Belauschte Gespräche (5):"Ich hack' doch keine Lady"

Worüber die Menschen in Bayern so reden: Wenn Fahrkartenautomaten der Bahn beschimpft werden, Wassertemperatur in Zentimetern gemessen und Gollum über die Straße gekickt wird, dann hören die O-Ton-Sammler mit. Eine Auswahl der besten Stilblüten aus dem Freistaat.

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Handy-Vergnügen zum Urlaubsstart: Günstige SMS und Tarife

Quelle: ag.dpa

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Worüber die Menschen in Bayern so reden: Wenn Fahrkartenautomaten der Bahn beschimpft werden, die Wassertemperatur in Zentimetern gemessen und Gollum über die Straße gekickt wird, dann hören die O-Ton-Sammler mit. Vier junge Männer, die sich beim Studieren in Augsburg kennengelernt haben, sammeln auf der Internetseite belauscht.de lustige Sprüche und skurrile Alltagssituationen. Bereits mehrfach hat Süddeutsche.de  bereits lustige Anekdoten aus dem Freistaat präsentiert. Eine neue Auswahl lustiger Alltagsszenen aus Bayern.

Landshut, im Bus:

Eine Gruppe Teenager stürmt nach der Schule den Bus und unterhält sich lautstark über ihre Handys. Nummern und Videoanfragen über Bluetooth schwirren durch den Bus. Folgender Dialog entwickelt sich zwischen einem Jungen und einem Mädchen:

Er: "Eh, ich will dir grad nen Video schicken, warum brichst du das ab?"

Sie: "Ich dachte, du willst auf meinem Handy Mist bauen!"

Er: "Eh, ich hack' doch keine Lady!"

G8-Abiturienten in Bayern starten mit Prüfungen

Quelle: Armin Weigel/dpa

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Augsburg, in einer Schule während der Hausaufgabenbetreuung:

Betreuerin zu Schüler, der schon mehrfach gestört hat: "Jetzt hör doch mal bitte endlich mit dem doofen Getue auf!"

Schüler: "Ich bin nicht doof! Sie können mich doch nicht doof nennen!"

Betreuerin: "Okay, hmm, also: Du legst gerade ein taktisch sehr unkluges Verhalten an den Tag. Besser?"

Schüler: "Hä? Check ich nicht."

Betreuerin: "Siehste!"

Stürme setzen Sylt schwer zu - Nordsee nagt an Dünen und Kliffkanten

Quelle: dpa

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Regensburg, im Bus:

Zwei Studentinnen unterhalten sich über ihre Urlaubsziele.

Studentin 1: "Das Wasser da hat ja nur 19 Grad und Thomas hat darauf gesagt, dann misst man die Temperatur nicht mehr in Grad, sondern in Zentimetern. Hä? Will der mich verarschen? Wie meint der das denn? Das geht doch nicht!"

Pause

Studentin 2: "Hääää? Temperatur kann man doch nicht in Zentimetern messen..."

Umfrage: Die Mehrheit der Deutschen glaubt an Liebe fürs Leben

Quelle: dpa

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Eichstätt, in einem Gymnasium:

Die Klasse 8C nimmt gerade Verhütungsmittel bei einer äußerst attraktiven Junglehrerin durch. Gesucht sind Verhütungsmittel.

Ein Schüler meldet sich: "Coitus interupptus - Abbruch."

Lehrerin (trocken): "Das ist kein Verhütungsmittel, das ist 'ne Spaßbremse."

MÖBELMESSE - SOFA "1.500"

Quelle: DPA

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Regensburg, in einem Möbelhaus:

Ein Paar schaut sich nach einem neuen Sofa um. Sie hat sich für ein sehr teures Stück entschieden, ihm gefällt es gar nicht.

Er (kleinlaut): "Immerhin bin ICH es, der den ganzen Tag dafür arbeiten muss!"

Sie (energisch): "Ja siehst Du! ICH muss den ganzen Tag drauf sitzen, also muss es MIR gefallen!"

Weltaidstag - Kondome

Quelle: dpa

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Eichstätt, in einem griechischen Restaurant:

Zwei kleine Kinder (etwa vier und sechs Jahre alt) stürmen euphorisch zum Nachbartisch und schreien:

"Opa, Opa, kriegen wir Geld für die Luftballons auf dem Klo?!"

Ostern kann Benzin knapp werden

Quelle: dpa

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Augsburg, im Bus:

Morgens auf dem Weg in die Schule.

Schüler: "Einliter-Auto! So ne dumme Idee. Da muss ich ja alle paar Kilometer nachtanken!"

