langsamen Fall einer fränkischen Boomtown.

HUK-Coburg Hauptquartier

Ihren Wohlstand verdankte die Stadt Coburg der "Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands auf Gegenseitigkeit in Coburg", kurz: HUK-Coburg.

(Foto: dpa)

Jahrzehntelang war Coburg Zonenrandgebiet, die Grenzmauer der DDR verlief nur wenige Kilometer entfernt. In vielen anderen Städten kam dies einem wirtschaftlichen Todesurteil gleich. Anders jedoch in Coburg. Der Stadt ging es gut, sie gehörte zu den finanzstärksten Städten Bayerns. Den relativen Wohlstand verdankt Coburg der "Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands auf Gegenseitigkeit in Coburg", kurz: HUK-Coburg.

Was 1950 als kleines Versicherungsbüro mit einer Handvoll Angestellten begann, entwickelte sich zu einem florierenden Versicherungsunternehmen. Mittlerweile beschäftigt der Konzern an seinem Hauptsitz 4900 Angestellte, zwei Drittel des Gewerbesteueraufkommens in Coburg stammen von der HUK.

Die Steuereinnahmen waren sogar so hoch, dass der Stadtrat 2008 beschloss, den ohnehin schon niedrigen Hebesatz von 300 auf 275 Prozent zu senken - die Quittung sollte die Stadt zwei Jahre später bekommen. 2009 zahlte die HUK zwar noch 64,9 Millionen Euro Gewerbesteuern. Doch 2010 sanken die Gewinne leicht, die Gewerbesteuer brach massiv ein - um mehr als die Hälfte auf 31,3 Millionen Euro. Lakonisch kommentiert dies die HUK: "Vielleicht hätte die Stadt einfach noch mehr Rücklagen bilden sollen", sagte ein Firmensprecher.

Überrascht zeigte sich Coburgs Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) dann auch nicht, als die Bezirksregierung den Finanzplan ablehnte. "Uns war klar, dass wir mit der eingereichten Haushaltssatzung für dieses Jahr die Kriterien für eine Genehmigung nicht erfüllen werden." Jetzt soll ein Beratungsunternehmen im 150 Millionen-Euro-Haushalt nach Einsparmöglichkeiten suchen.

Vor allem im Bereich der freiwilligen Leistungen - etwa den Zuschüssen für Sportvereine und Kinderkrippen - müssten sich die Coburger auf Kürzungen gefasst machen, warnte Rathaussprecher Michael Selzer. "Das werden sicherlich Sachen sein, die weh tun."

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