Bernau am Chiemsee:Ein Ende in Würde

Drei Landkreise und die Stadt Rosenheim gründen am Chiemsee gemeinsam ein Hospiz mit zehn Plätzen

Von Matthias Köpf, Bernau am Chiemsee

Manchmal kommt der Tod schnell und unterwartet, aber oft braucht auch das Sterben seinen Ort und seine Zeit. In den Palliativstationen der Krankenhäuser ist diese Zeit begrenzt. Dort geht es zwar nicht mehr um Heilung, aber doch darum, die Leiden der Patienten so weit zu lindern, dass diese zumindest zeitweise wieder entlassen werden können. Doch manche Sterbenden haben zu Hause nicht das richtige Umfeld, damit ihr Leben in Würde zu Ende gehen kann. Sie haben keine Familie oder Freunde, die ihnen beistehen könnten, und in solchen Fällen reichen auch die ambulanten Angebote der Hospizvereine nicht aus. Für sie sind die stationären Hospize gedacht. Der Staat setzt dafür einen Bedarf von einem Bett pro 60 000 Einwohner an, doch im südöstlichen Oberbayern gab es bisher kein einziges Bett. Nun schließen die drei Landkreise Rosenheim, Traunstein und Berchtesgadener Land sowie die Stadt Rosenheim diese Lücke und gründen ein gemeinsames Hospiz am Chiemsee.

Für den Jakobus-Hospizverein in Stadt und Landkreis Rosenheim geht damit ein Wunsch in Erfüllung, den er für sich selbst schon bei der Gründung vor 23 Jahren formuliert hat, sagt die Vorsitzende Reinhilde Spies. Das gleiche Ziel hatten auch die anderen Hospizvereine in Bayerns Südosten, doch ein stationäres Hospiz muss nahezu sicher mit roten Zahlen rechnen. Zwar zahlen die gesetzlichen und auch die meisten privaten Krankenkassen ihren Versicherten auch einen Hospizaufenthalt, ein Rest von rund fünf Prozent muss jedoch aus anderen Quellen wie über Spenden aufgebracht werden. Die Suche nach Trägern für das Hospiz gestaltete sich entsprechend schwierig - bis sich nun die Kreise und die Stadt Rosenheim überzeugen ließen, als Träger ein gemeinsames Kommunalunternehmen zu gründen und zusammen das erwartbare Defizit von etwa 300 000 Euro zu übernehmen. Als Türöffner fungierte Alois Glück, der von seiner Traunsteiner Heimat aus die Lokalpolitiker in der Umgebung von einer gemeinsamen Lösung überzeugt hat. Der CSU-Altvordere, der unter anderem Vorsitzender der Landtagsfraktion sowie Präsident des bayerischen Landtags und des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken war, engagiert sich schon seit vielen Jahren für den Hospiz-Gedanken und sitzt unter anderem im Rat der Deutschen Hospiz- und Palliativstiftung.

Für das gemeinsame Hospiz schwebte allen Beteiligten ein Ort am Chiemsee vor, doch eine längere Suche in Prien blieb ohne Ergebnis. Im nahen Bernau bietet sich nun aber die Gelegenheit, von der Immobiliengesellschaft des Freistaats ein Gebäude mit ehemaligen Personalwohnungen der örtlichen Justizvollzugsanstalt zu übernehmen. Das Haus taugt nicht für ein Hospiz und muss einem Neubau weichen, doch der Blick über einen Garten und eine Wiese auf den Wald und dahinter die Berge hat nicht nur ehrenamtliche Helfer wie Reinhilde Spies überzeugt.

Geht es nach den Plänen der Beteiligten, könnten der Abbruch und dann die Bauarbeiten im Frühjahr beginnen, doch zuvor müssen noch die wirtschaftlichen Strukturen geschaffen werden. Die Kreistage in Rosenheim und Bad Reichenhall sowie der Rosenheimer Stadtrat haben der Gründung des Unternehmens bereits zugestimmt, der Traunsteiner Kreistag soll dies am 21. Oktober tun, wobei die Fraktionen ihr Einverständnis bereits signalisiert haben.

Die zehn geplanten Hospiz-Betten entsprechen ziemlich genau dem gesetzlich geforderten Verhältnis, denn zusammen kommt die Region auf knapp 600 000 Einwohner. Zugleich wird es damit aber für eine private Initiative schwieriger, die im Kloster Reisach bei Oberaudorf ein Hospiz gründen will. Das Kloster liegt ebenfalls im Landkreis Rosenheim, ist aus Perspektive der Traunsteiner und Berchtesgadener aber zu abgelegen.

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