Porsche Marks 10 Years Leipzig Production Plant

Quelle: Getty Images

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An einer Universität in Niederbayern:

Der Juraprofessor kommt in die Vorlesung. Sein Porsche wurde am Vortag zerkratzt. Er stellt sich vor den vollen Hörsaal, verschränkt die Arme und sagt: "Leute, ich kann mir mehr Porsches leisten als ihr euch Schlüssel."

Tiger bei Sonnenschein

Quelle: dpa

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Augsburg, im Radio:

In den Medien kursiert die Nachricht über einen freilaufenden Tiger, der in Augsburg gesichtet worden sei. Im Radiosender Bayern 5 wird gemeldet: "Zwischenzeitlich sucht die Polizei mit Streifen nach dem Tiger."

Bundespräsident Wulff in Russland

Quelle: dpa

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Regensburg, im Supermarkt:

Ein älteres Paar berät über eine Beileidskarte.

Sie: "Aufrichtige Anteilnahme oder herzliches Beileid?"

Er: "Das können wir beides nicht nehmen, die wissen doch, dass das glatt gelogen ist!"

Gollum

Quelle: dpa/picture-alliance

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Regensburg, vor einer McDonald's-Filiale:

Ein betrunkener Jugendlicher kommt die Straße herunter und kickt die Blätter einer Pflanze, die auf dem Boden herumliegen, vor sich her. Er schreit eine Gruppe anderer Jugendlicher sehr laut entgegen:

"Ey passt auf, die Pflanze! Vorsicht! Das ist Gollum!!!"

Erste-Hilfe-Kurse müssen wiederholt werden

Quelle: dpa

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Nürnberg, in einer Berufsschule:

Gespräch zwischen zwei Mitschülerinnen.

Schülerin 1: "Weißt du eigentlich was die Jenny jetzt so macht?"

Schülerin 2: "Ja voll krass, die macht jetzt nochmal eine Ausbildung! Zum Rettungsassistäter!"

Halloween-Kürbis

Quelle: dpa

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Erlangen-Sieglitzhof:

Eine Gruppe Mädchen im Grundschulalter ist im beschaulichen Viertel auf Halloweenstreifzug und plündert die Mehrfamilienhäuser:

Mädchen: "[...] und jetzt klingeln wir alle durch, nur nicht beim Zahnarzt, der gibt wieder nur Zahnpasta."

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Quelle: Oliver Berg/dpa

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Würzburg, S.Oliver-Arena:

Vor dem Clueso-Konzert, die meisten Zuschauer haben schon Platz genommen und warten auf den Auftritt. Eine Frau mit Begleitung tippt auf ihrem Smartphone herum, dahinter sitzt ein Jugendlicher und beobachtet die Frau nervös. Irgendwann hält er es nicht mehr aus und klopft die fremde Frau von hinten an.

Junge: "Boah, könnt ich mal kurz dein Handy haben?"

Junge Frau: "Äääh... Nein?! Wieso??"

Junge: "Ich muss unbedingt mal auf Facebook... ich muss noch bei Kingdoms of Camelot meine Truppen ausbilden!"

Lehrerberuf muss attraktiver werden

Quelle: dpa

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Nürnberg, in einer Realschule:

Französischunterricht in der 10. Klasse. Alle, die die Hausaufgabe nicht gemacht haben, werden von der Lehrerin zur Strafe aus dem Klassenzimmer geschmissen. Dann entwickelt sich ein Gespräch zwischen vier Schülern.

Schüler 1: "Ey Jungs, kommt mal mit ey! Ich schwör', ich muss euch was sagen. Mann, des glaubt ihr mir nicht."

Schüler 2 (gelangweilt): "Ey wasn jetzt los, Alter?"

Schüler 1 (unsicher): "Ich weiß' nicht, wie ich das jetzt sagen soll, ey... ohne Scheiß, Mann..."

Schüler 2:"Ey jetzt komm schon Mann, sag halt."

Schüler 1: "Ey, ich glaub', Herr Kuntz steht auf mich...!"

Schüler 3 (brüllend): "Was, Alter?? Willst du mich verarschen?"

Schüler 2: "Was laberst du, Mann? Wieso sollte der was von dir wollen?"

Schüler 1 (schüchtern): "Naja... der kommt im Deutschunterricht immer zu mir und fragt mich, ob ich die zehnte Klasse nicht doch wiederholen will..."

