Bayern:Diese Projekte beschäftigen die Schulen

Das neue Schuljahr beginnt in Bayern - und mit ihm gibt es eine Reihe neuer und alter Projekte der Landesregierung. Ein Überblick.

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Mittelstufe Plus

Starnberg Schule

Quelle: Georgine Treybal

Das neue Großprojekt ist der Modellversuch Mittelstufe Plus. Zwei Jahre lang testen 47 Schulen einen neunjährigen Weg zum Abitur. Eine Rückkehr zum G9 soll das aber nicht bedeuten, das reguläre G8 bleibt - darauf legt die CSU wert. Und erst nach der Testphase wird entschieden, ob alle bayerischen Schulen die Mittelstufe Plus anbieten dürfen. Verbände und Opposition sehen sich bestätigt, denn elf Jahre nach der Einführung des G8 ist die Kritik nicht verstummt. 59 Prozent der Schüler meldeten sich für den Modellversuch an, sie haben nun vier Jahre für die Mittelstufe Zeit und deutlich weniger Nachmittagsunterricht. Nicht nur schwache Achtklässler besuchen die Plus-Klassen, sondern auch gute, die mehr Zeit für Hobbys haben wollen. Ein Problem zeigt sich schon jetzt: Kostenneutral, wie vom Ministerium gefordert, ist das Modell nicht zu organisieren. Die Gymnasien werden deutlich mehr Budget und Lehrer brauchen. Denn Bildungsexperten sind sicher, dass das neunjährige Gymnasium nicht aufzuhalten ist. Wie es dann heißt, ist Kosmetik. Foto: Georgine Treybal

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Digitalisierung

Gewerkschaft VBE: IT-Ausstattung der Schulen ist ´mittelalterlich

Quelle: dpa

Digital Natives sind mit Smartphones aufgewachsen, aber sie müssen lernen, mit Informationen umzugehen. Oft haben Schüler neueste Technik daheim, viele bayerischen Schulen aber können nicht mithalten. Laut Umfragen des Philologenverbands und Forsa nutzten die meisten Lehrer selten digitale Medien, weil sie mit der Ausstattung in der Schule unzufrieden sind. Die sei Aufgabe der Kommunen, heißt es im Ministerium. Digitalisierung ist seit 15 Jahren Thema, die Umsetzung zieht sich. Dabei stehen auf der Onlineplattform "Mebis" des bayerischen Landesmedienzentrums 14 000 Lernmaterialien und Konzepte zu Verfügung. Regelmäßig werden Modellversuche lanciert, etwa Feedback-Chats oder Video-Tutorials, die individuelle Förderung und Lernen daheim verbessern sollen. Nur, die Masse der Schüler hat davon noch nichts. Foto: Arne Dedert/dpa

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Ganztag

Starnberg Schule

Quelle: Georgine Treybal

Der Ausbau des Ganztagsunterrichts ist eine Dauerbaustelle, dabei hatte Ministerpräsident Horst Seehofer 2013 eine Ganztagsgarantie ausgesprochen: Bis 2018 sollen alle Schüler bis 14 Jahren einen Betreuungsplatz haben. Laut Bildungsmonitor 2015, der Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft, liegt Bayern bundesweit zurück: 2014 wurde ein Drittel der Kleinkinder ganztags betreut, 2013 waren es 9,2 Prozent in den Grundschulen. Das Kultusministerium setzt auf Vielfalt, bietet in gut 1000 Klassen Unterricht bis 16 Uhr und in 4120 Gruppen diverse Formen der Nachmittagsbetreuung. Mit Arbeitszeiten ist das aber eher selten kompatibel. Im neuen Schuljahr wird die Betreuung in einem Modellversuch mit der Jugendhilfe an 300 von 2750 Grund- und Förderschulen ausgedehnt: Montags bis freitags wird es offene Ganztagsbetreuung geben, bei Bedarf auch in den Ferien. An 100 Schulen sind die Kinder bis 18 Uhr beschäftigt. Foto: Georgine Treybal

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Lehrerbildung

Unterricht am Gymnasium

Quelle: dpa

Deutlich mehr Stellen und Budget könnten einige Probleme im bayerischen Schulwesen lösen, etwa durch zusätzliche Stunden für Schulpsychologen, das Kriseninterventionsteam oder Honorar für Sozialarbeiter. Aber der Bedarf regelt die Ausgaben, und die Prognosen sind nicht immer genau. Außerdem stellen die Flüchtlinge gerade alle Vorhersagen auf den Kopf. Mit Tandems aus Lehrern und Sozialarbeitern könnte man wohl Inklusion, individuelle Förderung und Sprachunterricht für Flüchtlinge umsetzen. Das Personal wäre da, das Geld wohl nicht. Daher müssen Lehrer sich in Fortbildungen selbst Kenntnisse zu Inklusion oder Psychologie aneignen und lernen, wie sie Deutsch als Zweitsprache vermitteln. Im Studium sind diese Module verpflichtend, aber viele ältere Lehrer haben jetzt zum ersten Mal mit mitunter traumatisierten Flüchtlingen zu tun. Foto: Marijan Murat/dpa

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Inklusion

Starnberg Schule

Quelle: Georgine Treybal

2008 ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten, 2011 änderte der bayerische Landtag das Schulgesetz. Der fraktionsübergreifenden Zusammenarbeit für das Gesetz trauern Politiker noch immer nach. Seit 2011 können auch Kinder mit Behinderung in Regelschulen gehen, teilweise begleitet von sonderpädagogischen Helfern. Kultusminister Spaenle nennt Inklusion eine der "Kernherausforderungen des bayerischen Schulwesens". 20 000 Kinder gingen im vergangenen Schuljahr in Regelklassen, 2000 Förderschüler lernten in gemischten Gruppen an Förderzentren. Zwar hat der Freistaat 500 Stellen für die Inklusion geschaffen und die Beratung ausgebaut, aber in der breiten Masse der Schulen wird Inklusion kaum umgesetzt. Es fehlt an Personal. Außerhalb der 212 Schulen, die sich Inklusion ins Profil schreiben und gefördert werden, geht der Ausbau schleppend voran. Die Euphorie sei verflogen, kritisiert die Opposition. Foto: Georgine Treybal

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Bundesweite Abiturprüfung

Länder wollen bundesweit vergleichbares Abitur

Quelle: Armin Weigel/dpa

Einschneidend wird das neue Schuljahr für die Elftklässler, die sich in den nächsten zwei Jahren auf ihr Abitur vorbereiten. Ob sie den Unterschied in der Prüfungsvorbereitung spüren? Sie werden 2017 jedenfalls die ersten sein, die im Mathe-, Deutsch-, Englisch- und Französisch-Abitur die gleichen Anforderungen erfüllen müssen wie in allen anderen Bundesländern. Bayern setzt damit einen Beschluss der Kultusministerkonferenz um, wonach die Abiturnoten der einzelnen Bundesländer von 2017 an vergleichbar werden sollen. Wichtig ist das vor allem bei der Vergabe von Studienplätzen, für die ein Numerus clausus gilt. Wissenschaftlich ist das zwar nicht erwiesen, aber Bildungsexperten kritisieren regelmäßig, dass die Hochschulreife in den Bundesländern zu unterschiedlich ist. Abiturienten aus Ländern mit schwierigem Abitur, zu denen sich auch Bayern zählt, seien dadurch gegenüber Abiturienten mit einfacherem Abitur im Nachteil. Foto: Armin Weigel/dpa

Texte: Anna Günther

© SZ vom 14.09.2015/vewo
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