Bundestagswahl: Debakel für die CSU:Sündenbock gesucht

Die CSU zählt zu den größten Verlierern dieser Bundestagswahl: 41,9 Prozent, das ist das schlechteste Ergebnis seit 1949. Seehofer gerät parteiintern unter Beschuss - muss er gehen?

Kassian Stroh

Dass ihm muntere Tage bevorstehen, weiß Horst Seehofer. "Heute, morgen werden mir viele Fragen gestellt werden", sagt der CSU-Chef Sonntagabend um sieben Uhr. Aber einen Rücktritt lehnt er ab: "Ich will meine Verantwortung weiter wahrnehmen." So ist das bei der CSU. Sie werden in einer schwarz-gelben Koalition mitregieren können, aber ihr Jubel ist gedämpft.

Nur 41,9 Prozent der Stimmen in Bayern hat die CSU geholt. Das sagt zu diesem Zeitpunkt die erste Hochrechnung. Schlechter war sie nur 1949. Nach 47,7 Prozent vor elf Jahren musste der CSU-Chef, Theo Waigel, gehen. "Mehr Teamarbeit, weniger Ausgrenzung" fordert der schwäbische CSU-Bezirkschef Markus Ferber.

Er kritisiert auch Seehofers Kurs, bei jeder Gelegenheit auf den angeblichen Wunschpartner, die FDP, loszugehen. "Das hat viele unserer Wähler vor den Kopf gestoßen", sagt der ehemalige CSU-Chef Erwin Huber. Er kritisiert Populismus und mangelnde Glaubwürdigkeit seines Nachfolgers.

Mehr als 15 Prozent dürfte die FDP in Bayern geholt haben. Vor Tagen noch hat Seehofer intern ausgegeben, diesen Aufschwung hätte Karl-Theodor zu Guttenberg verhindern müssen, indem er wirtschaftspolitisches Profil zeige. Im Juli hatte er dem Wirtschaftsminister als "Gesellenstück" aufgegeben, die FDP klein zu halten.

Wer wird nun der Sündenbock? Guttenberg ist nicht da, als Seehofer das "enttäuschende" Ergebnis kommentieren muss. Oder Spitzenkandidat Peter Ramsauer? Der hat analysiert, "treue CSU-Wähler haben diesmal zuhauf FDP gewählt, um sicherzugehen, dass es für Schwarz-Gelb reicht".

Da hatte Seehofer immer gegenteilig argumentiert: Die FDP sei unberechenbar, nur wer Schwarz wähle, wähle eine "bürgerliche Regierung". Oder muss CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt gehen? "Ich habe nichts anzubieten", sagt er auf die Frage, ob er Seehofer seinen Rücktritt angedient habe. Ansonsten verweist er auf die CSU-Vorstandssitzung am Montag.

Da wird sich zeigen, wie laut Seehofer kritisiert wird. "Ich bin frisch und munter", sagt er am Abend. "Bis jetzt."

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