Bewerbung:Bayerische Wunschliste für das Unesco-Weltkulturerbe

Acht neue Anträge liegen dem Wissenschaftsministerium vor, doch nur zwei haben die Chance, in die deutsche Bewerberliste aufgenommen zu werden.

H. Beitzer, H. Kratzer, H. Effern, S. Mayr

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Opernhaus in Bayreuth

Quelle: dpa

Acht neue Bewerber wollen Weltkulturerbe werden, doch nur zwei haben eine Chance, in die Bewerberliste aufgenommen zu werden. Wir stellen Ihnen die neuesten Anwärter vor.

An Kultur herrscht in Bayern kein Mangel - jedenfalls wenn es nach den Bewerberzahlen für den Titel des Unesco-Weltkulturerbes geht. Von acht Städten, Regionen und Stätten ist bekannt, dass sie bis zum Stichtag am Dienstag beim Bayerischen Wissenschaftsministerium um eine Nominierung gebeten haben - zwei schlägt der Freistaat auf der Kultusministerkonferenz für die deutsche Bewerberliste vor. Es kann dann bis 2018 dauern, bist sich einer von ihnen nach einem langen Auswahlverfahren vielleicht Weltkulturerbe nennen kann. Schon weiter im Bewerbungsprozess ist das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth. 2012 entscheidet sich, ob der Welterbe-Antrag von der Unesco angenommen wird.

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Bewerbung:Mittenwalder Buckelwiesen und Murnauer Moos

STENDELWURZ

Quelle: AP

Das Werdenfelser Land drängt mit einem Bodendenkmal ins Weltkulturerbe, dessen Name erstmal sehr abstrakt klingt: ''Alpine und voralpine Wiesen und Moorlandschaft'' steht im Antrag. Dahinter verbergen sich nichts anderes als zum Beispiel die berühmten Mittenwalder Buckelwiesen, die Feuchtwiesen um Benediktbeuren oder das Murnauer Moos. Der Antrag stützt sich auf eine Studie des Bundesamtes für Naturschutz, das der Region die ''herausragendsten derzeit bekannten Landschaften'' dieser Art zuschreibt. Diese Gebiete seien ursprünglich von einer Mischung aus eiszeitlichen Seen und Mooren geprägt und im Verlauf der Jahrhunderte durch die Landwirtschaft in grünland-dominierte Landschaften umgewandelt worden. Vergleichbare Flächen gebe es nur in Slowenien und den Karpaten.

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Bewerbung:Passauer Altstadt

Passau Altstadt

Quelle: dpa

Passau bewirbt sich mit seiner gesamten Altstadt und Teilen von Inn- und Ilzstadt für den Welterbe-Titel. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Flüsse Donau, Inn und Ilz, die Passau die Bezeichnung Dreiflüssestadt eingebracht haben und das Stadtbild entscheidend prägen. Man habe sich aus gutem Grund gegen eine Bewerbung mit einem einzelnen Gebäude wie etwa dem Dom entschieden, wie Sprecher Herbert Zillinger sagt: ''Nur wenige Orte der Welt sind so sehr von der Symbiose zwischen Topographie, Naturlandschaft und Architektur geprägt wie die Stadt Passau. Dank ihrer Lage, ihrer Geschichte und Tradition ist sie universales Kulturerbe von hohem Rang''.

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Bewerbung:Rothenburg ob der Tauber

Streit um Kutschenverbot in Rothenburg

Quelle: dpa

Rothenburg ob der Tauber ist schon jetzt für Touristen aus der ganzen Welt die berühmteste romantische Stadt in Deutschland. Nun soll sie Weltkulturerbe werden. ''Viele Leute wundern sich, dass Rothenburg bisher noch nicht auf der Unesco-Liste stand'', sagt Oberbürgermeister Walter Hartl. Beworben hat sich Rothenburg ähnlich wie Passau nicht mit einzelnen Gebäuden, sondern mit dem gesamten Altstadtensemble, das sich mit der Stadtmauer und den mehr als 40 Türmen und mehr als 700 Gebäuden auf der Denkmalliste immer noch an den historischen Strukturen des 14. Jahrhunderts orientiert.

