Bildung:Straubing bekommt eine eigene Hochschule

  • Eröffnet werden soll der Campus an der Donau zum Wintersemester 2017/18.
  • Die vier Bachelor- und Masterstudiengänge an der neuen Hochschule sollen an den Forschungsschwerpunkt der nachwachsenden Rohstoffe anknüpfen.

Von Anne Kostrzewa, Straubing

Bayerns Bildungslandschaft wird vielfältiger: Die niederbayerische Stadt Straubing bekommt eine eigene Hochschule. Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle bestätigte die Pläne im Anschluss an die Kabinettsklausur in St. Quirin. Studenten der neuen Hochschule werden im Bereich der Biotechnologie und Nachhaltigkeit forschen.

Eröffnet werden soll der Campus an der Donau zum Wintersemester 2017/18. Die Hochschule ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts unter der Trägerschaft der Technischen Universität München (TUM) geplant. Die Hochschule wird also eine eigenständige Einrichtung mit eigenem Rektor, Senat und Hochschulrat. Verantwortlich für den Betrieb ist aber die TUM, Studenten erwerben mit ihrem Hochschulzeugnis auch einen TUM-Abschluss.

Nach diesem Modell agiert bereits die Hochschule für Politik (HfP) in München, welche die TUM im Jahr 2014 übernommen hat. "Das Modell hat sich bewährt und ermöglicht es uns auch, stärker regional verankert zu sein", sagt TUM-Präsident Wolfgang Herrmann. Von der Entscheidung, nach Straubing zu expandieren, wolle weniger die TUM profitieren. Vielmehr sehe Herrmann den Schritt als "Engagement fürs Land. Die Regionen haben Wissenschaft verdient", sagt er, "zumal sich Straubing außerordentlich bemüht hat, die Infrastruktur als Hochschulstandort zu schaffen."

"Eine Hochschule prägt die Zukunftsfähigkeit einer Region"

Straubing verfügt bereits über ein Wissenschaftszentrum, in dem sechs Hochschulen, darunter auch die TUM, gemeinsam zu nachwachsenden Rohstoffen forschen. Das Kompetenzzentrum betreibt sowohl Grundlagen- als auch angewandte Forschung sowie Marketing- und Netzwerkarbeit und arbeitet eng mit Unternehmen zusammen.

Die vier Bachelor- und Masterstudiengänge an der neuen Hochschule sollen an den Forschungsschwerpunkt der nachwachsenden Rohstoffe anknüpfen: Nachhaltige Energiesysteme/Verfahrenstechnik, Bioökonomik, Werkstoffwissenschaften/Biogene Werkstoffe sowie Biobasierte Chemie/Industrielle Biotechnologie.

TUM-Präsident Herrmann, selbst Chemiker, sieht besonders bei Letzterem enormes Potenzial: "Die sogenannte weiße oder auch industrielle Biotechnologie, wie wir sie in Straubing anbieten werden, wird die chemische Industrie revolutionieren. Bislang ist sie in der Lehre aber kaum abgebildet." Weiße Biotechnologie wandelt natürliche Rohstoffe für industrielle Produktionsverfahren chemisch um, wie zum Beispiel in Biogasanlagen.

Das Angebot ziele dabei, anders als viele Fachhochschulen, nicht vorrangig auf Studenten aus der Region, betont Herrmann. Entsprechend des Anspruchs der TUM soll das Studienangebot Menschen aus aller Welt anlocken - nur diesmal eben nicht nach München, sondern in die Region.

Von 2019 an sollen 1000 junge Menschen eingeschrieben sein

Im Rathaus der Stadt ist die Vorfreude schon jetzt groß. "Eine Hochschule prägt die Zukunftsfähigkeit einer Region ganz maßgeblich", sagt Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU) auch im Hinblick auf die Entscheidung des Wissenschaftsrats im Jahr 1994. Damals bekam Deggendorf den Zuschlag für die Technische Hochschule, Straubing hatte sich ebenfalls beworben, ging aber leer aus. Eine "Enttäuschung" sei das gewesen, so Pannermayr. "Aber fürs Jammern kriegt man nichts."

Deshalb habe man in Straubing vor allem in den letzten anderthalb Jahren mit Hochdruck an Ideen gearbeitet, wie die Stadt sich als Wissenschaftsstandort weiterentwickeln könnte - mit Erfolg: Die Bachelorstudiengänge sollen bereits im kommenden Jahr anlaufen. Von 2019 an sollen dann 1000 junge Menschen in Straubing eingeschrieben sein, unterrichtet von 18 Professoren. Insgesamt beschert die Hochschule der Region 80 Planstellen. "Unser Ziel ist es, schneller und leistungsfähiger zu sein als größere Standorte", sagt der Oberbürgermeister. "Mit dem Beschluss sind wir auf dem richtigen Weg."

Die nötige Infrastruktur müsse man freilich noch schaffen. Es gebe aber bereits konkrete Pläne, die geplante Hochschule möglichst nah an die Innenstadt zu holen, sagt Pannermayr. Dafür sei unter anderem das alte Karmelitenkloster im Gespräch.

Im Hinblick auf die bereits bestehenden Forschungskooperationen am Standort Straubing zeigen sich sowohl TUM-Präsident Herrmann als auch Oberbürgermeister Pannermayr offen. Mit dem Modell der TUM-Trägerschaft seien jedoch die Entscheidungswege kürzer und die Zuständigkeiten klarer geregelt als bislang. Nach der Sommerpause soll der Landtag das entsprechende Gesetz zur neuen Hochschule Straubing verabschieden.

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