Bayern: Neue Gerüchte um Seehofer:"Das ist ein mittleres Erdbeben für die Partei"

Spekulationen über das Privatleben von Ministerpräsident Seehofer beunruhigen die CSU. Führende Christsoziale befürchten, dass er dafür auf dem Parteitag abgestraft wird.

Berichte, wonach Ministerpräsident Horst Seehofer die Beziehung zur Mutter seiner unehelichen Tochter in Berlin aufrechterhält, haben für erhebliche Unruhe in der CSU gesorgt. Vor allem seine erklärten Gegner in der Partei verlangen nun, er müsse sich spätestens bis zum CSU-Parteitag Mitte Juli dazu äußern.

Bayern: Neue Gerüchte um Seehofer: Führende Christsoziale befürchten, die Gerüchte um das Privatleben von CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer (hier auf einem Bild vom Mai) könnten sich auf dem Parteitag rächen

Führende Christsoziale befürchten, die Gerüchte um das Privatleben von CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer (hier auf einem Bild vom Mai) könnten sich auf dem Parteitag rächen

(Foto: Foto: AP)

Dort will Seehofer als Vorsitzender wiedergewählt werden - eine Alternative zu ihm gibt es nicht. Deswegen betonen nun viele aktive CSU-Leute öffentlich, was Seehofer in seiner Freizeit mache, sei reine Privatsache.

Eine ganze Reihe führender CSU-Leute geht aber davon aus, dass die Berichte zutreffen. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung sagten sie, entsprechende Gerüchte gebe es schon lange. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis darüber berichtet werde. Diese Äußerungen wollten sie aber nicht mit ihrem Namen verbinden. Deshalb fordern sie, Seehofer müsse die Sache klären, sonst schwele die Situation weiter und könne sich beim Parteitag entladen.

"Das ist ein mittleres Erdbeben für die Partei", sagte einer. "Das kann man nicht an sich abtropfen und vorbeigehen lassen. Es geht hier auch um unsere Glaubwürdigkeit." Die Staatskanzlei jedoch erklärte auf offizielle Anfrage, der Ministerpräsident werde sich weder zu seinem Privatleben äußern noch zu entsprechenden Forderungen aus der Partei Stellung nehmen. "Er sagt dazu nichts", sagte seine Sprecherin.

Nur wenige äußern sich öffentlich kritisch und wenn, dann vor allem die, die Seehofer nicht mehr ins Kabinett berufen hat, allen voran der frühere Wissenschaftsminister Thomas Goppel und die frühere bayerische Sozialministerin Christa Stewens. Beide sagten, die ungeklärte Situation belaste die Partei.

Goppel sagte der SZ: "Eine Erklärung des Parteivorsitzenden ist zwingend, wie auch immer sie ausfällt: Gerüchte dieser Art sind möglichst rasch aus dem Stadium des Ungewissen in das Stadium des Faktischen zu überführen. Alles andere schadet dem Innenleben der Partei genauso wie dem politischen Klima in der bayerischen Politik." In der Berliner tageszeitung (taz) hatte Stewens erklärt: "Ich glaube, das schadet der Partei." Seehofer solle für klare Verhältnisse sorgen.

Viele Gespräche mit aktiven und ehemaligen CSU-Ministern beginnen derzeit mit dem Satz: "Aber offiziell sage ich überhaupt nichts." Dann allerdings bricht sich häufig die Sorge um das Ansehen der Partei Bahn. "Das tut der Partei nicht gut, aber man kann es nicht ändern", erklärte ein altgedienter Parteimann. "Es sind noch 110 Tage bis zur Bundestagswahl. Wir können uns keine Personaldiskussionen leisten. Seehofer weiß das und verlangt der Partei ab, dass sie seine persönlichen Pirouetten mitträgt. Das ist auch Verantwortungslosigkeit gegenüber der Partei."

Einige Funktionäre in der CSU gehen davon aus, dass viele, die sich nicht öffentlich zu Seehofer äußern, ihr Missfallen bei der Wahl des CSU-Vorsitzenden auf dem Parteitag ausdrücken werden. "Wir können kurz vor der Bundestagswahl doch unseren Vorsitzenden nicht abstrafen, wir können es uns nicht leisten, dass der nur mit 70 Prozent der Stimmen rausgeht", heißt es.

Andere stellten sich vor Seehofer. Die EU-Abgeordnete Monika Hohlmeier sagte, das sei alles Seehofers Privatsache. Wortgleich äußerte sich auch der stellvertetende CSU-Fraktionschef im Landtag, Karl Freller. Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Zöller erklärte: "Ich würde an Seehofers Stelle auf so etwas überhaupt nicht reagieren. Um aus eigener Erfahrung zu sprechen: Vor Bundestagswahlen hatte ich immer wieder Gerüchten zufolge auf einmal eine Freundin, dann ist sogar nachts angerufen worden bei meiner Frau."

Auch Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet riet Seehofer davon ab, sich zu äußern. " In dem Moment, in dem er sich dazu einlässt, gibt er diesen Gerüchten eine Bedeutung, die sie nicht verdienen."

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