Christine Thürmer:"Man klebt, man stinkt, man läuft weiter"

Christine Thürmer: Christine Thürmer, die Frau, die nicht mehr arbeitet, sondern nur noch wandert.

Christine Thürmer, die Frau, die nicht mehr arbeitet, sondern nur noch wandert.

(Foto: Piper Verlag)

Früher war sie Managerin, dann verlor sie ihren Job - und begann zu wandern. Seit Jahren ist Christine Thürmer unterwegs und führt "ein Leben im Dreck". Das aber mache glücklicher als eine feste Wohnung.

Von Pia Ratzesberger

Christine Thürmer hat ihren Vortrag in München gerade erst beendet, da umringen sie schon die Zuhörer. Wie sie das denn mache auf ihren Wanderungen, wenn ihr die Suppe runter laufe und sie nie duschen könne, fragt einer. Ob man denn einmal mitgehen dürfe, fragt ein anderer. Thürmer schüttelt den Kopf, nein, sie wandere lieber alleine. Später wird sie sagen: "Langstreckenwandern ist eine egozentrische Angelegenheit".

Thürmer war früher einmal Managerin, fuhr einen BMW Fünfer und sanierte Unternehmen. Doch dann kündigt ihr die Firma, 40 Jahre ist sie damals alt. Und sie beginnt zu laufen. Von Mexiko nach Kanada, 5000 Kilometer. Durch Florida und Arizona, durch Spanien und Frankreich, durch Australien und Ungarn, mehr als 30 000 Kilometer sind es jetzt, nach neun Jahren.

Man brauche nicht viel Geld, um so zu leben, sagt Thürmer

Sie hat keine Wohnung mehr, nur noch Zelt und Isomatte. Das Herausforderndste sei nicht die körperliche Anstrengung, sondern das Leben im Dreck: "Ich schlafe, esse, koche und wasche auf dem Boden. Irgendwann ist alles mit einer Schicht aus Schweiß, Sonnencreme und Autan überzogen. Man klebt, man stinkt. Man läuft weiter".

Christine Thürmer ist mit einem Budget von 1000 Euro im Monat unterwegs, so kann sie leben bis sie 90 Jahre alt wird, hat sie ausgerechnet - was aber nicht heißen solle, dass man nicht auch ohne große Ersparnisse oder mit kleinem Gehalt auf Wanderschaft gehen könnte: "Am Ende meiner Vorträge sagen mir viele: Ich finde toll, was Sie machen, ich würde gerne so leben wie Sie, aber... Dann kommt immer etwas wie meine Familie, meine Kinder, mein Job." Die Leute hätten von ihr gerne eine Absolution, dass das okay sei. "Aber hey, wenn du es wirklich willst, geht das natürlich. Gerade in Westeuropa."

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