Burghausen:Klinik bleibt erhalten

  • Die Klinik Burghausen bleibt geöffnet. Bei einem Bürgerentscheid am Sonntag stimmten 72 Prozent der Wähler gegen die Schließung.
  • Der Altöttinger Landrat Erwin Schneider (CSU) wollte die defizitäre Klinik zuvor schließen.

Von Heiner Effern, Burghausen

Der Altöttinger Landrat Erwin Schneider (CSU) hatte sich vergangene Woche noch wie ein Pionier gefühlt, der voranschreitet im Kampf mit defizitären Kreiskrankenhäusern. Kollegen aus ganz Bayern würden den Bürgerentscheid über die Schließung der Klink in Burghausen am Sonntag verfolgen, hatte er gesagt. Viele hätten ähnliche Pläne. Nun wissen die Landräte im Freistaat Bescheid: Das Thema eignet sich nach wie vor bestens, um sich einen politischen Magenschwinger einzufangen. Mehr als 72 Prozent der Wähler lehnten die Pläne von Landrat Schneider ab. Das Krankenhaus in Burghausen bleibt geöffnet.

Das einzig erfreuliche am Bürgerentscheid sei für ihn die Wahlbeteiligung von 48,76 Prozent, sagt Schneider am Tag danach. Die Niederlage sei nicht überraschend. "Ich hätte mir natürlich ein besseres Ergebnis gewünscht, obwohl ich schon damit gerechnet habe." Schneider wollte auf der Basis eines Gutachtens die medizinische Versorgung des Landkreises im Krankenhaus Altötting konzentrieren. Das sei aus medizinischen und wirtschaftlichen Gründen nötig, argumentierte der Landrat in vielen Info-Veranstaltungen.

Kooperationen mit anderen Kreisen

Die Gegner konterten mit einer aufwendigen Kampagne zum Erhalt des Krankenhauses mit 140 Betten. "Unglaublich, das ist der Wahnsinn", freut sich der Burghauser Bürgermeister Hans Steindl (SPD) über den Erfolg. Die Antwort der Politik auf die schwierigen Rahmenbedingungen von Krankenhäusern dürfe nicht deren Schließung sein. "Die Bürger erwarten, dass die Mandatsträger den Erhalt auf die Reihe bekommen." Dafür könnte man Kooperationen mit anderen Kreisen eingehen oder neue medizinische Richtungen wie Rheumatologie oder Schmerztherapie etablieren. Defizitär sei das Klinikum in Burghausen gewesen, weil viel investiert werden musste, sagt Bürgermeister Steindl. Das sei nun auf absehbare Zeit vorbei.

Auch Otto Becker vom Personalrat der Klinik in Burghausen appelliert an den Landrat, sich nun wieder für eine positive Zukunft des Hauses einzusetzen. "Wir hoffen, dass der Wählerwille umgesetzt wird." Die Akutmedizin müsse nun langfristig in Burghausen erhalten werden. Das Votum der Bürger sei "überwältigend" und zeige den Politikern, wie sehr ihre Wähler an einer dezentralen Versorgung in Krankenhäusern hingen.

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