"Biermösl Blosn" gibt letztes Konzert:Zum Abschluss noch mal leise stänkern

"Ewigkeit ist, wenn Greuther Fürth mal erstklassig wird": Nach 35 Jahren Bühnenbrüderherrlichkeit gibt die "Biermösl Blosn" in Franken ihre letzten beiden Konzerte - und stänkert in gewohnter Manier gegen die CSU. Von Abschiedsstimmung ist wenig zu merken. Nur einem Mitglied ist die Wehmut anzusehen.

Katja Auer, Fürth

Es sieht gar nicht nach Abschied aus. Nur einmal, ziemlich am Schluss, sagt Hans Well, dass es wohl ein unergründliches Schicksal gefügt haben müsse, "dass wir unsere letzten zwei Abende in Franken verbringen". Die letzten zwei Abende als Biermösl Blosn. Im Stadttheater Fürth geben die Well-Brüder Hans, Michael und Christoph, genannt Stofferl, ihre letzten Konzerte. Zusammen mit Gerhard Polt. Wer das nicht weiß, der erfährt es aber nicht.

Biermösl Blosn, Fürth, Hans Well

In Fürth hat die Biermösl Blosn ihre letzten beiden Auftritte.

(Foto: dpa)

"Wir sollen euch die Grüße von der Staatsregierung überbringen", sagt Hans Well zur Begrüßung, "aus Wildbad Kreuth". Es ist alles wie immer. Die CSU gibt es immer noch, das hat sich in den 35 Jahren, in denen die Biermösl Blosn der ehemaligen Staatspartei auf die Nerven gegangen ist, nicht geändert. Wenngleich sie keine absolute Mehrheit mehr hat. Wozu die Well-Brüder vielleicht auch ihren kleinen Teil beigetragen haben.

Genug Stoff bieten die Schwarzen freilich immer noch. An diesem Abend trifft es Innenminister Joachim Herrmann. Wegen des fränkischen Örtchens Gräfenberg, wo damals nicht die Neonazis, die dort regelmäßig aufmarschierten, angezeigt wurden, sondern die engagierten Bürger, die sich ihnen in den Weg stellten. "Geh' tauscht's ihn aus", singen die Well-Brüder.

Mangels Themen müssten sie nicht aufhören, findet Bodo Wrzoska. "Der Seehofer gibt auch genug her", sagt er. Er und seine Frau Gisela sind aus Erlangen, und lange schon hören sie die Biermösl Blosn. Die Karten haben sie bereits im vergangenen Sommer erstanden, da hätten sie noch nicht geahnt, dass sich die drei trennen wollten.

"Da geht schon was verloren", sagt Gisela Wrzoska. Auch für sie als Fränkin. Mit dem Dialekt habe sie keine Schwierigkeiten, schließlich sei sie mit dem Bayerischen Rundfunk groß geworden.

Der ist auch da, mit zwei Kameras und zahlreichen Journalisten, und das gefällt den Well-Brüdern besonders gut. "Der BR ist aus der CSU ausgetreten", sagt Hans Well. Immerhin hat dieser BR die Biermösl Blosn jahrelang boykottiert, unter anderem damals, als sie die Bayernhymne umgedichtet haben und "Gott mit Dir, Du Land der Baywa" sangen. Jetzt darf Polt im BR verkünden, was das Besondere sei an der Biermösl Blosn. Das lasse sich so einfach nicht in ein Statement packen, sagt da der Polt.

Die Fürther hören sich gerne an, dass sie im "Einkaufszentrumerwartungsland" leben und im "Eldorado von Pleiten, Pech und Pannen". Es ist wie so oft bei der Biermösl Blosn: Es lachen die am meisten, die es betrifft. Das hätten sie am Anfang nicht gedacht, sagen die Brüder selbst, dass die CSUler einmal Geld dafür bezahlen würden, um sich von ihnen verspotten zu lassen. Die Sparkassendirektoren kommen natürlich auch dran, und die Bauern, und die Feuerwehr.

"Jeder hat ein Früher"

Hans Well, dem ältesten, der von Anfang an die Texte für das Trio geschrieben hat und früher auch für die Wellküren, die Schwestern, getextet hat, sind auch für die Fürther ein paar Extra-Zeilen eingefallen. In Fürth, da werde die Ewigkeit so erklärt: "Das ist dann, wenn Greuther Fürth mal erstklassig wird."

Biermösl Blosn, Fürth, Hans Well

Und am Ende stehen nur noch die Instrumente auf der Bühne.

(Foto: dpa)

Er hätte gerne noch weitergemacht zu dritt, und er ist der einzige, dem man ein kleines bisschen Wehmut anzumerken glaubt. Michael und Stofferl aber proben schon, sie werden bald mit ihren Schwestern in den Münchner Kammerspielen auf der Bühne stehen unter der Regie von Hans Wittenbrink.

Hans wird auch weitermachen, mit drei anderen Musikern, mit neuen Texten. Außerdem kann er sich eine Zusammenarbeit mit Dieter Hildebrandt vorstellen. Auf jeden Fall will er weiter schreiben. "Ich wollte immer, dass wir auf der Höhe der Zeit oder der Zeit voraus sind", sagt er. Gewisse Feindbilder funktionierten nicht mehr, aber die Gesellschaft verändere sich und biete noch genug Themen.

Sie spielen an diesem Abend kein besonderes Abschiedsprogramm, sondern ihre Lieder, die schon Klassiker sind. Ihre Bauernregeln ("kostet an Johanni die Milch nur 30 Cent, kann's sein, dass bald der Aldi brennt"), ihren Bittgesang an die Muttergottes und ihren Schuhplattler auf das schöne Bayernland. "Mia ham die größten Schneekanonen und das schönste Abendrot."

Und ihr Divertimento bavarese, das Mozart damals in Hausen komponierte, weil er im Nachbardorf Ried mit seiner Postkutsche im Kreisverkehr steckengeblieben war. So wenigstens erzählt es Stofferl Well.

Wie immer haben sie die Bühne voller Instrumente, Akkordeon, Harfe, Gitarre, Tuba und schließlich die Alphörner. Als Musiker sind sie brillant, und das Publikum ist begeistert. Von Gerhard Polt freilich auch. Alles wie gehabt.

Polt erzählt vom 125-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Hausen, vom Kormoran und von früher. Von wegen, früher sei alles besser gewesen. Für wen denn? Das Früher vom Heesters sehe doch schließlich ganz anders aus als das Früher vom Küblböck. "Jeder hat ein Früher", sagt Polt. Die Biermösl Blosn auch. Nur leider jetzt kein Später mehr.

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