Biogas-Anlagen in Bayern:Gülle-Alarm

Mammendorf: Biogas-Anlage Egg

Meistens sind Baumängel oder Bedienfehler die Ursache, wenn Biogasanlagen auslaufen.

(Foto: Johannes Simon)
  • Die SPD-Fraktion im bayerischen Landtag fordert, die Sicherheitsbestimmungen bei Biogasanlagen zu verschärfen.
  • Nach Angaben der Landesanstalt für Landwirtschaft sind in Bayern 2360 Biogasanlagen mit einer elektrischen Gesamtleistung von ungefähr 833 Megawatt in Betrieb.
  • In 657 Anlagen ereignete sich in den zurückliegenden zehn Jahren Störfälle, durch die naheliegende Bäche oder das Grundwasser verschmutzt wurden.

Von Christian Sebald

Die Landtags-SPD hat die Staatsregierung aufgefordert, die Sicherheitsbestimmungen für die Biogasanlagen im Freistaat zu verschärfen. "Immer wieder gibt es ganz massive Gewässerverschmutzungen durch Biogasanlagen", sagt der mittelfränkische SPD-Landtagsabgeordnete Harry Scheuenstuhl. "Und fast alle könnte man durch mehr Sorgfalt bei der Planung und beim Bau sowie einen achtsameren Betrieb vermeiden."

Zum Stichtag am 31. Dezember 2014 gab es nach Angaben der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern 2360 Biogasanlagen mit einer elektrischen Gesamtleistung von ungefähr 833 Megawatt. In 657 Anlagen ereignete sich in den zurückliegenden zehn Jahren Störfälle, durch die naheliegende Bäche oder das Grundwasser verschmutzt wurden, wie das Umweltministerium auf eine Anfrage von Scheuenstuhl erklärte. Das heißt, dass binnen zehn Jahren mehr als ein Viertel aller Biogasanlagen Bayerns in zum Teil dramatische Störfälle verwickelt waren.

Bei 311 Unfällen waren bauliche Mängel der Grund

Zumeist traten dabei Gülle, Gärreste oder Sickersäfte aus den Anlagen aus. Bei 311 Unfällen, also annähernd der Hälfte, waren bauliche Mängel zum Beispiel an der Abdichtung der Tanks der Grund. In 244 Fällen oder 37 Prozent hat der jeweilige Landwirt einen Fehler bei der Bedienung gemacht. Und die restlichen 102 Unfälle (15 Prozent) gingen auf technisches Versagen zurück. Von den 657 Störfällen wären laut den zuständigen Inspektoren an den Landratsämtern 578 oder 86 Prozent vermeidbar gewesen, wenn man zum Beispiel beim Bau mehr Augenmerk auf die Sicherheit verwendet hätte.

Für Scheuenstuhl sind das beschämende Zahlen. "Infolge solcher Unfälle verenden Tausende Fische in unseren Bächen", sagt der SPD-Mann. "Der Lebensraum unzähliger Arten wird auf Jahre hinaus zerstört." Die Staatsregierung müsse endlich reagieren. Konkret fordert der Abgeordnete mehr Kontrollen. Im Durchschnitt wird eine Biogasanlage nur in Abständen von fünf Jahren überprüft. "Das ist zu wenig",, sagt Scheuenstuhl. "Die Abstände müssen verkürzt werden."

Außerdem verlangt Scheuenstuhl Schulungen für die Betreiber. "Man kann keinem Absicht unterstellen", sagt er. "Aber die hohe Anzahl von Bedienfehlern zeigt zumindest eine gewisse Nachlässigkeit im Umgang mit der komplizierten Technik." Erst im Juni traten bei einem Störfall in einer Biogasanlage im Rottal Hunderte Kubikmeter Gülle aus und flossen in die Kollbach. Der Fluss, in dem viele seltene Fischarten beheimatet waren, ist nun auf Jahre hinaus ein totes Gewässer. Ursache des Störfalls war ein defekter Sicherungsbügel am Gülletank der Biogasanlage.

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