Bayerisches Heimatministerium:Ein Homeoffice für Söder

Deutschland, Nürnberg, Bayerisches Staatsministerium fuer Landesentwicklung, Finanzen und für Heimat Amtssitz Markus Soeder, Finanzminister von Bayern (CSU)

Markus Söder an seinem neuen Amtssitz in Nürnberg, dem Bayerischen Staatmisterium für Finanzen für Landesentwicklung und Heimat.

(Foto: Peter Roggenthin)

Erstmals seit 200 Jahren hat die bayerische Staatsregierung eine Dependance in Franken eröffnet. In Nürnberg zelebriert Hausherr Markus Söder sich und den neuen Dienstsitz seines Heimatministeriums - und freut sich über die Lästereien der Opposition.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Kurzer Rückblick in den Februar 2014, Jahresempfang der Nürnberger CSU, der Historische Rathaussaal ist prall gefüllt. Er lese ja in diesen Tagen viel Schönes über die Eröffnung des Heimatministeriums in Nürnberg, sagt Horst Seehofer. Nur frage er sich gelegentlich, ob er als Ministerpräsident eigentlich auch was zu tun habe mit dieser Eröffnung? Unsicheres Gelächter im Saal.

Ein paar Tage zuvor war ein großes Hallo im neuen Haus, Landräte aus ganz Bayern gaben sich die Ehre, von einem historischen Moment in der Geschichte des Freistaats war die Rede. Franken ist jetzt auch Staatsregierung, Wahnsinn! Aber stimmt: An ein Bild von Seehofer vor oder in der Franken-Dependance des Freistaats kann man sich jetzt spontan nicht erinnern. Kann das sein?

Nur Seehofers Anarcho-Humor?

Seehofer lästerte noch weiter beim CSU-Empfang. Er hoffe doch, dass der Staatsminister Markus Söder "die Gnade" habe, auch ihn, den Ministerpräsidenten, mal ins neue Haus "einzuladen". Gelacht wurde da bloß noch vereinzelt, und das auch nur unterdrückt: Soll das etwa heißen, der Minister hat den Ministerpräsidenten zum Festakt nicht eingeladen? Oder ist das jetzt nur Seehofers Anarcho-Humor? Die CSU-Festgesellschaft war irritiert.

Fünf Monate später, Söder fläzt im Sessel seines neuen Arbeitszimmers am mondänen Lorenzer Platz in Nürnberg, über seinem Kopf hängt Kunst. Das Heimatministerzimmer ist gerade fertig geworden und sehen, so wird es einem gesteckt, durfte das bisher keiner. Exklusive Homestory, Wahnsinn! Söder hat ein sein breitestes Lächeln aufgelegt, auf dem Tisch steht eine Tasse mit Söder-Comic-Skizze. Im Blick hat der Minister ein Regal mit Fotos, die zeigen, wie ihm Ernennungsurkunden in die Hand gedrückt werden, zum Umwelt-, zum Finanzminister. Dass auch Seehofer auf den Fotos zu sehen ist: geschenkt.

Auf die Frage, was das denn war im Februar? Wie Seehofer den Eindruck bekommen konnte, nicht eingeladen zu sein zum großen Eröffnungsfestakt im Heimatministerium, sagt Söder: Das sei doch nur der Erstbezug des Ministeriums gewesen, die Schlüsselübergabe sozusagen, "ich wusste nicht, dass das wichtig ist für ihn". Das Lächeln wird jetzt noch breiter.

Nun sprach Söder bei diesem Termin davon, dass "Nürnberg jetzt Regierungssitz" auf Augenhöhe mit München ist. Und dass nun Geschichte geschrieben werde, weil erstmals seit der Staatsgründung 1806 staatliches Regierungshandeln dauerhaft nicht mehr nur in München stattfindet. Ein superhistorischer Moment also für ganz Bayern! Einerseits. Andererseits stand im Februar eben auch die Kommunalwahl vor der Tür. Und am Tag nach der Schlüsselübergabe von Nürnberg sah man nicht Seehofer in den Zeitungen. Sondern Söder, den Mann, der den Freistaat nach Franken holt. Dem Anschein nach. Für Söder war das, darf man vermuten, die um Längen besser bebilderte Geschichte.

