Bergkirchweih in Erlangen:Und immer wieder ruft der Berg

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Ein Ereignis, das alljährlich alle Freunde Erlangens vereint: die traditionelle Bergkirchweih. Außerdem feiern die Erlanger wesentlich günstiger als die Münchner.

Olaf Przybilla

Erlangen - Jörg Rohde zum Beispiel. Auch der Landtagsvizepräsident ist Franke, wenn man das so sagen kann bei einem, der in Mönchengladbach geboren ist. Das mit der fast okkulten Verehrung der Erlanger Bergkirchweih - die der FDP-Mann für nicht weniger als die "großartigste Veranstaltung unter der Sonne" hält - kann man bei Rohde ziemlich genau auf das Jahr 1987 datieren. Damals ist Rohde nach Erlangen gezogen, um etwas zu absolvieren, für das die Siemensstadt ebenfalls berühmt ist: ein Ingenieursstudium an der Friedrich-Alexander-Universität. Damals hatten Erlanger Studenten noch offiziell "Berg-frei" im Juni, ein Begriff, der heute durchaus erklärungsbedürftig ist. In der Bergwoche war die Erlanger Uni offiziell geschlossen - heute ist sie das nur noch inoffiziell.

Der Kampf ums Bier ist überall gleich. Doch die Münchner Wiesn-Besucher können beim Bierpreis der Erlanger Bergkirchweih nur neidisch werden: Nur 7,50 Euro kostet die Maß. (Foto: dapd)

Rohde und seine Kommilitonen hielten es dann so: Für den großen "Bergschein", der war damals schon eher inoffiziell, mussten am Ende mindestens zehn Bergbesuche absolviert werden, sonst galt man nicht als Student und als ordentlicher Erlanger schon gar nicht. Die Vita des Vizepräsidenten darf man, was das betrifft, durchaus exemplarisch nennen: Als Jungakademiker kommt man in die Stadt, studiert dort, geht anschließend zu Siemens - und wenn man dann doch wieder weg muss aus Erlangen, dann bleibt doch wenigstens eines: die unerschütterliche Liebe zum "Berg".

Dieser Tage kann man das wieder sehr schön beobachten. Es ist Bergkirchweih in Erlangen, zum inzwischen 256. Mal. Das Ritual ist immer das gleiche: Am Martin-Luther-Platz, ungefähr auf Höhe des "Pleitegeier", der schon einige Generationen von Studenten mit dem Nötigsten versorgt hat, sammelt man sich. Es geht dann hinunter zu dem Flüsschen, das verwirrenderweise auf den Namen "Schwabach" hört, dort passiert man eine kleine Brücke. Und dann sieht man ihn schon vor sich: den Erlanger Berg.

Nun ja, eigentlich ist es ein Bergchen, kaum 60 Metern hoch über Erlangen-City, aber eben eines der schönsten, das man nördlich der Alpen finden kann. Man sitzt dort wunderbar auf Bierkellern und unter Laubbäumen, was man zwar theoretisch von Frühling bis Herbst tun könnte - aber eben nicht gemeinsam mit durchschnittlich 100 000 anderen Studenten und Ex-Studenten pro Tag. Ob es dieses Jahr wieder einen Besucherrekord geben wird, weiß kein Mensch, an den ersten sechs Tagen jedenfalls ist der Berg schon sehr gut gestartet. Am Ende werden es wohl abermals bis zu 1,2 Millionen Besucher gewesen sein. Und eine Zahl ist sicher in Erlangen: Der Preis der Maß. Sie kostet stabile 7,50 Euro.

Etwas anderes ist ebenfalls sicher in Erlangen: Man sieht viele Leute dort, über manche freut man sich. Rohde hat einen Kommilitonen getroffen, 14 Jahre hat er ihn nicht mehr gesehen, seit einem gemeinsam absolvierten Tanzkurs.

© SZ vom 16.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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