Blitzkarriere in der CSU:Ministertochter mit Turbolader

In der CSU kann man als Frau ganz nach oben kommen - und zwar schneller, als so mancher Mann. Vorgemacht hat das Manuela Kiechle. Die Tochter des ehemaligen Landwirtschaftsminister im Kabinett Kohl ist in die Parteispitze gewählt worden, obwohl sie erst kurz zuvor ihren Mitgliedsantrag unterschrieben hat. Bei der ersten Vorstandssitzung hat sie dann aber schon gefehlt. Wegen Urlaubs.

Stefan Mayr

Plakate kleben nach Feierabend. Finger und Zehen abfrieren am Infostand in der Fußgängerzone. Sich hocharbeiten über Gemeinde- und Kreisrat, Orts- und Bezirksverband. So oder ähnlich sah bislang eine übliche Karriere in der CSU aus, und nur die besten und fleißigsten schafften es bis in den Parteivorstand.

Blitzkarriere in der CSU: Manuela Kiechle: Nach nur wenigen Tagen als CSU-Mitlgied ist die 49-Jährige in den Parteivorstand gewählt worden.

Manuela Kiechle: Nach nur wenigen Tagen als CSU-Mitlgied ist die 49-Jährige in den Parteivorstand gewählt worden.

(Foto: Stefan Mayr)

Das gilt seit Einführung der Frauenquote offenbar nicht mehr: Beim jüngsten Parteitag wurde eine Frau in den Vorstand gewählt, die erst wenige Tage zuvor der Partei beigetreten war: Manuela Kiechle. Die 49-Jährige - nun ja: "Politikerin" - kannte zuvor kaum jemand, sie war bislang auf keiner Parteiveranstaltung in Erscheinung getreten.

Aber wenigstens ihr Name ist ein Begriff: Vater Ignaz Kiechle war von 1983 bis 1993 Bundeslandwirtschaftsminister im Kabinett Kohl. Sie selbst ist verheiratet (keine Kinder) und hat auch eine sehenswerte Karriere hingelegt - weitab von der Politik: Nach BWL-Studium war sie Produktmanagerin bei Lufthansa und Nestlé, später Marketingleiterin bei Schöller und bei Sixt. Seit 1999 arbeitet sie für die Versicherungskammer Bayern, 2008 wurde sie Vorstandsmitglied der Bayerischen Beamtenkrankenkasse.

Politisch aktiv war sie zuletzt als JU-Mitglied - bis sie Frauen-Union-Chefin Angelika Niebler kurzfristig zum Parteibeitritt überredete und auf eine Liste von 16 Kandidatinnen stellte, die für elf freie Plätze im CSU-Vorstand kandidierten. Dabei schoss die in Kempten geborene und in München lebende Newcomerin prompt auf Rang sechs hoch. Sehr zur Freude von Angelika Niebler: "Frau Kiechle ist mit ihrer Wirtschafts-Kompetenz eine absolute Bereicherung für den Vorstand."

Weniger begeistert ist die Münchner FU-Bezirksvorsitzende Manuela Olhausen: Sie hat die normale Partei-Karriere hinter sich und scheiterte bei der Vorstands-Wahl. "Das ist schon ungewöhnlich, offenbar fanden die Männer in der CSU den Namen Kiechle attraktiver als meinen", so Olhausen. Kiechle sei ihr "völlig unbekannt", da müsse man "erstmal abwarten, was sie für ein Typ ist."

Bei der ersten Vorstandssitzung am Montag fehlte Kiechle. Wegen eines Auslands-Urlaubes, den sie nicht absagen wollte. Ins Präsidium wurde Kiechle am Montag übrigens nicht gewählt. Das wäre des Guten zu viel gewesen - zumal in Abwesenheit. Dennoch sendet die CSU mit ihrem Aufstieg eine wichtige Botschaft ins Land: In der CSU kann man auch als Frau ganz, ganz schnell bis nach ganz oben kommen. Zumindest, wenn die Rahmendaten stimmen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: