Bürgerentscheid:Prien stimmt gegen Jugendherberge

Bürger lehnen Projekt mehrheitlich ab, nun wird wohl anderswo gebaut

Von Matthias Köpf, Prien am Chiemsee

Die Bürger von Prien am Chiemsee haben die Pläne für eine neue Jugendherberge im Ort abgelehnt. In einem Bürgerentscheid am Sonntag stimmten rund 53 Prozent gegen das 13-Millionen-Euro-Projekt des Deutschen Jugendherbergswerks. Es hätte die alte Priener Herberge ersetzen sollen, die 2013 wegen Brandschutzmängeln schließen musste. Das Jugendherbergswerk hatte schon vor der Abstimmung gedroht, Prien bei einem Nein der Bürger zu verlassen und die neue Herberge mit 200 Betten und Umweltschwerpunkt anderswo im Chiemgau zu bauen. Michael Gößl, Vorstand im Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks, bekräftige dies am Montag.

"Das Projekt Prien ist für uns abgeschlossen", sagte Gößl. Er sei enttäuscht, aber angesichts der Debatten in Prien auch nicht mehr überrascht über das Ergebnis. Die Mehrheit im Gemeinderat hatte sich stets für den Neubau ausgesprochen. Auch dessen Gegner hatten immer betont, sie seien nicht gegen eine neue Jugendherberge, sondern nur gegen den Standort auf einer etwa 400 Meter vom See entfernten Wiese. Sie ist Teil einer größeren, an drei Seiten von Häusern und einem Parkplatz umgebenen Fläche, die schon vor Jahren aus dem Landschaftsschutz herausgelöst und dann zum "Sondergebiet Kur und Tourismus" umgewidmet worden war. Aus Sicht der Kritiker soll sie wieder Schutzgebiet werden, eine neue Jugendherberge hätte dort womöglich den Anstoß für eine großflächige Bebauung gegeben. Ihr erstes Bürgerbegehren war vom Gemeinderat und vom Landratsamt Rosenheim wegen einiger falscher Angaben nicht zugelassen worden. Ein Gericht hat das inzwischen für unrechtmäßig erklärt, doch die Gegner hatten da ohnehin bereits ein zweites Mal die nötigen Unterschriften gesammelt. Am Entscheid am Sonntag haben sich mehr als 52 Prozent der Stimmberechtigten beteiligt. Bürgermeister Jürgen Seifert zeigt sich vom Ergebnis enttäuscht, die Gegner zufrieden. Ihrer Ansicht nach hätte die Herberge am Areal der alten entstehen sollen, das längst von Wohnhäusern umgeben und dem Jugendherbergswerk zu eng ist. Die Fläche will Gößl nun verkaufen, die Gegner sprechen von möglichen anderen Herbergsbetreibern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: