Bayern:Jetzt droht sogar dem Obazdn Gefahr

Bayern: Crepes in der bayerischen Variante mit Obazdn und Brezen.

Crepes in der bayerischen Variante mit Obazdn und Brezen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der arme Obazde hat es bei den ganzen Nicht-Bayern im Freistaat auch nicht leicht. Ständig wird er falsch dekliniert oder mit Schmelzkäse verunstaltet.

Kolumne von Nadeschda Scharfenberg

Ein Biergartenbesuch hat Tücken, vor allem für Zuagroaste und all die Touristen, die zurzeit den Freistaat bevölkern. Dem Nicht-Bayern geht es angesichts der bayerischen Karte ähnlich wie dem Bayern im China-Restaurant, wo er vorsichtshalber die Nummer 151 bestellt, weil er Shui Jing Xia Jiao nicht aussprechen kann. Blöd bloß für Unkundige, dass die Speisen-Tafeln im Biergarten selten eine Nummerierung aufweisen.

Das Übel beginnt schon beim Bier, denn die Unterscheidung von Hellem und Weißbier ist für Bayern-Neulinge eine echte Herausforderung. Die Bierverwirrung geht so: Bestellt der Gast aus einem dieser seltsamen Bindestrich-Bundesländer ein Helles. Als ihm das Helle hingeschoben wird, macht er große Augen, weil er eigentlich ein Weißbier gewollt hätte, das bei ihm helles Hefeweizen heißt. Ein interkulturelles Kommunikationsproblem.

An dieser Stelle ist gleich mal darauf hinzuweisen, dass es sich beim Reherl nicht um ein Wildgericht handelt, sondern um den Pfifferling, auch Oarschwammerl genannt. Spätestens bei diesem Wort ist für Nicht-Bayern die phonetische Schmerzgrenze erreicht. Auf den Schrecken erst mal das Helle auf Ex, bis nur noch ein schier unaussprechliches Noagerl übrig bleibt.

Ein ogmixda Obazda ist seiner Seele beraubt

Mit die größte Herausforderung ist die Deklination des Wortes Obazda, allerdings nur auf den ersten Blick. Denn eigentlich ist es ganz leicht: Es heißt immer Obazdn, außer im Nominativ (ein Obazda, der Obazde). Gefahr droht dem Obazdn also weniger von sprachlicher Seite als von technischer.

Seit dem Hype um das Küchenmaschinenwunderding Thermomix explodiert die Zahl der Thermomix-Obazda-Rezepte. Die Zutaten variieren, manche vergessen die Butter, manche fügen dem Obazdn in einem Akt der Beleidigung Sahneschmelzkäse hinzu. Aber selbst das ist halb so wild.

Das größte Übel ist die Zubereitungszeit: zehn Sekunden die Zwiebel zerkleinern, acht Sekunden den Camembert pürieren, dann den Rest dazu und noch mal acht Sekunden aufs Knöpfchen drücken. Macht 26 Sekunden. Dabei heißt der Obazde so, weil man ihn minutenlang von Hand oder höchstens noch mit der Gabel vermatschen muss, damit's ein rechter Baz wird. Ein ogmixda Obazda ist seiner Seele beraubt und muss mit einem Hellen auf Ex runtergespült werden. Bis zum letzten Tropfen, ohne Noagerl.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: