Beckstein vor dem Karrieresprung:Ein großer Schritt nach ganz oben

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Die CSU-Fraktion nominiert Günther Beckstein heute zum Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten. Mit Äußerungen hält sich Beckstein zurück: In seinem Politikerleben hat er oft erleben müssen, dass Träume schnell platzen können.

Auch ein Politroutinier wie Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) ist vor Nervosität nicht gefeit. Ja, am Donnerstag werde er schon aufgeregt sein, bekennt der 63-Jährige. Zwar zweifelt niemand daran, dass Beckstein von der CSU-Landtagsfraktion offiziell zum Kandidaten für das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten nominiert wird. Für den Innenminister ist die Abstimmung dennoch ein entscheidender Schritt hin zum großen Karrieresprung an die Spitze der Staatsregierung.

Freilich stellt niemand eine Amtsübernahme durch den Franken am 9. Oktober in Frage. Doch der im Januar zwischen Wirtschaftsminister Erwin Huber und Beckstein geschlossene Pakt, sich die Nachfolge Edmund Stoibers an der Spitze von Partei und Staatsregierung zu teilen, wäre im Zweifelsfall nicht viel wert. Ein Beschluss der Landtagsfraktion hat da schon ein anderes Gewicht.

Die Nominierung noch vor der Sommerpause, die sich Beckstein selbst gewünscht hatte, war in der Partei allerdings nicht unumstritten. Als Ende April erste Berichte über entsprechende Pläne erschienen waren, machte Stoiber umgehend deutlich, dass er keinen Anlass für eine solche Vorentscheidung sehe: "Ich bin eher skeptisch, ob das wirklich als Zeichen von Souveränität und gutem Stil empfunden würde." Anfang Juli teilte CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann dann aber mit, er habe sich mit Stoiber "im Einvernehmen" darauf verständigt, dass Beckstein von der Fraktion im Anschluss an die letzte Plenarsitzung vor der Sommerpause nominiert werde.

Beckstein selbst hielt sich in den vergangenen Monaten merklich zurück mit Äußerungen zu seiner voraussichtlichen Amtszeit als bayerischer Regierungschef. Wohl auch, um den scheidenden Amtsinhaber Stoiber nicht unnötig zu reizen. Vor allem aber hat Beckstein selbst schon mehrfach erleben müssen, wie schnell in der Politik ein Traum zerplatzen kann.

Zweimal galt Beckstein als aussichtsreicher Anwärter auf den Posten des Bundesinnenministers. 2002 scheiterte ein Wechsel nach Berlin aufgrund des knappen Wahlsiegs von Rot-Grün. 2005 schien für ihn wegen des geplanten Eintritts Stoibers ins Bundeskabinett kein Platz in Berlin zu sein. Als der Ministerpräsident doch in München blieb, war das Innenressort schon vergeben. Stoibers Rückzug aus Berlin brachte Beckstein 2005 außerdem um die Chance, Ministerpräsident zu werden. Wochenlang hatte er sich mit dem damaligen Staatskanzleichef Huber ein Fernduell geliefert.

Zurückhaltung und "kein Politikwechsel"

Damals hatte sich Beckstein keine so offensichtliche Zurückhaltung auferlegt wie in diesen Wochen und offensiv für den neuen Politikstil geworben, den er in die Staatskanzlei bringen wolle: mehr Eigenständigkeit für die Ministerien und mehr Freiräume für die Fraktion. In Abgrenzung zu Huber, der gegen das Image des Radikalreformers zu kämpfen hatte, präsentierte sich der Innenminister als Teamplayer.

SPD-Fraktionschef Franz Maget traut Beckstein zwar einen offeneren Führungsstil durchaus zu. Ein Neuanfang oder ein Aufbruch für Bayern sei mit Beckstein aber nicht in Sicht. "Das ist alter Wein in alten Schläuchen", bemängelt der SPD-Politiker.

Auch Beckstein selbst betonte zuletzt mehrfach, es werde mit ihm als Ministerpräsident "keinen Politikwechsel geben". Gern würdigt der Innenminister Stoibers "großartige" Regierungsbilanz. Zugleich aber weist er trotz aller Zurückhaltung auch darauf hin, dass "ein kleiner Teil der Erfolge Stoibers" auch mit auf ihn selbst zurückgehe. Stoiber hinterlasse "große Schuhe". Doch Beckstein ist sich sicher, ein geeigneter Nachfolger zu sein. "Wenn ich es mir nicht zutrauen würde, würde ich es nicht machen."

© ddp-bay, Petr Jerabek - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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