Brandbrief:Neuer Titel mit hohem Preis

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Augsburg soll Uniklinik werden, aber dafür Ärztestellen abbauen

Von Dietrich Mittler, München

450 von rund 600 Ärzten des Klinikums Augsburg haben sich bereits in Unterschriftenlisten eingetragen, aus Sorge, dass bis 2019 im Gesamtbetrieb mehr als 50 Arztstellen wegfallen sollen. Quasi als Preis dafür, dass das Haus den Status einer Universitätsklinik bekommt. Mit ihrer Unterschrift stellen sich die Ärzte hinter einen Brandbrief, adressiert ans Wissenschaftsministerium. Abgeschickt wurde er noch nicht. Aber: Der Augsburger Landrat Martin Sailer hat sich bereits dazu geäußert, zudem Michael Beyer, der Ärztliche Vorstand des Klinikums, und in den Medien macht der Brief Furore. Nur gesehen hat ihn bislang so gut wie niemand - fast so, als habe man es mit einem Phantom zu tun.

"Der Brief - offenbar existiert von ihm nur ein Exemplar - wurde in kleinen Runden verlesen. Dann haben sich viele Ärzte in die Listen eingetragen", heißt es aus dem Klinikum. Was sich hier wie ein Kuriosum anlässt, hat einen ernsten Hintergrund. Beyer zeigt bei aller Neutralität, die ihm sein Posten abverlangt, viel Verständnis für die Aktion: "Das Korsett, das Großkrankenhäusern auferlegt wird, wird immer enger", sagt er. Nun liege dem Klinikum bereits das vierte Sanierungskonzept vor - darin vorgegeben der massive Stellenabbau. "Die Sorge ist, wenn das alles in dieser Form umgesetzt wird, dass dann das Klinikum Augsburg nicht mehr Medizin auf universitärem Niveau bieten kann", sagt Beyer. Er könne nicht nachvollziehen, warum das Konzept nun mit solcher Schärfe verfasst worden sei. Klar sei schließlich allen Beteiligten, dass das Wissenschaftsministerium ein "möglichst gesundes Haus" übernehmen wolle. Aber selbst Ministerpräsident Horst Seehofer habe signalisiert, da müsse jetzt nicht eine schwarze Null erwirtschaftet werden. In der Tat stehe das Klinikum vor erheblichen Herausforderungen. Um nur eine zu nennen: Es betreibt die zweitgrößte Notaufnahme Deutschlands mit rund 80 000 Patienten im Jahr.

"Es gibt keinen Beschluss, Arztstellen in Rasenmähermethode abzubauen", sagt indes Landrat Sailer. Ball flach halten, klingt aus seinen Worten. Alle klinischen Abläufe würden geprüft - ergebnisoffen. Michael Beyer, der Ärztliche Vorstand, ist optimistisch: "Wir werden eine Lösung finden."

© SZ vom 13.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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