Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler:Vom Jagen und Zahlen

Warum ein Workshop der bayerischen Forstverwaltung im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes Erwähnung findet.

Christian Sebald

Jäger und Förster sind sich von jeher nicht grün. Die Jäger wollen, dass im Wald viele Rehe, Hirsche und im Gebirge auch Gämsen leben. Darunter leidet der Wald. Sind doch die Triebe vor allem junger Bäume Leckerbissen für das Wild. In manchen Regionen sind die nachwachsenden Bäume so zusammengefressen, dass Naturschützer vom "Waldsterben von unten" sprechen. Auch viele Förster sind nicht gut auf die Jäger zu sprechen. Denn die Förster müssen dafür sorgen, dass der Wald nachwächst. Streit zwischen Jägern und Förstern ist überall in Bayern an der Tagesordnung.

So hochgekocht wie dieses Frühjahr ist der Streit aber selten. Die Jäger warfen den Förstern eine regelrechte Verschwörung vor mit dem Ziel, das Image der Jagd zu schädigen, wo immer es geht. Als Beleg führten sie einen Workshop der Forstverwaltung über "Klimawandel und Waldumbau" an. In dessen Abschlussbericht hieß es, ein Grund für die Probleme in den Wäldern seien "uneinsichtige Jäger" und die "verfilzte Struktur der Jagd". Das empörte die Jäger so, dass Forstminister Helmut Brunner den Bericht einkassierte. Und Bayerns oberster Förster sich bei den Jägern entschuldigen musste.

Nun sind Workshop und Abschlussbericht wieder aufgetaucht - im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler, als eines von elf Paradebeispielen für staatliche Verschwendung. "Arbeitet das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für den Waldumbau oder für die Katz?", heißt es dort süffisant: "Letzteres scheint der Fall zu sein." Schließlich hat der in Frage stehende Workshop 24.000 Euro gekostet. Fazit des Steuerzahlerbundes: "Wie gut, dass man die braven Steuerzahler hat!"

Nun sind 24.000 Euro ein Betrag, über den man nicht hinwegsehen darf. Aber man muss auch wissen, dass die immensen Wildschäden in Bayerns Wäldern die Steuerzahler Zigmillionen kosten. Allein in die Sanierung der Schutzwälder in den Bergen investiert der Freistaat jedes Jahr drei Millionen Euro. Und der Waldumbau - die Umwandlung reiner Fichtenwälder in Mischwälder, die dem Klimawandel besser trotzen - kostet sieben Millionen Euro pro Jahr. Der Erfolg steht und fällt damit, ob die Bäumchen, die da gepflanzt werden, heranwachsen können. Und dafür müssten die Jäger mehr Wild schießen.

Das sehen nicht nur die Förster so, das sieht auch der Oberste Rechnungshof so. Er hat erst 2009 scharf kritisiert, dass die Jäger ihr Soll nicht erfüllen. Zugleich fordert er die Forstbehörden auf, den Grundsatz "Wald vor Wild" endlich durchzusetzen. Dieses Thema hat der Steuerzahlerbund noch nie aufgegriffen. Dafür hat sein Präsident, Rolf von Hohenhau, höchstpersönlich wegen des umstrittenen Workshops einen geharnischten Brief an Forstminister Brunner geschrieben. Hohenhau ist passionierter Jäger.

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