Bayreuther Festspiele:Wagner goes Social Media

Eröffnung der 106 Richard Wagner Festspiele in Bayreuth mit der Neuinszenierung Die Meistersinger v

Roter Teppich in Bayreuth: Jetzt sind die Festspiele auch in den sozialen Netzwerken aktiv.

(Foto: imago/Peter Kolb)
  • Die Bayreuther Festspiele sind neuerdings in den sozialen Medien aktiv: auf Twitter, Facebook und Instagram.
  • Catherine Foster, die Brünnhilde-Darstellerin im "Ring des Nibelungen", twittert ebenfalls fleißig vom Grünen Hügel.
  • Kürzlich war eine Handvoll auserwählter Menschen zum "Instwalkwal" eingeladen, einen Tag lang durften sie Bilder von vor, unter und hinter der Bühne auf Twitter und Instagram teilen.

Von Christiane Lutz, Bayreuth

Vor zwei Jahren zuckte die Social-Media-Welt zusammen: Die Bayreuther Festspiele hatten plötzlich einen Twitter-Account? Also jene Festspiele, die eher schnarchig daherkamen mit einer altbackenen Website, auf der man bis vor ein paar Jahren noch nicht mal Tickets bestellen konnte?

Dann die Entwarnung: alles beim Alten. Der Twitter-Account war ein Fake, ein paar Menschen hatten sich einen Scherz erlaubt. Im Festspielhaus schreckte man dennoch auf. Zwei Jahre später gibt es jetzt eine nagelneue, moderne Website.

Und es gibt Hannes Richter. Er ist verantwortlich für die Kommunikation über die sozialen Netzwerke. Twitter, Facebook und Instagram. Seit ein paar Wochen teilt er Backstage-Bilder, Informationen rund um die Festspiele, kleine Interviews mit Sängern und dem Regisseur Barrie Kosky. "Es wurde bisher in der digitalen Welt immer nur über die Festspiele gesprochen", sagt Hannes Richter, "aber die Festspiele haben sich nie selbst geäußert." Das soll sich auf Wunsch von Katharina Wagner grundlegend ändern. Die Stichworte lauten: Offenheit und mehr Transparenz.

Bisher funktioniert das. Die Gefolgschaft auf Twitter wächst stündlich, kürzlich war eine Handvoll auserwählter Menschen zum "Instwalk" eingeladen, wo sie einen Tag lang Bilder von vor, unter und hinter der Bühne auf Twitter und Instagram teilen durften. Hannes Richter kommt auch zugute, dass einer der Festspiel-Stars selbst fleißig twittert: Catherine Foster, die Brünnhilde-Darstellerin im "Ring des Nibelungen". Man sieht Foster also in der Dirigenten-Galerie, Foster in der Maske, Foster vor der Original-Partitur. Foster hat alles mit @wagnerfestival verschlagwortet. So heißt der offizielle Account, das ist kurz und international verständlich.

Dass soziale Netzwerke ein bereicherndes, digitales Brummen im Kulturalltag sein können, haben längst die meisten Theater begriffen. Ihre Inhalte stellen sich aus Serviceinformationen ("Vorstellungsausfall), Backstage-Einblicken ("Hamlet in der Maske") und ein wenig Lebensgefühl ("Sonnenuntergang!") zusammen. Meist in freundschaftlich-höflichem Ton gehalten. So entsteht ein für die Häuser und die Theatergänger nützlicher und unterhaltsamer Kommunikationsweg.

Nachrichten an eine neue Generation von Operngängern

Da wären dann auch die Bayreuther Festspiele, eine Marke von internationaler Strahlkraft, schlecht beraten, wenn sie die Möglichkeit, mit Wagner-Fans zu kommunizieren, nicht nutzen würden. Wer nicht in den wenigen Vorstellungen sitzen kann, wird wenigstens mit digitalen Häppchen versorgt. Vielleicht gelingt es so, eine neue Generation an Theater- und Operngängern zu erreichen. Vor allem vielen jungen Menschen ist Bayreuth und Richard Wagner bislang unendlich fern.

Was er teilt, darf Hannes Richter relativ frei entscheiden. "Man darf nur nicht den Respekt vor der Institution verlieren", sagt der 34-Jährige, der zuvor am Staatstheater Wiesbaden gearbeitet hat. "Wir wollen schon cool sein, aber nur cooler, als Bayreuth den Anschein hat, nicht cooler, als es tatsächlich ist." Klar, für den einen oder anderen Wagnerianer mag der Zauber der Festspiele gerade mit der leichten Verstaubtheit zusammenhängen. Und damit, dass Bayreuth eben nicht handelt wie jedes andere Theaterhaus. Wahrscheinlich gibt es aber auch viele, die sich jetzt freuen, endlich ein Türchen gefunden zu haben, durch das sie ein wenig hinein spähen können in die wundersame Wagnerwelt. Vielleicht auch nur um festzustellen: Die sind auch ganz normal.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: