Bodensee:Wasserburger stimmen über ihre Halbinsel ab

Bodensee: Halb Insel, ganz besonders - so lautet der Werbespruch von Wasserburg. Die Frage ist: Reicht es aus, ganz besonders zu sein?

Halb Insel, ganz besonders - so lautet der Werbespruch von Wasserburg. Die Frage ist: Reicht es aus, ganz besonders zu sein?

(Foto: David Knipping)
  • Der Bürgermeister Wasserburgs am Bodensee will die Halbinsel umgestalten, indem beispielsweise die Uferpromenade verbreitert werden soll.
  • Dagegen hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die vor Verschandelung warnt.
  • Am Sonntag wird stimmen die Wasserburger per Bürgerentscheid ab.

Von Stefan Mayr, Wasserburg

Die Halbinsel Wasserburg gehört zweifellos zu den schönsten Ecken Bayerns. Von ihr aus hat man einen unverstellten Panoramablick auf den Bodensee und die Schweizer Alpen. Man sieht auch den Pfänder, und wenn Wetter und Augen besonders gut sind, kann man sogar die Bregenzer Seebühne erkennen. Auch die Halbinsel selbst hat ihren Reiz: Sie steht als Gesamt-Ensemble unter Denkmalschutz und gilt als eines der meistfotografierten Motive am See.

Genau über diese Ansicht gibt es in der 4000-Einwohner-Gemeinde Streit. Am Sonntag wird per Bürgerentscheid entschieden, ob die Ostseite der Halbinsel aufwendig umgestaltet werden soll oder nicht. Der Bürgermeister spricht von einer dringend nötigen Modernisierung des Touristenmagnets, seine Gegner warnen vor einer überflüssigen Verschandelung.

Die Gemeinde will das Hafen-Areal mit Millionen-Aufwand sanieren und modernisieren. "Die Halbinsel ist in die Jahre gekommen und muss an die heutigen Anforderungen des Tourismus und der Bürgerschaft angepasst werden", sagt Bürgermeister Thomas Kleinschmidt. Nur so könne Wasserburg "konkurrenzfähig bleiben".

Mit diesen Plänen kann Alfred Hurst, der Sprecher der Bürgerinitiative "Rettet die Halbinsel", nichts anfangen: "Das hat den Charme eines Flugzeugträgers", sagt er. "Alles Runde soll begradigt werden, das passt nicht zu den historischen Gebäuden aus dem 13. Jahrhundert." Es ist ein Streit zwischen Vergangenheit und Zukunft: Die einen wollen das historische Antlitz der Halbinsel unverändert lassen, die anderen wollen die Sehenswürdigkeit weiterentwickeln.

Was genau ist geplant? Die Gemeinde will die Uferpromenade um zwei bis sieben Meter verbreitern. Das würde die Halbinsel um 300 Quadratmeter vergrößern. Die Hafenmole soll bis zu 25 Meter verlängert werden. Die Terrasse des Ausflugslokals "Seekrone" soll neu gestaltet, die Grünfläche davor vergrößert werden. Die Kosten schätzt die Gemeinde auf etwa 3,3 Millionen Euro. Davon werden etwa 2,3 Millionen bezuschusst, sodass die Gemeinde einen Eigenanteil von einer Million selbst tragen müsste. "Das könnten wir ohne Kredite stemmen", sagt der Bürgermeister.

Alfred Hurst fordert dennoch eine bescheidenere Lösung. "Warum muss sich unsere Halbinsel den Touristenströmen anpassen und nicht umgekehrt?", fragt er. "Welche historische Stadt kommt auf die Idee, ihre Gassen und Wege für die Touristen zu begradigen?" Für Hurst ist die Halbinsel die gute Stube Wasserburgs, die bleiben sollte, wie sie ist.

"Die Halbinsel ist das einzige identitätsstiftende Element, das vom alten Wasserburg noch übrig geblieben ist." Er spricht von der "weltbekannten Ansicht" der Halbinsel, die alle Besucher fotografieren. "Und dazu gehört auch die überschaubare Mole, die jetzt verlängert werden soll mit 25 Meter Sichtbeton." Obendrein kämen weitere Beton-Kanten und -Würfel hinzu, während der Baumbestand reduziert würde.

Hurst und seine Mitstreiter von der Bürgerinitiative fordern, dass sich die Gemeinde auf die Sanierung der Hafenmauern und des Bodenbelags beschränkt. All das würde maximal eine Million Euro kosten. "Das soll mit Liebe zum Detail und historisch korrekt geschehen", sagt Hurst. Sollten die Pläne der Gemeinde umgesetzt werden, entstünde "eine Landebahn vor historischem Ensemble". Die Initiative hatte 900 Unterschriften für einen Bürgerentscheid gesammelt, am Sonntag sind etwa 2900 Einwohner stimmberechtigt.

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