Bayerischer Fernsehpreis:Großes Theater

Bayerischer Fernsehpreis: Der Bayerischer Fernsehpreis wird traditionell im Prinzregententheater in München verliehen.

Der Bayerischer Fernsehpreis wird traditionell im Prinzregententheater in München verliehen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Bayerische Fernsehpreis im Prinzregententheater ist eine Huldigung an Ruth Maria Kubitschek, begleitet von den gewohnten Inszenierungen der Münchner Gesellschaft - auch wenn es anders ist als zu Zeiten von "Kir Royal": Ein derart feines Rampenlicht möchte heute noch immer jeder nutzen.

Von Philipp Crone

Hinter ihr sprintet eine Dame vorbei und bleibt mit einem Absatz im Kopfsteinpflaster hängen, so dass sie fast stürzt. Vor ihr werden gerade zwei Fotografen handgreiflich, der eine fällt von seinem kleinen Podest herunter und seine Ausrüstung kullert scheppernd die Auffahrt vor dem Prinzregententheater herunter. Neben ihr stöckelt eine Dame in Kreischpink vorbei, das Gesicht zu einem maximal breiten Grinsen in Richtung Fotografen verzogen.

Um sie herum herrscht also das große Teppich-Chaos vor dem Prinzregententheater, doch Ruth Maria Kubitschek lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Sie schreitet mit einem herzlichen Lächeln an den Fotografen vorbei, bleibt alle paar Meter kurz stehen, posiert und geht wieder weiter. Die Ehrenpreisträgerin beim Bayerischen Fernsehpreis am Freitagabend hat schon zu viele rote Teppiche, aufgeregte Fotografen und Gäste gesehen, als dass sie sich noch von irgendwelchen Nebengeräusche ablenken lassen würde. Schon dieser Auftritt vor Beginn der Preisverleihung ist einer Ehrenpreisträgerin würdig.

Am Freitagabend, beim 25. Bayerischen Fernsehpreis, kommen alle auf ihre Kosten. Die Fans, die trotz der bedrohlich dunklen Regenwolken vor dem Theater ausharren, können für einige Momente ganz nah an ihren Helden sein, zumindest so lange, bis die Mitarbeiter der Staatskanzlei den Schauspielern, Regisseuren und Produzenten den Weg frei räumen für ihren ersten Auftritt des Abends, den im Blitzlicht des roten Teppichs. Da passt es in diesem Jahr wunderbar, dass mit Ruth Maria Kubitschek eine Schauspielerin den Ehrenpreis und damit die wichtigste der vielen Fernsehpreise (siehe Text rechts) erhält. Kubitschek gab in Helmut Dietls "Kir Royal" die edle Verlegerin aus den besseren Kreisen, die ihren großen Auftritt bei Einladungen des Ministerpräsidenten genoss.

Und wie die Verlegerin Friederike von Unruh also bei "Kir Royal" über diesen Teppich schreitet, mit distanzierter Würde und gleichzeitig einer spürbaren Vorfreude auf den Empfang des Ministerpräsidenten, so schreitet Kubitschek auch am Freitag zu ihrer großen Ehrung und sagt: "Hier in München hat alles angefangen und hier war mit Kir Royal und Monaco Franze auch der Höhepunkt meiner Karriere."

Bis zum Höhepunkt des Abends dauert es dann allerdings noch eine Weile. Nadja Uhl darf zunächst mit einer Menge Verblüffung im Gesicht ihren Preis als beste Darstellerin Film entgegennehmen, und ein paar Minuten später erwarten die drei Kandidaten für den besten Darsteller Film mit sichtlicher Anspannung das Urteil der Jury. Jan Josef Liefers und Tobias Moretti schauen konzentriert nach vorne, nur Robert Atzorn bleibt scheinbar cool. Er gewinnt für seine Leistung im Film "Der Fall Jakob von Metzler" im ZDF. Doch auf der Bühne wird die Stimme des Mannes aus Norddeutschland dann auf einmal ganz dünn. "Solche Momente berühren einen immer besonders", sagt er. Seit 30 Jahren lebe er nun in Bayern, "und ich liebe dieses Land so". Sein Traum, einen Preis hier zu bekommen, sei nun in Erfüllung gegangen, "jetzt fühle ich mich hier auch richtig zu Hause". Die Worte des ergrauten Darstellers berühren selbst die so gefasst wirkende Ruth Maria Kubitschek derart, dass ihr Tränen in den Augen stehen.

Da kommt Denis Scheck als nächster Preisträger gerade recht. Erst lief er, von seinem Jack Russell Terrier an der Leine gezogen, zügig über den roten Teppich, dann macht er auf der Bühne Witze über seine abstehenden Ohren und die Glatze. Wer einen Preis für eine Büchersendung bekommt, muss eben einfach ein geborener Entertainer sein.

