Burg Zwernitz:Söder verstößt gegen die Flaggen-Verwaltungsanordnung

Flaggen auf bayerischem Heimatministerium

Bayern, Deutschland, Franken - diese Flaggen wehen über dem Heimatministerium in Nürnberg.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Der Heimatminister lässt mal wieder die Frankenfahne hissen. Altbayern müssen sich bald fragen, wo das noch hinführt.

Von Wolfgang Wittl, Wonsees

Der Ort ist gut gewählt: Weithin sichtbar thront die Burg Zwernitz auf ihrem schmalen Dolomitfelsen in der Fränkischen Alb, stolz überragt sie die tiefer gelegene Umgebung. Man wird den Fränkischen Rechen also gut erkennen können, wenn er erst im Wind flattert. Von diesem Wochenende an soll die sogenannte Frankenfahne dauerhaft auf der Burg gehisst werden - mit dem ausdrücklichen Segen des Heimatministers. "Wir setzen ein Zeichen für die Heimat Franken", betont der Nürnberger Markus Söder. Nur: Darf er das überhaupt?

Die Diskussion ist nicht neu. Und sie wird auch dadurch nicht übersichtlicher, dass im Freistaat im Grunde alles seine Ordnung hat. So zum Beispiel die "Verwaltungsanordnung über die bayerischen Staatsflaggen und die Dienstflaggen an Kraftfahrzeugen", Kennern eher bekannt als "Flaggen-Verwaltungsanordnung - VwAoFlag". In Paragraf 3, Satz 1 heißt es: "Grundsätzlich werden die bayerische Staatsflagge, die Bundesflagge und, soweit möglich, die Europaflagge gemeinsam gesetzt."

Im Klartext: Stehen an Staatsgebäuden drei Fahnenmasten zur Verfügung, sollte dort neben der bayerischen und deutschen die Europafahne gehisst werden. Zumal der Fränkische Rechen es in Nordbayern zwar zu identitätsstiftender Bedeutung gebracht haben mag, rechtlich jedoch keineswegs als Staatsflagge anerkannt ist. Soll Söders Haus die 3000 Euro für die beiden neuen Fahnenmasten auf Burg Zwernitz am Ende vergeblich ausgegeben haben?

Nun ist es ja schwer vorstellbar, dass ein bayerischer Finanzminister eine Fehlinvestition tätigt. Vielmehr lässt sich feststellen, dass der Fränkische Rechen immer erfolgreicher seine Bahn durchs Land zieht. Es begann vor vier Jahren im Landtag, als der Verfassungsausschuss gegen die Bedenken des Innenministeriums verfügte, dass der Rechen am Frankentag (2. Juli) in ganz Franken gehisst werden dürfe.

Auf der Nürnberger Kaiserburg wehte der Rechen dann allerdings plötzlich auch an anderen Tagen des Jahres weiter munter vor sich hin. Man müsse wohl vergessen haben, die Fahne wieder einzuholen, soll Söder, kraft Amtes oberster Dienstherr der Schlösserverwaltung, gescherzt haben.

Und Innenminister Joachim Herrmann, ein Mittelfranke, habe sich bis heute nicht darüber beschwert. Auch vor Söders Heimatministerium in Nürnberg wird der Rechen inzwischen gehisst. Und nun auf Burg Zwernitz. Mancher Altbayer stellt sich die bange Frage, wo das nur endet, sollte Söder eines Tages Ministerpräsident werden.

Die oberfränkischen Walpoten, die Zwernitz vor Jahrhunderten zu ihrem Stammsitz erkoren hatten, hätten gegen die Ausbreitung des Rechens kaum etwas einzuwenden - würden sie noch leben. Auch von den heutigen Franken weiß man, dass sie ihren Nationalstolz sorgfältig pflegen.

Was neben der bayerischen und deutschen die dritte Flagge angehe, verweist das Innenministerium auf das betreffende Ressort. Im Heimatministerium vertritt man die Auffassung, Herzensanliegen wie das Setzen der Frankenfahne seien mitunter höher zu hängen als das Einhalten einer kleinen Verordnung. Man muss deshalb ja noch lange kein Fähnchen im Wind sein.

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