BayernLB:Spät aufgewacht

Plötzlich nahm der Verwaltungsrat seine Aufgabe ernst: Ein Jahr nach dem Kauf der Hypo Alpe Adria wollte der Vorstand der BayernLB noch eine marode Bank kaufen - doch diesmal sagten die Kontrolleure Nein.

Klaus Ott

Zehn Milliarden Euro sind weg, und womöglich gehen noch ein paar Milliarden mehr verloren. Bayerns Landesbank kostet den Freistaat und seine Bürger jede Menge Geld, und wie viel davon irgendwann durch einen Verkauf des Instituts zurückfließen wird, ist ungewiss. So bleibt denn einstweilen nur ein kleiner Trost: Es hätte, was bislang kaum bekannt ist, sehr viel schlimmer kommen können.

Untersuchungsausschuss BayernLB Zeugenvernehmungen

Ein Jahr nach dem Kauf der Hypo Alpe Adria wollte der Vorstand der BayernLB  noch eine marode Bank kaufen - und scheiterte an dem Nein der Kontrolleure. (Archiv) 

(Foto: dpa)

Nach dem Kauf der maroden Hypo Alpe Adria aus Österreich im Jahr 2007 hatte die BayernLB sogar noch eine weitere angeschlagene Bank kaufen wollen, die IKB aus Düsseldorf. Das hätte bestimmt in einem weiteren Milliarden-Desaster geendet. Doch anders als bei der Hypo Alpe Adria stoppte der Verwaltungsrat, das Aufsichtsgremium der Landesbank, die forschen Pläne des Vorstands.

Die CSU-Politiker und Sparkassenfunktionäre, die damals dem Verwaltungsrat angehörten, nahmen ihre Kontrollaufgabe plötzlich ernst. Aber eben erst 2008, also ein Jahr und eine Bank zu spät. Denn im Jahr zuvor hatten Sparkassenpräsident Siegfried Naser, mehrere Minister und Kommunalpolitiker aus der CSU die Übernahme der Hypo Alpe Adria noch bedenkenlos durchgewunken. Als der BayernLB-Vorstand später auch noch die IKB erwerben wollte, war alles anders.

Dokumentiert ist die Kehrtwende des Verwaltungsrats in einem als "streng vertraulich" gekennzeichneten Protokoll einer Sitzung vom 19. Februar 2008. An diesem Tag hatte der BayernLB-Vorstand mitgeteilt, er sei "einmütig der Meinung", man solle ein offizielles Angebot für die zum Verkauf stehende IKB abgeben und sich so die "Chance auf den Erwerb" des Düsseldorfer Finanzinstituts erhalten. Alles andere wäre falsch.

Die Düsseldorfer Mittelstandsbank wäre nach Beginn der Finanzkrise Mitte 2007 als erstes großes Geldinstitut in Deutschland beinahe pleitegegangen. Die IKB musste, wie später die BayernLB, mit zehn Milliarden Euro vom Staat gerettet werden, um eine ruinöse Kettenreaktion an den Kapitalmärkten zu vermeiden. Als der Vorstand der BayernLB dann die IKB übernehmen wollte, war die Düsseldorfer Bank noch längst nicht saniert.

Die Landesbank hatte zu diesem Zeitpunkt bei der Hypo Alpe Adria bereits mehrere hundert Millionen Euro nachschießen müssen und zum anderen Risiken in Milliardenhöhe bei vermeintlichen Wertpapieren aus dem US-Immobilienmarkt angehäuft. Die Lage war also viel prekärer als beim Kauf der Hypo Alpe Adria. Das war offenbar der Grund, dass die Verwaltungsräte nun genauer hinschauten.

Einer der Kontrolleure gab bei der Sitzung am 19. Februar 2008 zu Protokoll, dass die IKB in Deutschland "nicht als gute Bank wahrgenommen" werde, die günstig zu erwerben sei. Im Jahr zuvor hatte es die Aufseher nicht gekümmert, dass die Hypo Alpe Adria in Österreichs Medien als mit vielen Problemen behaftete Skandalbank galt. Gegen die Übernahme der IKB machte Finanzminister Erwin Huber im Verwaltungsrat "erhebliche betriebswirtschaftliche Risiken geltend". Sparkassenpräsident Naser warnte gar vor einem Kapitalbedarf von zwei Milliarden Euro, dieses Geld habe die BayernLB gar nicht.

Der BayernLB-Vorstand wollte trotzdem nicht von seiner Idee lassen, die angeblich so tolle Mittelstandsbank aus Düsseldorf zu kaufen. Doch der Verwaltungsrat blieb hart. Der Vorstand musste nach langer Diskussion seinen Antrag zurückziehen, ein Angebot für die IKB abgeben zu dürfen. Die zuvor vom Staat gerettete IKB brauchte auch später noch viele Hilfen.

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