Bewährungsstrafe:Eltern lassen Kinder verwahrlosen

Monatelang mussten die Buben und Mädchen in Uringestank und Müll leben. Nachts waren sie eingesperrt und mussten ihre Notdurft in ihren Betten verrichten. Die 30 Jahre alte Mutter und der 37 Jahre alte Vater der fünf Kinder wurden dafür am Freitag vom Amtsgericht Augsburg unter anderem wegen Freiheitsberaubung zu einem Jahr und acht Monate Haft auf Bewährung verurteilt. Es sei durchaus die Frage, ob man solche Eltern nicht ins Gefängnis schicken müsste, sagte Richter Dominik Wagner bei der Urteilsverkündung. Letztlich aber setzte er die Strafe zur Bewährung aus. Vier Jahre lang müssen die Eltern nun je zehn Stunden gemeinnützige Arbeit pro Monat leisten, damit sie daran erinnert werden, was sie ihren Kindern angetan haben.

Die Kinder im Alter von einem bis neun Jahren lebten in Schwabmünchen im südlichen Kreis Augsburg in einer völlig verwahrlosten Wohnung. Es gab nicht genug Betten für alle, deswegen musste ein Sohn auf einem heruntergekommenen Sessel schlafen. Abfall wurde nicht mehr rausgebracht, dreckige Wäsche stapelte sich. Weil selbst Glasscherben nicht mehr weggeräumt wurden, verletzte sich ein Mädchen am Fuß.

In der Verhandlung zitierte der Richter zudem aus den Akten, dass die älteste Tochter auch schon einmal trockene Nudeln durch das Schlüsselloch schob, damit die hungrigen Geschwister etwas zum Essen haben. Im April beendete die Polizei das Martyrium. Die beiden Eltern gaben vor Gericht alles zu. "Ich habe nie gedacht, dass ich meine Kinder psychisch und seelisch so kaputt mache", sagte der Vater unter Tränen. Er begründete sein Verhalten mit zahlreichen Überstunden als Busfahrer. Seine Partnerin gab eine Depression durch ihre Schwangerschaft mit dem jüngsten Kind an.

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