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Bewerbung:Die Königsschlösser

Schloss Neuschwanstein

Quelle: dpa

Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) vertritt die Idee, die Königsschlösser von Ludwig II. (Herrenchiemsee, Linderhof und Neuschwanstein) auf die Liste des Weltkulturerbes zu setzen, seit jeher offensiv. Bestrebungen, die Schlösser in einem Kooperationsantrag mit zwei rumänischen Schlössern schon vor 2018 auf die Liste zu hieven, sind im Sande verlaufen. Trotzdem gibt sich Fahrenschon, der als Finanzminister der Schlösserverwaltung vorsteht, optimistisch, dass ein eigener Antrag Erfolg haben könnte, da die Epoche des Historismus, welche die Schlösser prägt, auf der Welterbeliste fehle. Der Gemeinderat von Schwangau hat kürzlich mit seiner Zustimmung zu dem Antrag ein Signal gesetzt. Das Ja der Kommunen ist nicht selbstverständlich, weil durch eine Bewerbung unter Umständen die kommunale Planungshoheit beeinträchtigt wird.

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Bewerbung:Kloster Banz, Basilika Vierzehnheiligen und der Staffelberg

Winter kehrt zurück - Kloster Banz

Quelle: dpa

Und noch einmal zeigt sich der Trend hin zum Gesamtensemble: Der Landkreis Lichtenfels schickt das Kloster Banz, die Basilika Vierzehnheiligen und den Staffelberg ins Rennen. ''Die drei Orte besitzen Blickbeziehung zueinander und sind vielfach historisch miteinander verknüpft'', begründet Landratsamt-Sprecher Helmut Kurz die Bewerbung, ''sie liegen in einem Jahrtausende alten Siedlungsraum und verkörpern Zeugnisse religiösen Lebens.'' Die Bauwerke seien architektonische Meisterwerke, die die hohe spirituelle Qualität des ''Gottesgarten am Obermain'' begründen.

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Bewerbung:Augsburger Wasserwirtschaft

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Quelle: APN

''Die Augsburger Wasserwirtschaft ist ein Meisterwerk menschlicher Schaffenskraft'', sagt Kulturreferent Peter Grab zur ungewöhnlichen Bewerbung seiner Stadt. Als die Römer im Jahr 15 vor Christus an der Mündung von Lech und Wertach ihr Städtchen Augusta Vindelicorum gründeten, versorgten sie dieses über Gräben, Kanäle und Holzleitungen mit Brauchwasser aus dem Voralpenland. Im Mittelalter entstand ein 89 Kilometer langes Kanalsystem, das bis heute genützt wird. Augsburg wird durchplätschert von zahllosen Stadtbächen, die über viele Jahrhunderte hinweg nicht nur als Transportwege, sondern auch als Energielieferanten für Mühlen und Schmieden sowie später für Textil-, Maschinen- und Papierfabriken dienten oder bis heute dienen. Herausragende Bauwerke sind der Hochablass am Lech, die Wassertürme am Roten Tor oder der Eiskanal.

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Bewerbung:Nürnberger Saal 600

Memorium Nürnberger Prozesse

Quelle: dpa

Es waren furchtbare Verbrechen, die nach 1945 im Saal 600 im Nürnberger Justizpalast verhandelt wurden. Hier mussten sich führende Nationalsozialisten für ihre Taten verantworten. Gleichzeitig gelten die in diesem Prozess von den Vereinten Nationen verabschiedeten ''Nürnberger Prinzipien'' als Geburtsstunde des Völkerrechts. ''An diesem Ort wurde ein außerordentliches Kapitel Weltgeschichte geschrieben, das weiter wirkt'', begründet Oberbürgermeister Ulrich Maly die Bewerbung zum Weltkulturerbe. Mit den ''Nürnberger Prinzipien'', die Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit unter Strafe stellen, sei ein wesentliches Fundament der heutigen Weltordnung gelegt worden.

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Bewerbung:Wasserburg, Mühldorf, Neuötting, Burghausen, Schärding und Rattenburg

Wasserburg am Inn

Quelle: dapd

Gleich zu sechst versuchen Wasserburg, Mühldorf, Neuötting, Burghausen und ihre österreichischen Nachbarn Schärding und Rattenburg, den Titel Weltkulturerbe zu erlangen. Gemeinsam haben die Städte den bekannten Inn-Salzach-Baustil mit den typischen geschlossenen Straßenfluchten durch die Aneinanderreihung giebelständiger Häuser. Dadurch entstehen Plätze, die an Säle erinnern - wie etwa der rund 500 Meter lange Neuöttinger Stadtplatz. Besonders charakteristisch sind auch Erker und Stuckeleåko bis hin zum Jugendstil reicht.

© sz vom 02.03.2011/els
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