Bayern-SPD-Spitzenkandidatin:Die Anti-Söderin

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Spitzenkandidatur: Natascha Kohnen führt die Bayern-SPD in den Wahlkampf. (Foto: Florian Peljak)

Dank Spitzenkandidatin Natascha Kohnen hat Bayerns SPD wieder einmal eine Hoffnung für die Landtagswahl. Eine, die einen Gegenpol liefert zum kommenden Schwergewicht der CSU.

Porträt von Katja Auer

Die große Inszenierung gehört nicht zum Repertoire der Bayern-SPD - ihre Parteitage sind allenfalls Beispiele dafür, wie man sich öffentlich selber zerfleischen kann. Wie mit guter Kunde umzugehen ist, da fehlt der Partei wohl schlicht die Übung. Und so passierte die Kür der Spitzenkandidatin für die bayerische Landtagswahl 2018 eher zufällig und früher als geplant.

Als der Landesvorstand am Sonntag zu einer turnusmäßigen Sitzung zusammenkam, erklärte die Landesvorsitzende Natascha Kohnen ihre Bereitschaft, die SPD in den Wahlkampf zu führen. Daraufhin habe es so viele zustimmende Wortmeldungen gegeben, so berichten es Teilnehmer, dass man sich direkt für ein Votum entschieden habe. Das fiel einstimmig aus.

Anstatt die Kandidatin daraufhin stolz zu präsentieren, verschickte die SPD eine schlichte Mitteilung zu einer Zeit, als viele Zeitungen schon gedruckt waren und lud erst für den nächsten Tag zur Pressekonferenz. Es mag die Lehre aus dem Wahljahr 2013 sein, als die SPD mit großem Bohei den damaligen Münchner Oberbürgermeister Christian Ude nominierte und sich dermaßen an ihm berauschte, dass das 20,6-Prozent-Ergebnis am Wahlabend umso mehr schmerzte. Eine noch schlimmere Niederlage haben die Genossen nun mit 15,3 Prozent bei der Bundestagswahl erlebt. Da hätte ein gut platzierter Coup manchem nun gut gefallen.

Die richtige Wahl hat die SPD zweifellos getroffen, auch wenn es 2018 wohl wieder nur darum gehen wird, den Wahlabend mit einer halbwegs akzeptablen Niederlage zu beenden. Doch während sich die CSU im Machtkampf aufreibt, geht die SPD mit einer Frau ins Rennen, die einen Gegenpol bilden könnte vor allem zu Markus Söder, sollte er denn Chef werden bei der CSU. Kohnen ist eine moderne Frau, die jünger wirkt als 50, einem in der Politik ohnehin jugendlichen Alter. Sie ist intelligent und eloquent und gilt als liberal.

Bei einer Landtagsrede von anderthalb Jahren ging sie spontan die CSU an, die mit "ihrem populistischen Rausgeplärre" dem ganzen Land auf die Nerven gehe. Die Rede wurde ein Internethit und Kohnen kurzzeitig beinahe berühmt. Dass sie sich im Wahlkampf zu sehr der CSU annähert, müssen ihre Unterstützer jedenfalls nicht befürchten.

Kohnen ist eine politische Spätstarterin

Die Mutter zweier Kinder ist Biologin und legte eine politische Blitzkarriere hin. Erst mit 33 Jahren trat sie in die SPD ein und kandidierte in Neubiberg bei München für den Gemeinderat. 2008 zog sie in den Landtag ein, 2009 wurde sie Generalsekretärin der Bayern-SPD. Das wollte mancher zum Manko erklären, als sie sich im Frühjahr als Landesvorsitzende bewarb.

Doch die Basis stimmte klar ab, bei einer Mitgliederbefragung erhielt Kohnen 53,8 Prozent der Stimmen, mehr als ihre fünf männlichen Konkurrenten zusammen. Im Dezember will sie beim SPD-Bundesparteitag als Stellvertreterin von Martin Schulz kandidieren. Und dann die CSU herausfordern. "Ich bin bereit voranzugehen", sagt sie über sich.

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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