Brennerbasistunnel:Widerstand rollt an

Brennerbasistunnel: Lautstärke: Gerade Güterwaggons verursachen viel Lärm. Moderne Techniken, wie Flüsterbremsen, sollen die Belastung für Anlieger erträglich machen.

Lautstärke: Gerade Güterwaggons verursachen viel Lärm. Moderne Techniken, wie Flüsterbremsen, sollen die Belastung für Anlieger erträglich machen.

(Foto: Robert Haas)

Mit einer "Billiglösung" wollen sie sich nicht zufriedengeben. Die Anwohner der Bahnstrecken zum Brennerbasistunnel fürchten, dass sie mit einem Provisorium leben müssen. Sie kämpfen für modernen Lärmschutz.

Von Ralf Scharnitzky

Der angekündigte Widerstand kommt ins Rollen. Noch in dieser Woche wird sich Rosenheims Landrat Wolfgang Berthaler (CSU) mit den Bürgermeistern der Inntalgemeinden treffen, die an der Zulaufstrecke für den geplanten Brennerbasistunnel liegen. Das Ziel: eine gemeinsame Strategie. Wenn Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) Anfang kommenden Jahres nach Rosenheim kommt, soll die Region mit einer Stimme sprechen.

"Wir wollen keine Ertüchtigung der alten Strecke, sondern sofort einen Neubau der Trasse", sagte Berthaler am Dienstag der SZ. Nur Tunnel und Einhausungen könnten weiteren Lärm verhindern:"Dafür werden wir kämpfen." Ansonsten würden die Menschen im Inntal nicht täglich mehr als 300 Züge durch ihre Dörfer fahren lassen.

Das Inntal ist ein Nadelöhr in der europäischen Bahnverbindung von Berlin nach Palermo. Zwischen Rosenheim und der Grenzstadt Kufstein (Tirol) dürfen maximal 220 Züge pro Tag fahren. Nach der geplanten Fertigstellung des Brennerbasistunnels könnten von 2026 an theoretisch 484 Züge durch und über den Pass fahren, das ist die Maximalauslastung. Zur Eröffnung des Tunnels werden 302 Züge täglich auf der deutschen Strecke erwartet. Der Zweistufenplan der Deutschen Bahn sieht vor, dass die Züge bis 2036 auf den zwei ertüchtigten Gleisen fahren. Dann sollen zwei neue Gleise fertig sein.

Genau hieran entzündet sich der Streit zwischen den Gemeinden entlang der Strecke und der Bahn, die mit den Planungen in die Gänge kommen muss. In Bayern wird seit zwei Jahrzehnten über den Ausbau geredet, aber passiert ist nichts - in Österreich sind die vier Gleise bereits fertig. Bei einer Ertüchtigung, durch die die Strecke stärker belastet werden kann, muss die Bahn beim Lärmschutz nur der gesetzlichen Mindestverpflichtung nachkommen.

Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (CSU) sagte der SZ: "Ich lasse nicht 60 000 Bürger hinter einer zwei Meter hohen Lärmschutzwand verstecken." Und Landrat Berthaler befürchtet, dass das Provisorium mit den zwei Gleisen zum Standard wird und die Pläne für eine neue Trasse wieder in der Schublade verschwinden.

"Wir müssen kämpfen"

"Wir müssen aufpassen, dass wir nicht mit einer Billiglösung abgespeist werden", hatte Berthaler im Juli bei einem Gespräch mit Bahn-Managern gesagt. Für diese Allianz will der Landrat die Kommunalpolitiker aller Parteien und Gruppierungen gewinnen. Für Ende Oktober hat er deshalb alle Gemeinderäte der betroffenen Kommunen zu einer Veranstaltung nach Brannenburg eingeladen.

Um sich für die künftigen Auseinandersetzungen zu wappnen, waren Bauer und Berthaler am Montag nach München gefahren. Hier demonstrierte die Deutsche Bahn am Rangierbahnhof Abgeordneten, Landräten, Bürgermeistern sowie Vertretern von Bürgerinitiativen mögliche Lärmschutzmaßnahmen an hochbelasteten Bahnstrecken wie den Einsatz von Flüsterbremsen an Güterwaggons und neuartige Schutzwände.

Das Fazit der beiden Rosenheimer: "Es ist gut, dass die Bahn den Dialog sucht." Für Bauer zeigte die DB-Schau, "dass noch ein hoher Diskussionsbedarf besteht". Und Berthaler sieht sich bestätigt: "Wir müssen kämpfen."

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