Deutsche Bahn AG vor Fahrplanwechsel

Quelle: dpa

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Heilsbronn, am Bahnhof:

Ein alter Mann steht vor mir am DB-Automaten und kommt offensichtlich mit der neuen Touch-Technik nicht so klar. Irgendwann stößt er mit seinem Gehstock gegen den Automaten und schreit ihn an: "Früher hätte man sowas an die Wand gestellt und erschossen!"

Toilette im Kiosk 'Fräulein Grüneis' in München, 2011

Quelle: Catherina Hess

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Regensburg, abends im Bus:

Drei junge Frauen unterhalten sich über Kinder - offenbar arbeiten alle in der Kinderbetreuung.

Frau 1: "...und dann hat sie geweint, weil ihr die Zahnpasta ins Klo gefallen ist."

Allgemeine Erheiterung.

Frau 1: "Aber ich mein - das holt man raus, wischt es ab und wäscht sich die Hände! Ich mein, wie oft ist mir denn im Leben schon was ins Klo gefallen?!"

Die anderen beiden stimmen ihr zu, sind offenbar ganz ihrer Meinung, dass es nicht so tragisch sei. Kurzes Schweigen.

Frau 2 (nachdenklich): "War die Zahnpasta denn offen oder zugeschraubt?"

Frau 1: "Ach, danach hab ich gar nicht gefragt... Sie hat sich dann ja wieder beruhigt."

REWE-Supermarkt

Quelle: dpa

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Kronach, in einem Supermarkt:

An der Kasse steht eine Dame mit zwei Jugendlichen, die jeweils einen Stapel Schulsachen vor die Kassiererin legen. Die Kassiererin scannt alles ein und teilt der Kundin dann mit: "Das macht 54,80. Bei einem Einkauf über 25 Euro erhalten Sie heute zehn Prozent Nachlass, das wird sofort abgezogen."

Darauf die Kundin: "Mensch, hätten Sie das doch mal eher gesagt, dann hätt ich das auf zweimal bezahlt!"

A McDonald's restaurant is seen in Washington D.C.

Quelle: REUTERS

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Schweinfurt, bei McDonald's:

Mann: "Willst du was essen?"

Sohn: "Nein."

Mann: "Willst du was trinken?"

Sohn: "Nein!"

Mann: "Willst du weiter?"

Sohn: "Nein!!"

Mann (belustigt): "Willst du ein iPad?"

Sohn: "NEEEINN!!!"

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Quelle: AFP

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Nürnberg, im Tiergarten:

Ein kleiner Junge beobachtet ein wenig misstrauisch die umherschleichenden Wölfe im Gehege.

Die Mutter will den Kleinen beruhigen: "Weißt du, Wölfe sind eigentlich keine große Gefahr für Menschen und auch ziemlich nützlich. Die essen nämlich kranke Tiere!"

Kind (überlegt eine Weile und ruft triumphierend): "Und ich bin ein gesundes Kind!"

belauscht.de, Felix Anschütz, Krischan Dietmaier, Thomas Neumann und Nico Degenkolb

Quelle: oh

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Und wer denkt sich so etwas aus? Hinter dem Portal belauscht.de  stecken Felix Anschütz, Krischan Dietmaier, Thomas Neumann und Nico Degenkolb (von links). Die vier haben sich als Studenten in Augsburg kennengelernt. Ein Freund stieß Krischan Dietmaier damals auf Overheard New York, eine US-Seite, auf der Alltagsszenen gesammelt werden. "In Deutschland habe ich so etwas nicht gefunden", erinnert sich Dietmaier.

Also haben die vier ihre eigene Seite programmiert. Zuerst haben sie eigene Erlebnisse veröffentlicht - mittlerweile laufen jeden Tag etwa 20 Mails mit Nachschub im Postfach ein. Tausende Einträge gibt es, und jeder wird überprüft. Nur O-Töne, die authentisch scheinen, kommen auf die Seite. "Mittlerweile haben wir ein gutes Gespür und können Fakes herausfiltern", sagt Krischan Dietmaier.

Inzwischen leben die Gründer nicht mehr in Augsburg. Krischan Dietmaier arbeitet in München, Felix Anschütz und Thomas Neumann leben in Berlin, Nico Degenkolb in Budapest. Doch durch ihr gemeinsames Projekt (inzwischen sind sogar zwei Bücher erschienen) stehen sie weiter miteinander in Kontakt.

Und wo lauschen die Deutschen am liebsten? Da muss Krischan Dietmaier nicht lange nachdenken: "In der U-Bahn und an der Supermarktkasse."

© Süddeutsche.de/tob
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