Söder will hier "Tresorgespräche" führen

Es läuft überhaupt super für Söder, und wohl nirgends kann man das gerade besser sehen als in Söders sonnendurchflutetem Zimmer im Zentrum der Stadt, im Gebäude der ehemaligen Bayerischen Staatsbank. Höher gelegen als das Nürnberger Rathaus, das hat was für Söder. Der große Sep Ruf hat das Haus nach dem Zweiten Weltkrieg entworfen, es galt schon 1951 als "architektonisches Wunder in Sandstein, Glas und Stahlbau".

Auch wenn das womöglich nicht mehr jeder so sehen muss, dem Charme des Hauses kann man sich schwer entziehen: Dem ehemaligen Tresorraum nicht, mit seinen Panzertüren und Spiegeln, alles in blaues Licht getaucht, Söder will hier künftig "Tresorgespräche" führen. Und schon gar nicht dem ebenso zentralen wie schmucken Lichthof mit Blick auf den Lorenzer Platz. Kabinettssitzungen sollen in diesem Hof mal stattfinden, der Ministerpräsident kann sich freuen darauf. Respektive er könnte, wenn er schon wüsste, wie es dort aussieht.

Soweit aber ist es noch nicht, jetzt ist erst mal Tag der offenen Tür: Am Samstag dürfen die Nürnberger das Haus anschauen, das wird bestimmt eine schöne Eröffnung mit tollen Bildern. Und danach ist dann, so ist es ja nicht, auch Seehofer eingeladen zur ersten Kabinettssitzung, Anfang August soll das sein. Im September könnte man noch - das ist jetzt allerdings spekulativ - den Zwei-Drittel-Bezug des Hauses feiern. Denn momentan sind erst 30 Mitarbeiter im Haus, in zwei Monaten sollen es schon 60 sein. Und im Januar sollen dann alle 100 Mitarbeiter ihr Büro bezogen haben. Und sich kümmern um Breitbandnetze, Digitalisierung, den Landesentwicklungsplan, Behördenverlagerungen und den kommunalen Finanzausgleich.

"Das hier ist ein Genius loci"

Keiner der 100, darauf legt Söder Wert, werde "gezwungen nach Nürnberg". Und das, obwohl ein Drittel des Personals am Ende vom alten Dienstsitz München stammen soll. Es wird also ein Fest im Januar. Womöglich sogar mit Ministerpräsident.

Ein Homeoffice für Söder? Die Lästerei der Opposition findet Söder lächerlich. "Je mehr die darüber reden, desto besser", sagt Söder, "ein besseres Marketing gibt es doch gar nicht." Und die miese Bilanz, die die Opposition kürzlich erkannt haben will nach 100 Tagen Heimatministerium? Erst mal ist das natürlich so eine Sache, weil die Eröffnung ja eigentlich nur eine Schlüsselübergabe war, und die wirkliche Eröffnung erst ansteht. Und dann ist da das Thema Breitbandausbau, ein 1,5-Milliarden-Euro-Förderprogramm, auf das Söder mächtig stolz ist. "Das hier ist ein Genius loci", sagt er und blickt auf den Balkon.

Wie er sich da jetzt fühlt? Söder sagt: "Ich bin aus der Nürnberger Westvorstadt, mein Vater war Maurermeister, München war ganz weit weg damals und wie für die meisten Nürnberger: wuchtig." Und nun sei er derjenige, der es sein dürfe, "dass das jetzt auf Augenhöhe definiert wird".

Eine "emotionale Geschichte" sei das für ihn. Wie er da so sitzt, die Hände in annähernd größtmöglicher Breite auf den Tisch gestützt, nimmt man ihm das ab.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: