Brauneck: Seilbahn bleibt stehen:"Wir hatten wirklich Glück"

Hilfe dank Hubschraubern: Wie Retter und Gerettete die Betriebsstörung der Brauneckbahn bei Lenggries erlebt haben.

Es war ein Schreck für die 43 Wintersportler in den Gondeln der Brauneckbahn bei Lenggries. Um 9.33 am Dienstagmorgen stoppte der Lift abrupt. Die für jeweils vier Personen ausgelegten Kabinen pendelten noch kurz nach. Dann rührte sich nichts mehr. Peter Gutmann saß in einer der Gondeln. "Eigentlich wollte ich zum Tiefschneefahren, aber als ich gesehen habe, wie die Hubschrauber kamen, war mir klar: Das hat sich erledigt."

Brauneck Seilbahn dpa

Rettung aus der Luft: Ein Hubschrauber beim Einsatz an der Brauneckbahn

(Foto: Foto: dpa)

Fünf Helikopter wurden nach dem automatischen Notstopp der Bahn in das Isartal südlich von Bad Tölz beordert, um die Passagiere zu retten. Sie flogen die zweieinhalb Kilometer lange Trasse entlang, schwebten über den Gondeln und ließen jeweils einen Bergwachtler per Seilwinde hinab zu den Eingeschlossenen. Je nach Gelände wurden sie zum Boden abgeseilt oder nach oben in den Hubschrauber gezogen.

Nach gut zwei Stunden waren alle Fahrgäste im Alter zwischen 10 und 66 Jahren gerettet. "Wir haben keine Verletzten, nicht mal ein Unwohlsein nach dem ungewohnten Flug", sagte Polizeisprecher Klaus Schürgers erleichtert. Insassen, die in Gondeln nahe der Berg- und Talstation feststeckten, konnten von der Feuerwehr mit Leitern geborgen werden.

Im Video: Wegen einer Betriebsstörung saßen am Dienstag im bayerischen Skigebiet Brauneck 43 Fahrgäste in mehreren Gondeln fest. Sie konnten mit Hubschraubern, Leitern und Seilen unverletzt geborgen werden. Weitere Videos finden Sie hier

Thomas Grauenhorst, Pilot eines im nahen Murnau stationierten ADAC-Hubschraubers, holte mit seinem Team rund ein Dutzend Menschen vom Berg. "Ich fliege jetzt seit zwölf Jahren, aber so einen Einsatz hatte ich noch nie", sagte der 46-Jährige. "Wir hatten wirklich Glück mit den Wetterbedingungen. Vor einigen Tagen wäre das nicht so einfach gegangen." Am Dienstag herrschte strahlender Sonnenschein über den bayerischen Alpen, der erste schöne Tag nach viel Nebel und Schneefall.

Wolfgang Buchner war einer der Retter, die sich zu den Gondeln abseilen ließen. Seit über 40 Jahren ist der kernige Senior bei der Bergwacht. Geübt hat er die Evakuierung von Gondeln schon oft, das war aber sei erster ernsthafter Einsatz dieser Art.

"Das ist schon viel stressiger", räumte der Mann aus Bad Tölz ein. Aber die Passagiere seien überraschend gelassen geblieben. "Die haben sich gefreut und mir gedankt", sagte Buchner, "das war richtig super." Vom Kabinendach aus öffnete er über einen Hebel die Schiebetüre an der Seite und legte den Fahrgästen die Rettungsgurte an.

Skifahrer Peter Gutmann, der allein in seiner Kabine saß, wurde 20 Meter nach unten abgeseilt. Zusammen mit seinem Retter stapfte der Mann aus Eurasburg bei Wolfratshausen eine Viertelstunde durch den Schnee bis zur nächsten Hütte.

Von dort ging es per Bergwachttransporter auf einer Straße zurück zur Talstation. Völlig gelassen berichtete der 40-jährige Sportler danach in einer Hüttenwirtschaft über sein Abenteuer: "Ich hab' schon gefährlichere Situationen erlebt. Ich bin Fallschirmspringer und Skilehrer - ein Extremfreak."

Der Lenggrieser Bürgermeister Werner Weindl kam zur Talstation und dankte den über 100 Rettungskräften von Bergwacht, Feuerwehr, Polizei und Rotem Kreuz. "Es ist alles gut gegangen, Gott sei Dank. Die Leute haben hervorragend gearbeitet."

Zweimal pro Jahr wird an der Seilbahn, die 800 Meter Höhenunterschied überwindet, so ein Notfall geübt. Der letzte ähnliche Zwischenfall in Lenggries ist nach Angaben von Einheimischen über 40 Jahre her. Die Ursache der "Betriebsstörung", wie der Stillstand im Beamtendeutsch heißt, wird nun vom TÜV untersucht.

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