Biermösl Blosn in Afrika:Mit dem Alphorn und der Quetsche am Kap

Lesezeit: 2 min

Zwei Wochen lang durchstreifte die Biermösl Blosn Südafrika und Namibia - begleitet von einem Kamerateam.

Franz Kotteder

In der Fremde findet man sich am besten zurecht, wenn man Parallelen zur Heimat findet. Der Biermösl Blosn passiert das schon auf der Busfahrt zum Hotel. Da stehen drei junge Burschen am Straßenrand und klopfen mit der flachen Hand im wilden Takt auf ihre Gummistiefel.

Die Biermösl Blosn vor vertrauter Kulisse. Von links: Stofferl, Hans und Michael, im Hintergrund die Münchner Theatinerkirche. (Foto: Foto: dpa)

Klarer Fall: Auch in Südafrika ist bekannt, was Schuhplattln ist! So trägt der neue Film von Peter Heller folgerichtig den Titel "Plattln in Umtata - Mit der Biermösl Blosn in Afrika".

Zwei Wochen lang waren die drei Well-Brüder samt Familien, Alphörnern, Tuba und Quetsche in Südafrika und Namibia unterwegs, auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. Diese fanden sich, wie Stofferl Well sagt, recht bald: "Musik ist eine eigene Sprache."

Und wenn man Musik macht, versteht man sich eben schnell. Die Glasperlen, die ihnen Gerhard Polt vor dem Abflug mitgegeben hat, zum Schutz vor Menschenfressern, brauchte es nicht. Die wahren Wilden, so scheint es, sind eh woanders. Mal sind es deutsche Touristen, mal die ehemaligen Vertreter der Apartheid, die heute oft genug noch in den Chefetagen der großen Unternehmen sitzen.

"Der politische Rassismus", sagt Stofferl Well im Film, "ist durch einen kapitalistischen Rassismus ersetzt worden." Sprich: Die armen Townships für die Schwarzen gibt es nach wie vor, strikt getrennt von den Luxusvierteln der Weißen.

Gänzlich bedeutungslos werden diese Grenzen aber, wenn es um die Musik geht. Mit den "Gumboot Dancers", den südafrikanischen Gummistiefeltänzern, verstehen sich die Well-Brüder sofort prächtig - von Plattler zu Plattler gewissermaßen. Beides ist heute Folklore, in Südafrika war der Gummistiefeltanz jedoch einst ein Kommunikationsmittel für die geknechteten Arbeiter in den Goldminen, die nicht miteinander reden durften und sich dann eben durch Klopfen auf ihre Gummistiefel verständigten.

Und bei den Konzerten in den Mehrzweckhallen der Townships und in den Kirchen lernen die Wells neue Freunde kennen, die den "Alperer" schon bald genauso gut daherjodeln wie das heimische Publikum im Alpenvorland.

Freilich: Die Vergangenheit und die eigene Heimat holen die Besucher immer wieder ein. Hansi Well hatte es vorher schon gesagt: "Wir fliegen jetzt in ein Land, in dem es eine schwarze Regierung gibt, die einen Befreiungscharakter hat. Das kann man bei uns in Bayern nicht sagen."

Und so tauchen die eigenen Landsleute immer wieder mal auf: der Stoiber Edmund, der schon vor der Biermösl Blosn die kleine Kirche in Kapstadt besucht hat, wie ein Farbfoto an der Wand beweist. Die deutschen Touristen in Namibia - dem einstigen Deutsch-Südwestafrika, wo es immer noch deutsche Aufschriften auf Häusern gibt.

Und dann die alten Kämpen aus der Befreiungsbewegung, wie der weiße Südafrikaner Denis Goldberg, der 22 Jahre lang im Gefängnis saß wegen seiner Überzeugung, dass Rassentrennung falsch ist. Ob er Rachegefühle habe, fragt ihn einer der Well-Brüder im Film. Nein, sagt er, die anderen hätten ja letztlich verloren. Und außerdem: "Rache ist wie Essig von innen."

Das ist ein schöner Moment in diesem Film, der die richtige Mischung zwischen Komik und Ernst trifft. Ein Sendetermin im Bayerischen Fernsehen steht noch nicht fest; der Film ist aber vom 23.November an im Abendprogramm der Münchner Forum-Kinos zu sehen.

© SZ vom 29.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: