Berichterstattung über CSU:Seehofer spricht von medialer Treibjagd

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"Wir lassen nicht mit uns Schlitten fahren": Scharf kritisiert CSU-Chef Seehofer die Medien. Das ZDF musste auf Drängen der Christsozialen mittlerweile tatsächlich einen Fehler einräumen. Im Zentrum: Moderator Kleber.

Als Reaktion auf die Vorwürfe von Medien in der Vetternwirtschafts-Affäre geht der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer zum Gegenangriff über.

Der bayerische Ministerpräsident warf dem ZDF und anderen Medien am Montag falsche und schlampige Berichterstattung vor. "Wie wenn man auf der Treibjagd ist, und die Bluthunde wittern eine Blutspur. Da wird nicht mehr links und rechts geschaut, das ist schlimm." Er werde ab jetzt mit aller Konsequenz gegen solche Vorfälle vorgehen. "Wir lassen nicht mit uns Schlitten fahren."

Anlass der Kritik war unter anderem ein Bericht des ZDF über Seehofers Nominierung als CSU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl. Die Redaktion hatte gemeldet, FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß sei aus einem CSU-Werbefilm herausgeschnitten worden - was laut CSU nicht stimmte.

"Das hat alles mit Qualitätsjournalismus nichts mehr zu tun", beschwerte sich Seehofer am Montag vor der Sitzung des Parteivorstandes. Tatsächlich musste Moderator Klaus Kleber mittlerweile auf Drängen von Generalssekretär Alexander Dobrindt einräumen, die Information ungeprüft übernommen zu haben. Für Seehofer ist damit der Fall klar. Er wirft dem ZDF "Manipulation" vor.

Das ZDF hatte am Sonntag erklärt, dass es für den Hinweis auf "Umschnitte" im Zusammenhang mit Uli Hoeneß nur eine Quelle gegeben habe. Laut ZDF war dies der Deutschlandfunk. Ein Dementi sei der Partei nicht bekannt gewesen. "Es war ein Fehler der Redaktion, dass dazu keine Reaktion der CSU eingeholt wurde", erklärte ein Sprecher.

Moderator Kleber wird in einer Stellungnahme aus Mainz mit den Worten zitiert: "Ich habe die Darstellung einiger Medien, nach der die CSU einen Video-Film in letzter Minute noch umarbeiten ließ, in meiner Moderation aufgegriffen und ungeprüft übernommen. Das hätte mir nicht passieren dürfen."

Waigel soll CSU-Ehrenkodex erarbeiten

Unterdessen wurde bekannt, dass als Reaktion auf die Verwandtenaffäre in Bayerns Landtag und Staatsregierung der frühere CSU-Chef Theo Waigel einen Ehrenkodex für die Partei ausarbeiten soll. Darin sollen die Verhaltensregeln für CSU-Abgeordnete und -Funktionsträger festgelegt werden, berichteten Teilnehmer der Parteivorstandssitzung am Montag in München.

Wegen der Affäre waren CSU-Fraktionschef Georg Schmid und der Chef des Haushaltsausschusses, Georg Winter (CSU), von ihren Ämtern zurückgetreten.

© Süddeutsche.de/dpa/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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