Bildung:Hilfe für Unterricht und Hausaufgaben

Professorin erhält Pädagogikpreis für nachhaltige Lernstrategien

Von Anne Kostrzewa

Mit Lernstrategien für Grundschüler hat sich das Forscherteam um die Regensburger Professorin Heidrun Stöger den Bayerischen Pädagogikpreis 2016 in der diesjährigen Kategorie "Forschung Innovativ" gesichert. Am Donnerstagabend nahm Stöger die von der Akademie des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV) alle zwei Jahre vergebene Auszeichnung im Münchner BLLV-Haus an der Theresienwiese entgegen. In ihrem Projekt bringt Heidrun Stöger Lehrkräften und Lehramtsstudenten bei, wie sie mit ihren Schülern nachhaltige Lernmethoden einüben können, die ihnen im Unterricht und bei den Hausaufgaben helfen.

"Wir beobachten häufig, dass Schüler Lernstrategien vermittelt bekommen, sie aber nicht systematisch einüben. Das ist in etwa so, als wenn man jemandem nur erzählt, wie Stabhochsprung funktioniert, statt ihn selbst springen zu lassen", sagt Stöger. Das Konzept der Professorin berücksichtigt deshalb systematisches Üben. So will sie sicherstellen, dass Schüler Zusammenhänge zwischen günstigem Lernverhalten und Leistungen erkennen. Sie hat Module entwickelt, in denen die teilnehmenden Klassen sieben Wochen lang mit Unterstützung ihrer Lehrer das Lernen lernen. Dabei werden Unterrichtsinhalte und Lernstrategien so kombiniert, dass Schüler die zunächst abstrakten Lernmethoden sinnvoll anwenden und über einen längeren Zeitraum einüben können. Die Kinder lernen in den Modulen zum Beispiel, aus komplizierten Texten die Kernaussagen herauszuarbeiten oder Zusammenfassungen zu schreiben, die ihnen später beim Wiederholen helfen. In den Naturwissenschaften biete sich auch das Erstellen von Mind-Maps, also Gedächtniskarten, an, um Zusammenhänge nachzuvollziehen, sagt die Regensburger Professorin.

Bei den Hausaufgaben sollen die Kinder die über den Tag gelernten Tricks direkt nutzen. "Es geht zum Beispiel darum, sich die Lernzeit einzuteilen und Ablenkung zu vermeiden", erläutert Stöger ihr Konzept, an dem sie seit nunmehr 15 Jahren arbeitet. In der nächsten Schulstunde gibt es dann nicht nur Feedback zu den Hausaufgaben selbst, sondern auch zum Erfolg mit den Lernstrategien.

Für die Lehrer, die freiwillig an dem Projekt teilnehmen, ist es zunächst ein ziemlicher Mehraufwand, den Kindern zusätzlich zu Fachinhalten auch noch die Lernstrategien zu vermitteln. "Fast alle haben anfangs das Gefühl, mit ihrem Stoff hinterherzuhinken", weiß Stöger. Nach und nach bekämen die Schüler jedoch Routine im effektiven Lernen, der Mehraufwand zahle sich für beide Seiten aus. "Der zusätzliche Zeitaufwand führt dazu, dass Schüler immer kompetenter lernen und mehr vom Lernstoff hängen bleibt." Deshalb sei es für das Projekt so wichtig, die Lernübungen immer direkt an Themen zu koppeln, die gerade auf dem Lehrplan stehen.

Wie erfolgreich das Konzept ist, kann die Professorin mit ihrer Projekt-begleitenden Forschung belegen. Demnach profitierten alle Schüler davon, das Lernen zu lernen. Starke und schwache Schüler, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, hätten gleichermaßen Erfolgserlebnisse und seien beim Lernen motivierter. Die Schüler merkten nämlich schnell, dass sich ihre Leistungen verbessern und ihnen das Fach leichter fällt. Etwa 350 Schulklassen von der dritten bis sechsten Klasse haben bayernweit bereits an dem nun ausgezeichneten Projekt teilgenommen.

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann lobte Stögers Konzept. Es erleichtere allen Grundschülern das selbstregulierte Lernen, egal auf welchem Leistungsniveau sie stünden. "Innovative Lehrerbildung ist die Basis für innovativen Unterricht", sagte Fleischmann. Die Vielfalt, die in den Schulen täglich gelebt werde, müsse auch in der Lehrerbildung fest verankert werden.

Der Pädagogikpreis ist mit 10 000 Euro dotiert

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