Bayerische Politiker bei ZDF Login:Wenn Ilse Aigner ins Schlingern gerät

Fünf bayerische Spitzenpolitiker stellen sich im ZDF Fragen aus dem Internet. Kurz vor der Landtagswahl wollen sie mit einem guten Auftritt noch ein paar Unentschlossene auf ihre Seite ziehen. Doch unangenehme Fragen bringen die Politiker in Bedrängnis.

Von Martin Moser

Nur noch wenige Tage bis zur Landtagswahl: Die CSU liegt in Umfragen vorne, die absolute Mehrheit scheint möglich. Doch sicher ist sie keineswegs: Denn fast 50 Prozent der Wahlberechtigten in Bayern haben sich noch nicht entschieden, wem sie ihre Stimme am Wahltag geben. Die Sendung ZDF Log in reiste deshalb für eine Wahlsendung nach München.

Fünf bayerische Politiker sind an diesem Abend eingeladen: Margarete Bause, Spitzenkandidatin der Grünen, Hubert Aiwanger, Freie-Wähler-Chef, Wolfgang Heubisch, FDP-Wissenschaftsminister, Bundesministerin Ilse Aigner (CSU) sowie SPD-Spitzenkandidat Christian Ude.

Jeder hatte eine halbe Stunde Zeit, die Wähler mit seinen Argumenten zu überzeugen. Im Internet konnten direkt Fragen an die Kandidaten gestellt werden, die dann live im Studio beantwortet wurden. Da tauchte so manch unangenehme Frage auf, die die Politiker in Bedrängnis brachte.

CSU - Ilse Aigner

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Ilse Aiger wurde von Horst Seehofer vorgeschickt.

(Foto: dpa)

Ilse Aigner hat eigentlich ein Heimspiel hier in München. In Bayern ist die Verbraucherschutzministerin beliebt und so empfängt man sie zunächst auch im Studio des ZDF. Die Leute im Publikum klatschen artig bei Aigners Antworten - doch nur solange, bis sie ins Schlingern gerät als die ersten Fragen aus dem Netz zu Betreuungsgeld und PKW-Maut aufkommen - beides Themen ihres Chefs, Horst Seehofer, der an diesem Abend seine Ministerin aus Berlin vorschickt.

Aigner wechselt sofort in den Verteidigungsmodus, muss sich für die Politik der Landesregierung im Umgang mit Flüchtlingen und die Rolle der bayerischen Justizministerin Beate Merk im Fall Gustl Mollath rechtfertigen.

Wie es denn mit der Nachfolge von Horst Seehofer aussehe, möchte die Moderatorin Dunja Hayali wissen. Aigner lacht. Sie windet sich. Hayali fragt nach. Doch dazu will Aigner nichts sagen.

SPD - Christian Ude

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Christian Ude gibt sich kämpferisch.

(Foto: dpa)

Fast wäre Christian Ude bei seinem Auftritt zu früh gestartet. Ein Kameramann kann ihn gerade noch davon abhalten, voller Elan auf die Moderatoren zuzugehen. Er muss sich zunächst für die Umfragewerte der SPD rechtfertigen. Wo bleibt der erhoffte Ude-Bonus für die SPD bei den Umfragewerten? Ude erscheint ratlos.

Als beim Thema Mietpreisbremse der Vorwurf aus dem Netz kommt, die Stadt München unternehme nichts, ist Ude entrüstet: "Das ist blühender Unsinn." Er verteidigt sich, indem er seine eigenen Erfolge beim Mieterschutz in den Vordergrund rückt.

Grüne - Margarete Bause

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Siegerin des Abends: Margarete Bause, Spitzenkandidatin der Grünen.

(Foto: dpa)

Für Margarete Bause sind die Themen an diesem Abend wie ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk: Ein Studiogast lehnt Windenergie ab. Atomkraft und Energie aus Kohle will er aber auch nicht. Bause hört zu, die Hände ruhig am Tisch abgestützt und lächelt. Dann setzt sie an und erklärt, warum Windenergie wichtig für die Energiewende sei. Man kann ihr folgen, das ist vielleicht ihr größter Vorteil.

Im Vergleich mit den anderen Kandidaten kann Bause an diesem Abend wohl als Siegerin gelten. Im Studio und bei den Nutzern im Internet kommt sie am besten an. Und das obwohl Bause sich erst für die schlechten Umfragewerte der Grünen auf Bundesebene rechtfertigen muss. Sie lächelt die Frage weg und setzt ihre Punkte bei der Forderung nach einer Lohnuntergrenze und der Abschaffung von Noten in der Grundschule.

FDP - Wolfgang Heubisch

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Der bayerische Wissenschafsminister Wolfgang Heubisch kam im Studio nicht so gut an.

(Foto: dpa)

Wolfgang Heubisch streckt zum Schluss seiner knapp 30 Minuten den Daumen hoch in die Luft, mitten in die Kamera. Alles super, will er wohl damit sagen, und lächelt die Situation in Studio weg. Seine Positionen sind hier nicht gut angekommen: Billige Volkswohnungen? Heubisch schüttelt verständnislos den Kopf. Auch eine Mietpreisbremse lehnt er ab.

Sponsoring an Universitäten findet der FDP-Mann dagegen gut - die User im Netz, die bei ZDF Login ständig nach ihrer Meinung gefragt werden, sehen das kritisch. "Gerade da habe ich gedacht, dass ich sehr gut abschneiden werde", versucht Heubisch die Situation noch irgendwie zu retten. Stille. Nächstes Thema.

Die Menschen im Studio kann Heubisch an diesem Abend nicht für sich gewinnen. Selten bekommt er vom Publikum Applaus. Wahrscheinlich kalkuliert Heubisch auch nicht mit ihren Stimmen - er will offensichtlich ein anderes Klientel ansprechen.

Freie Wähler - Hubert Aiwanger

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Hubert Aiwanger, Spitzenkandidat der Freien Wähler, sieht sich gerne in der Rolle des Königsmachers.

(Foto: dpa)

Wirklich Neues gibt es von Hubert Aiwanger nicht zu hören. Man spricht über Geld, Schule, Gesundheit. Das Tempo zwischen den Fragen ist hoch, Aiwangers Aussagen bleiben meist unkommentiert im Raum stehen. Er fordert weniger Bürokratie für Ärzte, geißelt die Eurorettungspolitik der Bundesregierung: "Man hat den Bürger in die Schlinge gesteckt und den Banken den Hinterausgang geöffnet."

Einzig auffällig ist, dass es bei Aiwangers Aussagen viele Überschneidungen mit rot-grünen Positionen haben: Betreuungsgeld und PKW-Maut lehnt er ab. Eine Mietpreisbremse und die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 fordert er.

Als die Moderatorin dann nach Gemeinsamkeiten mit der CSU fragt, tut sich Aiwanger schwerer. Nach einer Denkpause nennt er dann ähnliche Positionen bei der Forderung nach besserer Infrastruktur.

Aiwanger will sich alle Koalitionsoptionen nach der Wahl weiter offen lassen. Das betont er immer wieder. Als ihn die Moderatorin Dunja Hayali zum Schluss den Königsmacher nennt, lächelt er. Die Rolle scheint ihm zu gefallen.

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