Und egal wer an diesem Abend noch eine Laudatio hält oder einen Preis entgegennimmt und dafür auf die Bühne darf, alle halten sich mehr oder weniger an die Grundregel: Du sollst nicht langweilen und überziehen.

Denn ob man nun sprachlos ist, drauflosplappert, Mama und Papa grüßt, cool und entspannt oder lauthals schluchzend den blauen Panther entgegennimmt, all das haben in den vergangenen 25 Jahren noch alle hinbekommen, zuletzt herrlich kurzweilig das Komiker- und Tatort-Duo Wachtveitl und Nemec im vergangenen Jahr. Und Iris Berben mit vollendeter Grandezza einer Filmdiva. In der Hinsicht muss man sich bei Kubitschek aber ohnehin gar keine Sorgen machen. Und hinzu kommt außerdem: Wer einen der Panther aus Porzellan am Freitagabend in der Hand halten darf, dem wird am Mikrofon ohnehin fast alles verziehen.

Die Preisträger:

Seit 1998 werden jährlich die besten Filme und Fernsehsendungen mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Bei der Gala in diesem Jahr im Prinzregententheater wurden die Sieger in 16 Kategorien ermittelt.

  • Der Nachwuchsförderpreis in diesem Jahr geht an Alicia von Rittberg für ihre Rolle in "Und alle haben geschwiegen" im ZDF.
  • Das Schauspielensemble Katharina Schüttler, Miriam Stein, Volker Bruch, Tom Schilling und Ludwig Trepte erhalten den Sonderpreis für ihre schauspielerische Leistung in "Unsere Mütter, unsere Väter" im ZDF. "Jeder für sich zieht den Zuschauer in seinen Bann, zusammen sind sie noch stärker und liefern so einen eindrucksvollen Nachweis für die Qualität dieser Schauspielergeneration", urteilt die Jury des Fernsehpreises.
  • Guido Knopp wird als Leiter der dreiteiligen Dokumentarserie "Weltenbrand" im ZDF ausgezeichnet.
  • Der Autor Frank Rudnik erhält einen Blauen Panther für seinen Dokumentarfilm "Unschuldig im Gefängnis - Justizopfer und ihr Kampf gegen Fehlurteile" in VOX.
  • Ebenso ausgezeichnet wird die Dokumentation "Drei Leben: Axel Springer" von Arte/ZDF der Autoren und Regisseure Sebastian Dehnhardt, Manfred Oldenburg und Jobst Knigge.
  • Jochen Alexander Freydank erhält den Fernsehpreis für die beste Regie. Sein Film "Und weg bist du", der in Sat.1 lief, sei eine "Tragikomödie im besten Sinne", schreibt die Jury.
  • Den Produzentenpreis erhält Rola Bauer für ihren Film "Die Tore der Welt" in Sat.1. Sie habe ihre Sonderstellung als Produzentin internationaler TV-Events gezeigt, heißt es von der Jury.
  • Christian Lyra und Sebastian Wehlings gewinnen als Autoren der Serie "Add a Friend" auf TNT Serie den Bayerischen Fernsehpreis.
  • Moderator Oliver Welke wird ausgezeichnet für seine Leistung in der "heute-show" im ZDF. Die Show habe sich in wenigen Jahren als neues Genre etabliert, ist die Begründung.
  • Arne Kreutzfeld wird als Executive Producer von Undercover Boss auf RTL mit dem Fernsehpreis geehrt.
  • Moderator Denis Scheck wird ausgezeichnet für seine Sendung "Druckfrisch - neue Bücher mit Denis Scheck" in der ARD. Es komme darauf an, eine interessante optische Form zu finden, urteilt die Jury, das gelinge Scheck seit zehn Jahren.
  • Den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten erhält in diesem Jahr Ruth Maria Kubitschek.
  • In der Kategorie Beste Darstellerin Film gewinnt Nadja Uhl für ihre Rolle in "Operation Zucker" in der ARD und ""Der Turm", in der Kategorie Bester Darsteller Film gewinnt Robert Atzorn mit seinem Film "Der Fall Jakob von Metzler" im ZDF.
  • In der Kategorie Beste Darstellerin Serien gewinnt Caroline Peters, Stefanie Stappenbeck und Maria Simon, bei den männlichen Rollen sind es die für ihre Rolle in "Mord mit Aussicht - Die Venus von Hengasch" in der ARD. Bester Darsteller Serie wird Charly Hübner für seine Rolle in "Polizeiruf 110 - Fischerkrieg".
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