Bayreuth:Pfarrer wird der Geldbeutel geklaut - während er predigt

Bayreuth: Pfarrer Hannes Schott, 35, hätte so gerne seine Ausweise zurück. Denn auf einem alten Bild hat er noch Haare.

Pfarrer Hannes Schott, 35, hätte so gerne seine Ausweise zurück. Denn auf einem alten Bild hat er noch Haare.

(Foto: privat)

Hannes Schott hätte gerne seine Ausweise zurück. Denn auf dem Bild hat der Pfarrer noch Haare.

Interview von Katja Auer

Wie aus dem Bilderbuch sieht die evangelische Katharina-von-Bora-Kirche in Bayreuth-Meyernberg zwar nicht aus, aber dass der moderne Bau ein Gotteshaus ist, muss auch ein Laie auf Anhieb erkennen. Das hat einen Dieb allerdings nicht abgeschreckt, der dort am vergangenen Sonntag den Pfarrer beklaut hat. Während des Gottesdienstes, während der Predigt. Pfarrer Hannes Schott ist, nun ja, nicht besonders erfreut.

Herr Schott, haben Sie Ihren rosa Führerschein wieder?

Hannes Schott: Nein, leider nicht. Jetzt muss ich einen neuen beantragen. Ich habe heute biometrische Ausweisfotos gemacht. Dabei lächle ich sonst immer. Aber das war mir heute nicht vergönnt.

Sie trauern dem alten Foto hinterher?

Dieser Führerschein ist von 1998, da war ich 18 und hatte noch Haare. Eigentlich taugt der Führerschein gar nicht als Ausweis, ich bin darauf nicht zu erkennen. Heute habe ich Bart, Brille, Platte.

Und da denkt man, einem Pfarrer seien Eitelkeiten fremd.

Naja, das sind ja vergangene Eitelkeiten. Eher ein Beleg, dass ich mal Haare hatte. Wenn der Geldbeutel wieder auftaucht, veröffentliche ich das Foto auf Facebook.

Der Geldbeutel wurde ihnen während des Gottesdienstes aus der Sakristei geklaut.

Genau, während des Gottesdienstes ist jemand in die Sakristei gegangen und hat ihn genommen.

Darf man da fluchen als Pfarrer?

Ich habe mich mehr über mich selber geärgert, geflucht habe ich nicht. Aber wenn ich ihn direkt erwischt hätte, wäre ich vielleicht zum Don Camillo geworden.

Er war aber weg und Sie haben versucht, den Dieb auf Facebook zu erreichen.

Ich habe ihn freundlich aufgefordert, mir doch wenigstens meine Karten und Ausweise in den Briefkasten zu werfen und das Geld für etwas Sinnvolles auszugeben. Inzwischen dürfte er sich davon auch ein Eis kaufen. Und am besten auch noch eins für seine Kinder, falls er welche hat.

Wie viel war denn drin?

So ungefähr 30 Euro. Ich weiß das nie so genau.

Sperren Sie jetzt die Tür ab?

Das werde ich wohl. Kirchentür und Sakristeitür waren offen. Ich dachte, das wäre eine Tabuzone. Aber so ist das halt. Der Lehrer wird in der Schule beklaut, der Beamte im Rathaus, der Pfarrer in der Kirche.

Aber bitte, in der Kirche!

Für meine Gottesdienstbesucher lege ich die Hand ins Feuer, die haben gebannt meiner Predigt gelauscht.

Worüber haben Sie denn gepredigt?

Jetzt ohne Witz. In der Predigt zur Speisung der 5000 ging es darum, dankbar und großzügig und nicht geizig zu sein.

Wenn er Ihnen die Karten wiederbringt, vergeben Sie dem Dieb dann?

Ich habe ja schon überlegt, ob ich mich als ermittelnder Pfarrer betätige.

Pfarrer Schott, statt Pfarrer Braun

Genau, aber das sieht die Polizei bestimmt nicht so gerne. Ich werde also von Behörde zu Behörde tingeln und meinen Frieden machen. Aber wenn er auftaucht, ja, dann vergebe ich ihm. So oder so ist er ja ein ganz armer Mensch.

Er hätte am Pfarrhaus klingeln können.

Vielleicht hat er sich geschämt. Kameras werde ich auf jeden Fall keine installieren in der Kirche. Der liebe Gott sieht alles, aber ich muss nicht alles sehen.

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