Bayern-Tipp:Dialektale Kultkomödie

Bayern-Tipp: "Dialekt-Papst" Ludwig Zehetner (re.) erklärt der Chinesin Mei Ding (Eva Sixt) die bairische Sprache.

"Dialekt-Papst" Ludwig Zehetner (re.) erklärt der Chinesin Mei Ding (Eva Sixt) die bairische Sprache.

(Foto: Helmut Koch)

Das Stück "My Fähr Lady" erlebt in Regensburg die 250. Aufführung

Das langsame Sterben der Dialekte ist in den Medien seit Jahren ein Dauerthema. Andererseits ist die Exotik so mancher Mundart derart ausgeprägt, dass sie in der Kultur- und in der jungen Heimatsoundszene eine erstaunliche Renaissance erlebt. Welcher Publikumserfolg mit einer Dialekt-Komödie zu erzielen ist, das zeigt vor allem das 2011 in Regensburg uraufgeführte Stück "My Fähr Lady". 250 ausverkaufte Aufführungen, begeisterte Zuschauer, eine jubelnde Presse (die Mittelbayerische Zeitung schrieb vor wenigen Tagen gar vom "Regensburger Theaterwunder"). Das ist die beeindruckende Bilanz dieser Komödie, die mittlerweile zum erfolgreichsten Theaterstück des Regensburger Turmtheaters aufgestiegen ist, aber auch schon auf anderen bayerischen Bühnen zu sehen war. Am kommenden Freitag findet die 250. Jubiläumsvorstellung statt, ein Ende des von Joseph Berlinger geschriebenen und inszenierten Kultstücks ist nicht abzusehen.

Berlinger hat für "My Fähr Lady" zahlreiche Kapitel aus dem dreibändigen Dialekt-lexikon "Basst scho!" von Ludwig Zehetner herangezogen und eingearbeitet. Eine Hauptperson des Stücks ist die von Eva Sixt verkörperte Chinesin Mei Ding, sie ist Putzfrau im Asia-Shop ihres Bruders. An den Abenden sitzt sie verträumt an der Donau. Sie würde gern eine Fähre betreiben. Aber als Fähr-Frau muss sie perfektes Bairisch sprechen. Also besucht sie einen Crash-Kurs bei Professor Zehetner, der als "Dialekt-Papst" in ganz Bayern bekannt ist. Dieser hat noch zwei weitere Schüler, nämlich den norddeutschen Manager Striede und den französischen Rapper Boulanger. Der eine lernt Bairisch, um seine Nachbarn zu verstehen, und der andere, um an eine Kellnerin heranzukommen, die er anhimmelt. Während sich die Herren schwer tun mit dem bairischen Dialekt, wird Mei Ding zur Meisterschülerin.

Die Chinesin mit der weißblonden Perücke wird coram publico von Zehetner in die idiomatischen Abgründe und zungenbrecherischen Schönheiten der bairischen Sprache eingeführt. Das Ergebnis ist kein simpler Sprachkurs, sondern eine Komödie sui generis, voller Vertracktheit und Sprachwitz, ein großes Vergnügen. Außer Ludwig Zehetner und der Schauspielerin Eva Sixt agiert auf der Bühne noch der Schauspieler Titus Horst (von September 2018 an: Georg Lorenz). Zu hören ist zudem die Stimme von Alba Falchi.

Die nächste Aufführung am 9. März ist zwar ausverkauft, aber das Stück steht weiter auf dem Spielplan des Turmtheaters. Aufführungsdaten sind unter www.regensburgerturmtheater.de zu finden.

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