Besetzung der Staatskanzlei:Seehofers zweitgrößtes Problem

Seehofer muss seine Staatskanzlei neu besetzen - doch Guttenbergs Rücktritt überlagert auch die geplante Kabinettsumbildung.

K. Auer und M. Szymanski

Eigentlich hätte sich Ministerpräsident Horst Seehofer am Dienstag vor allem damit beschäftigen wollen, wen er als Nachfolger von Staatskanzleichef Siegfried Schneider in sein Kabinett holt. Der wechselt im Herbst an die Spitze der Landesmedienzentrale, und Seehofer wollte schnell einen Nachfolger präsentieren. Doch der überraschende Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg überlagert auch die geplante Kabinettsumbildung im Freistaat.

Seehofer will Guttenberg in der Politik halten

CSU-Chef Seehofer hat bei seinen Personalplanungen in München einiges zu bedenken.

(Foto: dapd)

So war am Dienstag lange nicht klar, ob sich Seehofer angesichts der Krise in Berlin jetzt schon festlegen würde. Denn auch im Bundeskabinett wird ein neuer CSU-Minister gebraucht, das muss der CSU-Chef bei seinen Personalplanungen in München bedenken. Guttenberg ist Oberfranke, die Interessen der Nordbayern müssen mit berücksichtigt werden.Seehofer sagte am Dienstag, er wolle sich Zeit für die nun anstehenden Entscheidungen nehmen.

"Es geht um die Verarbeitung es heutigen Tages", sagte Seehofer. "Das wird auch noch einige Zeit dauern." Der Rücktritt Guttenbergs habe ihn überrascht, Seehofer sprach von einem großen Verlust für die CSU. Als Parteichef muss er nun aber zunächst versuchen, die Lücke zu schließen, die Guttenbergs Rücktritt in Berlin reißt.

Noch am Dienstagmorgen, vor Guttenbergs Auftritt, hatte alles auf eine kleine Kabinettsumbildung in Bayern hingedeutet. Auch mit Blick auf die anhaltende Kritik an Guttenberg hatte sich bei Seehofer die Ansicht durchgesetzt, in Bayern für möglichst wenig Unruhe sorgen zu wollen. Zwei, drei Positionen seien zur Diskussion gestanden, hieß es, oder auch die Variante, Schneiders Posten einfach nachzubesetzen.

Dafür galt am Dienstagmorgen Fraktionsvize Thomas Kreuzer als aussichtsreicher Kandidat. Seehofer hält viel von dem 51-jährigen Juristen, der zuletzt den Landesbank-Untersuchungsausschuss geleitet hatte und dabei die eigenen Parteifreunde fair behandelte, aber nicht verschonte. Ein Kunststück, das ihm viele in der CSU hoch anrechnen - wenngleich manche auch mit einem Zähneknirschen.

Kreuzer gehört zu denen, die eine Ministerkarriere schon abgeschrieben hatten, als der frühere Ministerpräsident Günther Beckstein in seinem Kabinett die Riege der 40- bis 50-jährigen Ausschussvorsitzenden übergangen hatte. Sollte ihn nun doch noch der Ruf ereilen, wäre das für ihn ein später Erfolg, für die Fraktion aber auch ein Verlust. Als parlamentarischer Geschäftsführer ist er hoch geschätzt, weil er nicht nur die Absprachen mit dem Koalitionspartner organisiert, sondern auch in der CSU-Fraktion selbst viel bewegt. Seine gute Verbindung zu den Abgeordneten käme Seehofer dann zugute.

Als zweite Variante gilt die Versetzung von Kultusstaatssekretär Marcel Huber in die Staatskanzlei. Der 53-jährige Tierarzt aus Mühldorf am Inn gilt als absolut loyal und wird in der Fraktion als fleißig und zuverlässig geschätzt. Mit seiner Berufung könnte Seehofer die unglückliche Entscheidung korrigieren, die Huber bei der letzten Kabinettsbildung ins Kultusministerium gespült hatte, nachdem er eigentlich schon als Agrarminister gesetzt war.

Aber um des Regionalproporzes willen wurde dann doch der Niederbayer Helmut Brunner Landwirtschaftsminister. Zwar hat sich Huber im Kultusministerium eingearbeitet, es ist jedoch kein Geheimnis, dass sein Herz nicht an dem Ressort hängt. Wie es aber nun genau kommen sollte, das war bis zum Abend nicht bekannt. Auch den Favoriten nicht. Denn alle sprachen sie nur über den Rücktritt Guttenbergs.

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